Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
ab. »Ich wusste, du würdest es schaffen. Ich wusste es. Das tat gut. Das war fantastisch. Ich fühle mich wieder wie ein kleiner Junge.«
Langsam breitete sich ein Lächeln auf Megs Gesicht aus, beziehungsweise auf Lowries. »Sie haben Recht«, sagte sie, die Erinnerung an Francos überraschtes Gesicht noch genau vor Augen. »Das tat gut.«
Murt begleitete seinen Schützling bis zum Drehkreuz.
»Sie kriegen deswegen doch keinen Ärger, oder?«
Murt schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hab Sie schießen lassen und dann rausgeworfen – na und? Außerdem gehört mir die Wachdienstfirma.«
Meg nickte. »Gut. Hören Sie, Murt, vielen Dank. Das hat Lowrie … Ich meine, das hat mir wirklich viel bedeutet.«
»Keine Ursache. Einem Wilden Terrier helfe ich jederzeit gern.«
Und bevor Meg reagieren konnte, ergriff Murt Lowries Hand und begann, sie stürmisch zu schütteln. Ein Teil von Meg glitt in ihn hinein, dann riss sie sich hastig zurück.
Murt betrachtete verdutzt seine Finger. »Hmm«, murmelte er.
»Das war …«
»Das war was?«
Murt blinzelte. »Nichts. Ich dachte nur … Ach, nichts.«
»Alles Gute, Murt. Und grüßen Sie Dessie.«
»Mach ich. Sagen Sie, darf ich Sie was fragen?«
»Na klar, nur zu.«
»Dieses Mädchen, die Olympia-Sängerin.«
»Was ist mit ihr?«
»Sind Sie sicher, dass Sie nicht mit ihr verwandt sind?«
»Ja. Warum?«
Murt runzelte die Stirn. »Nun ja, manchmal … manchmal, wenn ich Sie anschaue, bilde ich mir ein, ihr Gesicht zu sehen.« Er lachte nervös. »Wahrscheinlich habe ich auch schon einen Sprung in der Schüssel.«
Meg und Lowrie lachten beide, vielleicht ein bisschen zu laut.
»Ja, Murt, wahrscheinlich.«
Der Wachmann schloss das Drehkreuz hinter ihnen, und dann standen sie wieder auf der Straße. Sobald Murt in den Schatten von Croke Park verschwunden war, löste Meg sich aus Lowries Zellstruktur.
»Auuu«, stöhnte Lowrie auf. »Mein Fuß. Du musst dem Ball wirklich gut einen versetzt haben.«
»Hmm«, brummte Meg betrübt.
»He!«, rief Lowrie. »Was ist los mit dir? Das war der zweite Punkt. Die Hälfte haben wir hinter uns.«
Meg setzte sich auf eine Mauer, nicht weil sie sich ausruhen wollte, sondern mehr aus Gewohnheit. »Es ist wegen Murt. Ich weiß jetzt, warum er mich sehen konnte.«
»Wirklich? Warum denn?«
»Gerade eben, als wir uns die Hand gegeben haben, konnte ich kurz in ihn reingucken. Es war reiner Zufall. Ich bin keine Schnüfflerin oder so.«
»Ach nein?«
»Es ist seine Lebenskraft. Seine Energie, oder wie Sie es nennen wollen.«
»Was ist damit?«
»Sie ist weg. Verschwunden. Aufgebraucht.«
»Soll das heißen, er stirbt?«
Meg runzelte die Stirn. »Meine Mam hat damals, als wir noch eins hatten, immer über unser Auto gesagt, der Motor würde nur noch mit heißer Luft laufen. Ohne Saft. Ich glaube, genauso ist es bei Murt. Mehr Geist als Körper. Deshalb konnte er mich sehen. Er ist so einer wie ich. Fast.«
»Und du konntest nichts für ihn tun?«
Meg schüttelte den Kopf. »Nein. Dazu reichen meine Kräfte nicht. Nun, zumindest ist seine Aura leuchtend blau. Der landet im Himmel, bevor er überhaupt merkt, dass er tot ist.«
Murt blickte ihnen vom Wachturm aus nach. Mit großen Augen verfolgte er, wie das Mädchen aus dem alten Mann herausglitt. Er hatte es gewusst. Er hatte gespürt, dass mit den beiden etwas faul war. Hastig riss er eine Videokassette aus ihrer Verpackung und schob sie in den Rekorder. Doch – zu spät. Das seltsame Paar war in der Dunkelheit verschwunden.
Was für’n Ding. Eine richtig große Nummer. Und seltsamerweise hatte er das Gefühl, dass er es verstand. Sie war ein Geist mit einem Auftrag. Wie kam er nur darauf? Murt zuckte die Achseln. Es war einfach eine Theorie. Kein Grund, sich deswegen verrückt zu machen. Allerdings würde er mit Dessie darüber sprechen, ihn um Rat fragen, wie er die Sache handhaben sollte. Dessie hatte schon immer einen guten Riecher fürs Geschäftliche gehabt.
Allein der Gedanke, dass er sich wieder einen von Dessies Vorträgen würde anhören müssen, trieb ihm den Blutdruck in die Höhe. Und im Handumdrehen wäre das Ganze Dessies Projekt und er nur der Juniorpartner. Andererseits wusste sein kleiner Bruder eben, wie man aus so einer Situation Geld herausholte.
Er brauchte erst mal eine Stärkung, bevor er mit Dessie sprach. Eine schöne Tasse Tee war genau das Richtige. Murt schwang sich aus seinem Drehsessel und trottete in die kleine Küche. Das
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