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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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ich gerade her. Wo ist denn das Mädchen hin?« Lowrie, der Zuschauer in seinem eigenen Kopf, wurde sofort nervös, aber Meg hatte lebenslange Übung im schnellen Erfinden von Notlügen. »Ein Anruf auf ihrem Handy«, erklärte sie mit Lowries heiserer Stimme. »Sie nimmt gerade eine Platte auf, und die brauchen sie dringend für irgendwelche Backgroundaufnahmen.«
    Murt kniff skeptisch die Augen zusammen. »Verstehe. Und da ist sie einfach wieder über den Zaun geklettert?«
    »Ja. Sehr sportlich, die Kleine. Sie gehört zur irischen Leichtathletik-Nationalmannschaft.«
    »Aha.« Offensichtlich war Murts Lügendetektor nicht besonders sensibel.
    »Jawohl. Hat letztes Jahr bei den olympischen Spielen zwei Goldmedaillen geholt.«
    »Letztes Jahr?« Murt versuchte, im Kopf die Jahreszahl durch vier zu teilen.
    »Eine für so ’nen langen Lauf und einmal bei den Sprüngen.«
    »Marathon und Hürden?«
    »Ja, genau. Ein wunderbares Mädchen. Ich überlege, ob ich sie adoptieren soll.«
    »Ich dachte, ihr Großvater wäre gestorben?«
    »Ja … äh … aber er war gleichzeitig auch ihr Vater. Hatte sie adoptiert, nachdem ihre Eltern bei … einem Pavianüberfall in einem Safaripark gestorben waren.«
    Lowrie wusste nicht mehr, ob er über den Film, der da in seinem Kopf lief, lachen oder weinen sollte.
    Murt massierte sich nun die Schläfen. Allmählich brummte ihm der Schädel. »Gut, das reicht jetzt über dieses Wunderkind. Wollen Sie nun den Ball treten oder nicht?«
    »Natürlich will ich. Dafür bin ich doch hergekommen.«
    Meg lief langsam über den heiligen Rasen von Croke Park Richtung Tor. Von den Tribünen brachen Erinnerungsreste los und feuerten längst verschwundene Mannschaften an. Überall um sie herum traten, hakelten und rammten sich Schatten von Spielern der Vergangenheit gegenseitig die Beine weg, wenn der Schiedsrichter gerade nicht hinsah. Die Erregung war ansteckend. Meg konnte sich fast einreden, sie sei bei einem Finale dabei. In den letzten Spielminuten war es ihr Job, den Elfmeter in das Siegestor zu verwandeln. Sie fühlte Lowries Herz vor Aufregung pochen. Endlich, nach über fünfzig Jahren, erfüllte er sich seinen Traum.
    Meg legte den weißen Lederball auf den Rasen und trat acht Schritte zurück. Die Geisterzuschauer verstummten. Die anderen Spieler verschwanden, ausgelöscht von der Intensität des Augenblicks. Lowrie sprach ein stummes Gebet. Meg konnte es schaffen. Er war seinerzeit ein ganz ordentlicher Fußballspieler gewesen. Sie konnte sich auf seine Erinnerungen verlassen, die er ihr übermittelte. Jeden Schuss. Jedes Spiel, bei dem er über ein matschiges Feld gerannt war. Es war alles noch da, abgespeichert in einem verstaubten Haufen Elektronen irgendwo hinten in seinem Kopf.
    »Oh«, sagte Meg, und ihre Haltung veränderte sich komplett. Sie straffte die Schultern und verlagerte das Gewicht auf den hinteren Fuß. Kein Problem. Der Wind hatte sich gelegt, und sie stand direkt vor dem Tor.
    Zum ersten Mal arbeiteten sie wirklich zusammen. Gehirn und Muskeln hatten dasselbe Ziel. Meg leckte an Lowries Zeigefinger und hielt ihn prüfend in die Luft. Als der Tabakgeschmack ihr in die Geschmacksknospen biss, die vorübergehend ihre waren, schimpfte sie »Igitt!«, und spuckte aus. Ihre alten, nikotinverseuchten Lungen sonderten einiges mehr ab, als sie erwartet hatte. »Das ist ja widerlich. Was tun Sie sich bloß an?«
    »Lass dir das eine Lektion sein«, rief Lowrie aus der Ecke seines Kopfes, in die er sich zurückgezogen hatte.
    »Was? Rauchen gefährdet tatsächlich die Gesundheit?«
    Dieser Wortwechsel war zwar für das Meg-Lowrie-Team völlig normal, stürzte den armen Murt aber in Verwirrung. »Sie sind doch verrückt, stimmt’s? Völlig durchgeknallt. Na toll. Ich leiste einem Spinner Beihilfe. Am besten lasse ich mich gleich mit einsperren.«
    Der Wachmann griff nach seinem Funkgerät.
    »Nicht, Murt. Warten Sie«, rief Meg verzweifelt. »Das sind Rückblenden. Ich sehe plötzlich Bilder aus meiner Zeit mit den Wilden Terriern. Manchmal kommt mir alles so wirklich vor.« Mit dramatischem Schluchzen schlug sie die Hände vors Gesicht und spähte zwischen den Fingern hindurch, um zu sehen, wie Murt reagierte.
    »Ach, meinetwegen. Aber machen Sie endlich. Ich hoffe bloß, die Sunday World zahlt mir wirklich ein Vermögen für die Story, bei dem Ärger, den ich mit Ihnen habe.«
    Meg holte tief Luft und lief auf den Ball zu. Sie holte aus und trat mit der Innenseite des

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