Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
Heißwassergerät stand tropfend auf der Spüle. Das Kabel war zerfranst, und der Stecker sah ziemlich angekokelt aus. Er sollte das Ding wirklich mal reparieren oder am besten gleich ein neues kaufen.
Murt zuckte die Achseln. Er würde sich morgen darum kümmern. Jetzt brauchte er dringend eine Erfrischung. Und einmal würde es das alte Schätzchen bestimmt noch tun. Er schüttelte ein paar Wassertropfen vom Stecker und näherte sich der Steckdose …
Myishi klopfte auf den Monitor seines Gehirnspießes. »Hier liegt das Problem.«
»Das wurde aber auch Zeit«, knurrte Beelzebub. Der Abend war gelaufen. Natürlich nur für ihn. Alle anderen leitenden Dämonen saßen gerade im Roten Saal und stopften sich mit vom Aussterben bedrohten Viechern voll.
»Alles lief genau nach Plan – was wir, nebenbei bemerkt, nicht Ihrem Seelenfänger zu verdanken haben –, da küsst der alte Mann die alte Frau, und PENG!«
»PENG? Wovon reden Sie da, Sie Technotrottel?«
Myishi verkniff sich die Bemerkung, dass nicht er, sondern Beelzebub der eigentliche Technotrottel war. Äußerungen dieser Art führten meist zu einem Elektroschock der Stufe 4 in einen überaus empfindlichen Körperteil. »Sehen Sie das weiße Licht, Beelzebub-san?«, sagte er stattdessen.
Nummer Zwei beugte sich hinunter zu dem Monitor. Er zuckte leicht in Belchs Gehirnmasse. »Ja, natürlich sehe ich es.«
»Gut. Das ist hundert Prozent positive Energie. Höchst selten. Ein vollkommener Augenblick. Da ist keine einzige Todsünde im Spiel. Wenn zwei Moleküle des Guten auf diese Weise aneinander stoßen, macht es PENG! Molekularfusion. Das absolute Gegenteil zu unsereinem. Hat Ihren Jungen weggeputzt wie ein Hai eine Babyschildkröte.«
Beelzebub schüttelte sich.
»Hat ihm erneut das Hirn durchgebrannt, sämtliche Energie abgezogen und ihn dann hierher zurückgebeamt, schneller als eine Hyäne das Aas von einem –«
»Schon gut, schon gut, Sie Widerling. Ich habe verstanden.« Myishi grinste verstohlen. Der große Beelzebub war also zimperlich. Nicht gerade förderlich in diesem Teil des Kosmos.
»Ist etwas Brauchbares auf dem Band?«
»Nein, Beelzebub-san. Nach dem Kuss nur noch Rauschen.«
»Und wie steht es mit Ihrem kleinen Roboter? Diesem Kobold?«
»Elph.«
»Kobold, Elf – ist mir doch egal. Hat er etwas aufgezeichnet, das uns weiterhilft?«
Elph flirrte noch immer im Kreis und wiederholte endlos denselben Satz. Zum Glück hatte Myishi die Lautstärke heruntergedreht.
»Leider ist das System aufgrund der Überlastung abgestürzt, aber ich kann es über den Server neu booten …« Er hielt inne, da ihm wieder einfiel, was beim letzten Mal passiert war, als er Beelzebub unter einem Haufen Fachjargon begraben hatte. Und tatsächlich begannen die Dreizackspitzen seines Chefs bereits gefährlich zu knistern. »Ich meine, das Hologramm funktioniert nicht mehr, aber ich kann es wieder in Gang bringen.«
»Gut. Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Und können Sie nichts gegen den Gestank unternehmen? Da wird einem ja übel.«
Myishi schnüffelte zögernd. »Nicht viel. Mit der Zeit wird er von selbst verschwinden. Das ist der Geruch des Glücks. Eau de Joie. Ist nicht mal ein Hauch des Bösen drin. Erinnert mich an Blumen …«
»Und Kuchen.«
»Und Seife.«
»Und eine Meeresbrise.«
Die beiden Höllenmänner schüttelten sich.
»Widerlich«, sagten sie wie aus einem Mund.
Ein historischer Moment. Das erste und vermutlich auch letzte Mal, dass Beelzebub und Myishi einer Meinung waren.
Der Gedanke behagte Beelzebub überhaupt nicht. »Na, dann sehen Sie zu, dass Sie die beiden wieder zum Laufen kriegen. Und kommen Sie mir nicht mit irgendwelchen Ausreden von wegen Ersatzteilmangel. Die Teile müssen schließlich nicht von Taiwan herbeigeschifft werden. Daher gebe ich Ihnen genau zehn Minuten. Dann fange ich an, die Sitzfläche Ihres hübschen Seidenanzugs anzukokeln. Haben wir uns verstanden?«
Myishi verneigte sich tief. »Absolut, Beelzebub-san.«
Der Programmierer zog das Jackett aus und entblößte seinen Oberkörper, der über und über mit kunstvollen Tätowierungen bedeckt war. Drachen tanzten über seine Brust, und auf seinen Schultern wogten Tsunamis. Er hielt den Atem an, um den Gestank des Guten nicht ertragen zu müssen, und versenkte die Hände wieder in Belchs Hirnmasse.
Wie alle Intellektuellen konnte er der Versuchung nicht widerstehen, zu kommentieren, was er tat.
»Die Explosion positiver Energie hat einen
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