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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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schaffe.«
    »Oh.«
    Sie gingen eine Weile schweigend weiter. Dann schoss Meg ein Gedanke durch den Kopf.
    »Woher wissen Sie überhaupt, wo der Kerl lebt? Haben Sie ihm hinterherspioniert, oder was?«
    Lowrie schüttelte den Kopf. »Nein. Der gute alte Brendan wurde vor ein paar Jahren in der Lokalzeitung erwähnt. Er hat sich nach einer illustren Karriere in der Stadt hier in der Gegend niedergelassen. Hat sich ein berühmtes Cottage gekauft, das früher der Großmutter von James Joyce gehörte.«
    »Was bedeutet ›illuster‹?«
    »Das ist unwichtig. Du weißt alles, was du wissen musst.« Meg schnalzte missbilligend. »Der neue Lowrie hat aber nicht lange vorgehalten. Wo sind denn die ganzen › Adieus ‹ und ›Madams‹ geblieben?«
    »Tut mir Leid«, entschuldigte sich der alte Mann. »Allein der Gedanke an diesen Mistkerl bringt mein Blut zum Kochen.«
    »Das Gefühl kenne ich.« Im Geist sah Meg Francos Gesicht vor sich. Wenn einer eine Abreibung verdient hatte, dann er.
    Sie gingen bis zum Ortsrand, vorbei an einer schier endlosen Reihe von Bed-and-Breakfasts. Die Nachmittagssonne versuchte halbherzig, zwischen schweren grauen Wolken hindurchzuscheinen. Oben auf einem der Hügel lag, einsam wie das Motel aus Psycho, Balls Cottage.
    »Gruselig«, murmelte Meg und erschauerte.
    »Gruselig?« Lowrie lachte leise. »Was bist denn du für ein Geist?«
    »Einer, der nicht scharf darauf ist, alten Opas eins überzuziehen.«
    Meg beschloss, die Schraube ein wenig fester anzuziehen.
    »Soll ich ihm die Nase brechen? Oder lieber ein paar Tritte in die Nieren, wenn er am Boden liegt?«
    »Ist mir gleich.«
    »Wie wär’s, wenn ich ihn in den Schwitzkasten nehme, bis er um Gnade fleht?«
    Auf Lowries Wangen zeichneten sich zwei rote Flecken ab. »Das überlasse ich dir, verstanden? Schließlich bist du die Expertin fürs Kriminelle.«
    Meg verkniff sich ein Grinsen. Alles lief nach Plan.
    Stufen aus Mosaikpflaster führten hinauf zu dem Cottage. Langsam machte Lowrie sich an den Aufstieg. Schweißperlen schimmerten auf seinem spärlich behaarten Schädel.
    »Zweifel?«, fragte Meg mit Unschuldsmiene.
    Lowrie wischte sich die salzigen Tropfen aus den Falten um die Augen. »Nein.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher!«
    Keuchend rang Lowrie nach Luft. Er zwang sich zur Ruhe. Was für eine fürchterliche Schmach, wenn er ausgerechnet auf Balls Türschwelle einen Herzinfarkt bekäme. »Hör zu, Meg«, sagte er. »Hier ist mein Plan: Ich gehe rein, stelle mich vor, erinnere ihn an den Tag in Westgate und verlange von ihm, dass er mich Sir nennt. Wenn er sich weigert, was er garantiert tun wird, steigst du in mich hinein und verpasst ihm eine mitten auf sein arrogantes, schnöseliges Kinn.«
    »Aye, aye, Captain. Ich hoffe nur, ich töte ihn nicht.« Lowrie zuckte zusammen. »Töten?«
    »Möglich wär’s schon. Ich kann in letzter Zeit meine Kraft so schlecht einschätzen.«
    »Ich will nicht, dass du jemanden tötest.«
    »Was? Nach allem, was er Ihnen angetan hat? Das wäre doch wohl das Mindeste.«
    Lowrie blieb stehen. »Mach keinen Unsinn. Einen kleinen Kinnhaken, mehr nicht. Du sollst ihn weder umbringen noch zum Krüppel machen. Nachher trifft ihn noch der Schlag!«
    »Ich werde mir Mühe geben. Aber versprechen kann ich nichts.«
    Lowrie stieg weiter den Pfad hinauf, allerdings noch zögerlicher als zuvor. Ein Wirbelsturm von Gefühlen wühlte seine Aura auf. Angst und Zweifel, vermischt mit Hass und Reue. Eine starke Mischung.
    Die Tür war aus Aluminium, was überhaupt nicht zu den alten, verwitterten Backsteinen passte.
    »Typisch Ball«, grummelte Lowrie. »Die alte Tür war wohl nicht gut genug für ihn.«
    »Wollen Sie den ganzen Tag hier stehen und die Architektur bewundern, oder bringen wir die Sache hinter uns?«
    Lowrie dehnte seine Finger. Er konnte sich nicht dazu durchringen, auf die Klingel zu drücken.
    »Nun?«
    »Jetzt drängel doch nicht so. Das hier ist nicht einfach für mich.«
    Meg wusste nur zu gut, was er meinte. Seinen Dämonen gegenüberzutreten war kein Kinderspiel. Vor allem wenn diese Dämonen halb Mensch und halb Höllenhund waren.
    Zitternd hob Lowrie den Finger. »Los jetzt, du alter Trottel«, ermahnte er sich selbst. »Er ist doch nur ein Mann. Nichts weiter als ein Mann.«
    Plötzlich ging die Tür auf. Vor Schreck taumelte Lowrie rückwärts und wäre beinahe kopfüber die Mosaikstufen hinuntergefallen.
    »Sehr elegant«, murmelte Meg.
    Brendan Ball stand im Schatten des Türrahmens.

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