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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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»Ja?«, fragte er zögernd. »Wer sind Sie?«
    Lowrie kratzte seinen Mut zusammen und schluckte die Galle eines halben Jahrhunderts hinunter. Sag’s ihm, los, sag’s ihm!
    Doch dazu kam er nicht mehr. Sein alter Feind schob sich eine goldgerandete Brille vor die trüben Augen.
    »Mein Gott, das gibt’s doch nicht! Lowrie McCall!« Lowrie nickte nur, da er seiner Stimme nicht traute.
    »Ich glaub’s einfach nicht. Lowrie McCall. Na, komm rein, Menschenskind.«
    Ball winkte Lowrie, ihm zu folgen, und verschwand eilig im Flur.
    »Was für ein mieses Schwein«, bemerkte Meg. »Sie einfach so reinzubitten. Der hat vielleicht Nerven.«
    Lowrie schoss Meg einen seiner giftigen orangefarbenen Blicke zu und folgte Ball ins Haus. Sie landeten in einem Wohnzimmer aus schimmerndem Holz und Glas.
    »Ist das nicht verrückt?«, sagte Ball und deutete auf den Fernseher. »Ich hab dich gerade auf Video gesehen.« Der Bildschirm zeigte Lowries Gesicht als Standbild.
    »Setz dich, setz dich. Was möchtest du trinken?«
    Lowrie sank in einen antiken, gediegenen Ledersessel. Hätte Ball ihm nicht angeboten, Platz zu nehmen, ihm wären vermutlich einfach die Beine weggesackt. »Ich hätte gern … ein Glas Wasser, wenn möglich.«
    Ball klatschte erfreut in die Hände. »Natürlich, alter Junge, natürlich.«
    Lowrie blinzelte. Alter Junge?
    »Bin gleich wieder da.«
    Und schon verschwand Ball wie ein leicht arthritischer Wirbelwind in der Küche.
    » Ich hätte gern ein Glas Wasser, wenn möglich « , äffte Meg ihren Partner nach. »Und das nennen Sie Rache nehmen?«
    »Er hat mich überrascht, weiter nichts«, verteidigte sich Lowrie.
    »Sie haben doch wohl keinen Teenager erwartet?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich …« Lowrie hielt inne. Seine Geistergefährtin hatte Recht. Er hatte tatsächlich einen Teenager erwartet. Vielleicht nicht das Gesicht und den Körper, aber ganz gewiss die Einstellung. Nicht eine Sekunde hatte er damit gerechnet, dass sein alter Feind ihn erkennen und sogar hereinbitten würde.
    Ball kam zurückgeeilt, einen Krug mit Eiswasser und einen Gebäckteller in der Hand.
    »Der Grund, warum ich …«, begann Lowrie.
    »Nein! Kein Wort mehr, bevor du dich erfrischt hast. Dein Gesicht ist rot wie eine Tomate, und in deinem Alter musst du mit so was vorsichtig sein.« Ball klopfte sich auf die Brust. »Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«
    Lowrie nickte und nahm dankbar das mit Wasser gefüllte Kristallglas entgegen. Er leerte es in einem Zug, bevor er fragte: »Herzprobleme?«
    Ball nickte. »Dreifacher Bypass, letztes Jahr. Wäre beinahe in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Das war vielleicht ein Schock.«
    »Wem sagst du das.«
    »Du auch?«
    »Ja, leider. Ich brauche einen Spender. Aber ich stehe am Ende der Liste.«
    Ball wirkte ehrlich betrübt. »Oje, das ist ja furchtbar. Soll ich vielleicht ein paar Leute anrufen?«
    Lowrie schüttelte den Kopf. »Nein, danke … äh …«
    »Brendan.«
    »Danke, Brendan. In Irland warten vier Personen mit AB negativ, und die anderen drei sind junge Leute.«
    »Verstehe.«
    Beide Männer schwiegen eine Weile.
    »Ich freue mich, dass du gekommen bist, Lowrie«, sagte Ball schließlich. »Ich hatte nämlich schon länger vor, mich bei dir zu melden.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.« Der alte Mann holte tief Luft. »Seit der Operation habe ich über vieles nachgedacht. Vor allem über die Vergangenheit.«
    Lowrie war baff. Das war ja unglaublich. Ball ging es anscheinend genau wie ihm.
    »Es gibt eine Menge Dinge, von denen ich bedauere, sie nicht getan zu haben.« Er starrte auf den Fußboden. »Und Dinge, von denen ich bedauere, dass ich sie getan habe.« Ball fuhr mit dem Zeigefinger über den Rand seines Glases. »Da ist einiges, was mir auf der Seele liegt, Lowrie. Einiges, was ich wieder gutmachen möchte.«
    »Du brauchst dich nicht zu –«
    »Nein, Lowrie, bitte lass mich ausreden. Als ich in der Blackrock Clinic lag, habe ich mir geschworen, wenn ich je wieder auf die Beine kommen sollte, würde ich mit einigen Leuten reden. Du bist einer davon.«
    Für so was gab es einen Namen, dachte Lowrie. Synchronizität.
    »Vor langer Zeit ist etwas passiert«, fuhr Ball fort. »Du wirst dich wahrscheinlich gar nicht mehr daran erinnern.«
    »Darauf würde ich nicht wetten«, murmelte Meg, doch Lowrie beachtete sie kaum.
    »Als Jugendlicher war ich unverbesserlich. Ich weiß, wir hatten damals viel Spaß, und man neigt ja sowieso dazu, die schlimmen Zeiten zu

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