Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
zu benutzen. Aber die waren plump und ungeschickt. Außerdem blieben die Knöpfe wegen des Schweißes manchmal stecken. Das war es also nicht.
Die zweite Idee war ein Meisterwerk an Schlichtheit. Franco zog den Sessel vor den Fernseher. Nahezu perfekt, aber es gab noch einiges zu verbessern. Den Bildschirm direkt vor der Nase zu haben bedeutete, dass er sich vorbeugen musste, um die mittlerweile leicht klebrigen Knöpfe zu betätigen. Schob er ihn ein wenig zur Seite, musste er den Kopf drehen und bekam einen schmerzenden Nacken. Wirklich eine harte Nuss. Sollte er denn auf sein einziges Vergnügen verzichten?
Schließlich verhalf ihm seine in dreißig Jahren ausgiebigen Faulenzens erworbene Gewieftheit zum Durchbruch: Er schlurfte ins Schlafzimmer, hievte die Tür des Kleiderschranks aus den Angeln und baute sie mit der verspiegelten Seite nach vorn neben seinem Sessel auf. Nun brauchte er nur noch den richtigen Winkel einzustellen, dann hatte er das Spiegelbild des Fernsehers direkt vor sich. Genial.
Erstens waren die Lautsprecher jetzt direkt auf sein gutes Ohr gerichtet, und zweitens hatte er quasi einen Achtzig-Zentimeter- Bildschirm. Paradiesisch. Das Einzige, was ihm noch fehlte, war ein Töpfchen …
Den ganzen Stress hatte er überhaupt nur wegen dieser Finn- Weiber. Waren einfach gestorben, alle beide innerhalb eines Jahres. Wo gab’s denn so was? Wie sollte ein Mann zurechtkommen ohne Frauen, die er herumkommandieren konnte?
Im Grunde machte es Franco nichts aus, dass sie tot waren. Er vermisste nicht die Menschen, sondern ihren Service. Obwohl die Kleine zu nichts nutze gewesen war. Und dazu noch frech. Aber die Mutter. Was für eine Köchin. Und eine fleißige Arbeiterin. Zwölf Stunden im Videoladen, und dann ab nach Hause, damit das Abendessen rechtzeitig auf den Tisch kam. Und nicht etwa den üblichen Mikrowellenfraß, o nein. Franco hatte immer darauf bestanden, dass alles frisch zubereitet wurde. Und dann musste sie sich von einem Taxi überfahren lassen. Gerade, als sein Rücken anfing, ihm Schwierigkeiten zu machen. Manche Leute waren wirklich rücksichtslos.
Elph war alles andere als beeindruckt. »Ich dachte, du wärst die unterste Sprosse der Evolutionsleiter«, bemerkte er trocken, »aber wie ich sehe, habe ich mich geirrt.«
»Wuff«, sagte Belch, der von dem Zwischenfall mit dem hundertprozentig Guten noch immer ein bisschen benommen war. Anscheinend hatten seine Homo-sapiens-Gene bei der Entladung das meiste abgekriegt, und nun war er mehr Hund als Mensch.
»Dieses Haus ist die reinste Müllkippe«, grummelte Elph angewidert. »So was würde ich eher bei jemandem wie … nun ja, wie dir erwarten.«
»Schnauze!«, kläffte Belch und kämpfte gegen den Drang an, das Hologramm in seine einzelnen Pixel zu zerreißen. »Sag mir lieber, was ich tun soll.«
Elph flirrte hinüber zu Francos Sessel. »Dies«, erklärte er und zeigte mit seinem 3D-Finger auf Kellys fettigen Kopf, »ist deine letzte Chance. Das psychologische Profil der gesuchten Seele deutet auf zwanghafte Tendenzen hin …«
Belch leckte sich seinen neu gesprossenen Fangzahn. Ektoplasmatischer Sabber tropfte ihm von den Lefzen.
Elph bemerkte die neue Entwicklung. Vielleicht sollte ich mich lieber auf Idiotenniveau begeben, dachte er. »Die Chancen stehen sehr gut, dass Meg Finn hier auftaucht.«
Belch nickte. Das klang logisch. Meg hasste Franco mehr als alles andere. Wenn sie die Gelegenheit dazu bekam, würde sie zurückkommen, um sich an ihm zu rächen. »Gut. Und was machen wir jetzt?«
Angewidert rümpfte Elph seine elektronische Nase. »Wir warten. Und versuchen, den Gestank zu ignorieren.«
»Hi hi«, gluckste Lowrie. »Ha ha, hick.«
»Sie sind ja betrunken!«, kicherte Meg. Es tat gut zu kichern. Seit der Gasexplosion hatte sie nicht viel zu lachen gehabt.
»Nein, nein«, widersprach Lowrie und wedelte mit seinem zittrigen Zeigefinger. »Nicht betrunken. Beschwipst. Das ist etwas ganz anderes.«
Sie fuhren wieder mit dem Zug, nordwärts Richtung Dublin. Die anderen Passagiere machten einen weiten Bogen um Lowrie. Offensichtlich war der alte Mann ein Säufer. Er roch ganz eindeutig nach Alkohol, und obendrein führte er Selbstgespräche!
Natürlich hatte Lowrie nicht Megs jenseitige Kräfte benutzt, um Brendan Ball niederzuschlagen. Ganz im Gegenteil, er hatte Meg vollkommen ignoriert und mit seinem alten Klassenkameraden eine halbe Flasche Brandy weggeputzt. Sie hatten sich als beste Freunde getrennt und
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