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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Falls doch, hatte Lowrie ein großes Problem.
    Einer der Söhne näherte sich. Er hielt Lowries alte Kleider in einer Tüte vor sich ausgestreckt, als wären es voll geschissene Windeln. »Möchte der Herr diese … Dinge mitnehmen?«
    Meg überlegte kurz. Sie hatte bereits die Brieftasche, die Zugfahrkarte, das Rentenbuch, die Schlüssel und das bisschen Bargeld herausgenommen. »Nein, der Herr möchte nicht. Werfen Sie das Ganze weg.«
    »Eine kluge Entscheidung.«
    Jetzt gab es kein Zurück. Entweder diese edlen neuen Klamotten, oder Lowrie McCall musste versuchen, sich in Unterhosen bei RTÉ reinzumogeln. Und das war ein Anblick, für den die freie Welt noch nicht reif war.
    Es war Zeit, den alten Mann zu wecken. Meg löste sich aus seinem Körper und wartete auf den großen Knall. Die matten grünen Augen blinzelten verträumt, und langsam breitete sich ein Lächeln auf Lowrie McCalls Lippen aus. »Hallo«, murmelte er, an niemand Bestimmtes gerichtet.
    Seltsames Verhalten. Die Townsends wichen zur Wand zurück.
    Lowrie hob den Zeigefinger. »Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.«
    Meg blickte sich um. Mit wem zum Teufel sprach der Alte?
    »Ich vergesse nie ein Gesicht.«
    Was für ein Gesicht? Vielleicht hatte der Körpertausch Lowries Verstand geschadet. Meg folgte seinem trüben Blick. Der verschlafene Trottel redete mit seinem eigenen Spiegelbild! Meg brach in schallendes Gelächter aus.
    Auf McCalls Stirn erschien die inzwischen vertraute Zornesfalte. »Was gibt’s denn da zu lachen?«
    Die Townsends erröteten. Sie hatten sich in der Tat dezent über das merkwürdige Verhalten ihres Kunden amüsiert.
    Meg riss sich zusammen. »Oh, nichts, außer dass Sie mit Ihrem Spiegelbild reden.«
    »Blödsinn! Das bin doch nicht ich.«
    »Sehen Sie mal genauer hin, McCall. Natürlich sind Sie das.« Eingehend betrachtete Lowrie die geschniegelte Gestalt, die vor ihm stand. Tatsächlich, der Herr vor ihm schien von einem Rahmen umgeben zu sein. Höchst ungewöhnlich. Es sei denn, es war tatsächlich ein Spiegelbild.
    »Du meine Güte«, seufzte er, als der Groschen endlich fiel.
    »Das ist der Mann, der ich hätte sein können.«
    Meg schnaubte. »Großer Gott, McCall, Sie finden aber auch immer was zu jammern. Seien Sie doch mal glücklich.«
    Lowrie berührte den Spiegel, nur um sich zu vergewissern.
    »Ich bin glücklich. Das ist … unglaublich. Danke.«
    »Gern geschehen. Jetzt haben Sie wenigstens eine kleine Chance, Ihre Cicely Ward zu küssen.«
    »Und ich habe eine Sekunde lang wirklich gedacht, du hättest das für mich gemacht.«
    »Habe ich auch. Was sind Sie doch für ein muffeliger alter Kauz. Können Sie nicht einfach mal lächeln, ohne sich Gedanken um die Folgen zu machen?«
    Lowrie strich seine Seidenkrawatte glatt. »Früher konnte ich das. Vor einer Ewigkeit … bevor … bevor all das andere passiert ist.« Da fuhr dem alten Mann plötzlich der Schreck in die Glieder. »Sag mal, womit hast du eigentlich das alles bezahlt?«
    Obwohl sie keinen Tropfen Blut mehr in ihren Adern hatte, schaffte Meg es irgendwie, rot zu werden. »Hab ich gar nicht.«
    »O nein. Du hast meinen Körper benutzt, um dieses Geschäft zu überfallen!«
    »Gar nicht wahr!«
    »Sondern?«
    Meg schwebte vor ihm zur Tür hinaus. »Ist nicht wichtig. Wir müssen jetzt zu RTÉ, schon vergessen? Das ist draußen in Donnybrook.«
    Zum ersten Mal seit Jahren lief Lowrie aus eigener Kraft.
    »He, komm zurück! Sag mir die Wahrheit!«
    »Meinetwegen. Aber sie wird Ihnen nicht gefallen.«
    »Ist mir egal. Sag sie mir trotzdem.«
    Da sagte Meg sie ihm. Sie gefiel ihm ganz und gar nicht.

Kapitel 6
Kuss für Sissy
    S ie fuhren mit dem Bus zu den RTÉ-Studios. Sogar Lowrie vergaß auf dem Oberdeck für eine Weile seine Griesgrämigkeit.
    Es war ein herrlicher Frühlingstag, und die Straßen der Stadt glitten unter ihrem Fenster vorüber wie ein Fluss voller Leben. Aber natürlich gelang es Lowrie nicht lange, glücklich zu bleiben.
    »He, du Gespenst, wo sind eigentlich meine anderen Sachen?«
    »Im Mülleimer.«
    »Was? Das Jackett habe ich zwanzig Jahre getragen!«
    »Ich weiß, das hat es mir erzählt.«
    Da sie sich in Dublin befanden, wunderte sich niemand allzu sehr über einen alten Mann, der im Bus Selbstgespräche führte.
    »Dazu hattest du kein Recht!«
    »Ist es Ihnen ernst mit diesem Kuss für Sissy oder nicht?«
    »Todernst, wenn du mir den Ausdruck verzeihst.«
    »Nun, sie wird sich wohl kaum von einem alten Trottel

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