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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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knutschen lassen, der ’ne Tüte voller stinkiger Lumpen mit sich rumträgt. Und ich sage Ihnen noch was: Sie haben Glück gehabt, dass diese Townsend-Typen keine Unterwäsche verkaufen, sonst wären Ihre hundert Jahre alten Shorts auch in den Müll gewandert.«
    Lowrie erbleichte. »Woher weißt du …«
    »Ja, ich habe Ihr altes, ausgeleiertes Unterhemd gesehen, und das war ein Anblick, der mich für den Rest meines …« Meg verstummte. Mit voller Wucht wurde ihr bewusst, dass sie längst tot war.
    »Ich weiß, Meg.« Lowrie nannte sie zum ersten Mal bei ihrem Vornamen. »Wir glauben alle, dass wir ewig leben. Dann macht es peng, unsere Zeit ist plötzlich abgelaufen, und wir haben nichts von alldem getan, was wir eigentlich vorhatten. Nun, ich nicht. Ich habe eine einmalige Chance, meine Versäumnisse wieder gutzumachen. Und einen Partner, der mir dabei hilft.«
    Meg schniefte, auch wenn ihr keine Tränen über die Wangen liefen. »Partner?«
    »Ja. Dich.«
    »Ich bin doch bloß hier, weil ich muss, schon vergessen?« Lowrie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich, aber vielleicht bist du ja auch mit dem Herzen dabei.«
    »Nein, McCall. Verlassen Sie sich nicht auf mich. Das ist vergebliche Liebesmüh. Ich konnte noch nie jemandem helfen, nicht einmal mir selbst.«
    »Na, wer jammert denn jetzt?«
    »Ach, halten Sie die Klappe, Sie rührseliger Opa.«
    »Reizend. Hat man dir nie beigebracht, älteren Leuten Respekt entgegenzubringen?«
    »Sie sind schon zu alt, um zu den Älteren zu gehören.«
    »Sehr witzig. Wenn ich hundert Jahre jünger wäre …«
    Und so sprossen die ersten Keime der Zuneigung zwischen dem Menschen und dem Geist. Und obwohl Meg es nicht bemerkte, schienen in ihrer Aura ein paar neue blaue Streifen auf.
    Das Eingangstor zu den RTÉ-Studios wurde bewacht. Ein riesiger Dubliner Muskelprotz stand da, der absolut nichts für unangemeldete Besucher übrig hatte.
    »Gehen Sie. Verkrümeln Sie sich«, sagte der Wächter, der laut Namensschild Dessie hieß.
    »Nicht so hastig, junger Mann«, protestierte Lowrie. »Ich bin hier, um Cicely Ward zu besuchen.«
    Der Wächter sah von seinem Klemmbrett auf. »Ja, ja. Genau wie all die anderen liebeskranken alten Trottel.«
    Lowrie beschloss, es mit Entrüstung zu versuchen. »Verzeihung, aber Missus Ward ist zufällig eine persönliche Bekannte von mir.«
    »Na klar, und ich bin Leonardo di Carpaccio.«
    Sogar Lowrie erkannte Sarkasmus, wenn er ihm so unverhohlen ins Gesicht sprang. »Hat man Ihnen nie beigebracht, älteren Leuten Respekt entgegenzubringen?«
    »Wenn ich jedes Mal, wo ich mir diesen Spruch anhören muss, ein Pfund bekommen würde …«
    Wem sagst du das, dachte Meg.
    »Ihr alten Heinis seid die Schlimmsten, versucht euch mit allen möglichen Tricks reinzuschmuggeln, um die Stars anzugaffen. Los, verschwinden Sie, bevor ich die Rentnerpolizei rufe.«
    Lowrie rückte seine Krawatte zurecht. »Sehe ich aus, als hätte ich es nötig, mich irgendwo reinzuschmuggeln?«
    Der Aufpasser rieb sich über die Haarstoppeln. »Der Schein trügt oft. Ich zum Beispiel habe einen Magister in mittelalterlicher Dichtung.«
    Meg fand, es war an der Zeit einzugreifen. »Nutzen Sie die Kraft Ihres Willens, Lowrie.«
    »Wie bitte?«
    Auch noch schwerhörig, dachte Dessie. »Ich sagte: Der Schein trügt oft.«
    »Sie meine ich doch nicht!«
    »Wen denn dann?«
    »Sagen Sie’s ihm, Lowrie.«
    »Was soll ich ihm sagen?«
    »Was sollen Sie wem sagen?«
    Das Ganze wurde allmählich ziemlich verwirrend.
    Meg schwebte neben das Ohr des alten Mannes. »Hören Sie einfach nur zu, McCall, und sagen Sie nichts. Während ich in Ihrem Kopf war, habe ich bestimmte Kräfte freigelegt. Nutzen Sie die Kraft Ihres Willens. Bringen Sie diesen Dummkopf dazu, das Tor zu öffnen.«
    Lowrie zuckte die Achseln. Diese Geschichte mit der Willenskraft war schließlich auch nicht verrückter als alles andere, was ihm in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert war. Aus zusammengekniffenen Augen fixierte er den Wachposten. »Sie werden jetzt das Tor öffnen.«
    »Ich denke doch gar nicht dran.«
    »Konzentrieren Sie sich, McCall. Senden Sie Ihre Gedanken aus.«
    Lowrie biss die Zähne zusammen und bündelte seinen Willen in einem dichten Strahl. »Sie werden das Tor öffnen, weil ich es so will.«
    Dessies Augen wurden glasig wie zwei zerkratzte Murmeln.
    »Jawohl, Meister.«
    »Es funktioniert«, jubelte Lowrie. »Ich bin ein Genie!«
    »Wie war das, Meister?«, fragte der Aufpasser.

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