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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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über seine Mam herzieht. Ich beschloss aufzustehen, damit ich eine bessere Chance hatte, zu fliehen oder anzugreifen.
    »Ich bin kein Bauer, Ball. Wir leben nicht in einem Stall, und meine Mutter geht keinen Schafen an die Wolle.«
    »Ach, wirklich? Bist du sicher?«
    »Ja.«
    Sie hatten sich in einem Halbkreis aufgestellt. Ihre Augen funkelten, sogar im Schatten der Bäume. Da begriff ich, dass sie betrunken waren. Ich hatte diesen Blick schon einmal gesehen, zu Hause in Newford. Wie alle Dörfer in Irland hatten auch wir einen Säufer vom Dienst. Unser Exemplar setzte sich immer in den Kopf, alte Rechnungen zu begleichen, wenn er getrunken hatte. Anscheinend hatte Ball ebenfalls diese Idee gehabt.
    »Weißt du, McCall, im Grunde interessiert es mich kein Stück, in welchen Umständen du lebst. Ein Landei ist und bleibt ein Landei.«
    Er erwartete eine Antwort darauf, obwohl es keine Frage war. Beleidigungen auszutauschen ist wie ein Tennismatch, und Brendan hatte den Ball in mein Feld geschlagen. Nur dass ich keine Lust hatte zu spielen. Ich beschloss, es mit der Anstarr- Technik zu versuchen, die auf dem Fußballfeld so gut funktionierte. Das Dumme daran war nur, dass die Situation auf dem Spielfeld mehr oder weniger ausgewogen war, während es hier zehn gegen einen stand. Und dass ich Ball finster anstarrte, machte ihn nur noch wütender.
    »Was ist los, du Bauer? Hat’s dir die Sprache verschlagen? Oder wartest du darauf, dass deine Mami kommt?«
    Ich knirschte mit den Zähnen. Was ich auch sagen mochte, er würde es schaffen, dass ich als Trottel dastand.
    »Weißt du, McCall, du bist mir in letzter Zeit ein bisschen zu frech geworden. Hochnäsig. Nicht so unterwürfig, wie es sich gehören würde.«
    Unterwürfig? Welcher junge Kerl würde so ein Wort benutzen?
    Am anderen Ufer hatten sich ein paar Mädchen versammelt. Kichernd und winkend lehnten sie am Zaun. Ball winkte lässig zurück. Ein weiterer Flügel seines Fanclubs, gekommen, um die Demütigung des Jungen vom Land mitzuerleben.
    »Daher möchte ich«, fuhr er etwas lauter fort, damit alle ihn hören konnten, »dass du mich von jetzt an mit ›Sir‹ anredest.«
    Unwillkürlich stieß ich ein ungläubiges Schnauben aus. Ich hatte mich so sehr darauf konzentriert, den Mund zu halten, dass ich die Nase völlig vergessen hatte.
    Balls Gesicht lief rot an. »Gibt’s ein Problem, Weichei?« Ich rührte keinen Muskel. Nicht mal ein Augenlid.
    »Ich hab dich gefragt, ob’s ein Problem gibt?«
    Ich wagte ein Schulterzucken. Weder ja noch nein.
    Brendan beschloss, es als Nein zu interpretieren. »Gut. Dann lass mal hören.«
    Ich blinzelte. Jetzt reichte es aber.
    »Sag einfach: Aber gerne, Sir. «
    Dummerweise wählte ich ausgerechnet diesen Moment, um den Mund aufzumachen. »Du brauchst mich nicht mit ›Sir‹ anzureden, Brendan.«
    In den Bäumen hatten Grillen gezirpt, aber ich schwöre, in diesem Augenblick verstummten sogar sie. Doch das Schweigen hielt nicht lange an. Der Nachteil, wenn du gerne andere schikanierst, ist, dass insgeheim sogar deine Freunde auf deinen Untergang lauern. Die Mädchen am anderen Ufer kreischten jedenfalls vor Lachen und trommelten voller Schadenfreude gegen den Zaun.
    »Gut gemacht, Paddy! Zeig’s diesem Mistkerl!«
    Ich nahm an, dass mit Paddy ich gemeint war. Brendan kam zu dem gleichen Schluss und verwandelte sich blitzartig vom geistreichen Spötter zum Schläger.
    Noch bevor er wusste, was er tat, hatte er ausgeholt und schlug mich auf den Mund. Es brannte ein bisschen, aber ich hatte schon weitaus schlimmere Schläge eingesteckt. Überrascht starrte Ball seine Faust an, als habe sie ihn hintergangen. Er hatte seine Gelassenheit verloren, und das in aller Öffentlichkeit.
    Verwirrung zum eigenen Vorteil zu nutzen ist die Lieblingstaktik eines jeden Fußballers, und so beschloss ich, sie zum Einsatz zu bringen. Ich streckte die Hände aus und versetzte diesem Großmaul mit aller Kraft einen Stoß. Er kippte hintenüber und rutschte auf seinem Allerwertesten die Böschung hinunter. Überaus peinlich.
    Sofort stürzte sich Balls Bande auf mich wie Jagdhunde auf einen Fuchs. Da sie noch nie in ihrem Leben wirklich gearbeitet hatten, waren sie vergleichsweise schwach, aber sie waren in der Überzahl, und es gelang ihnen, mich zu Boden zu drücken, dass mir der Matsch in die Ohren lief.
    Die Mädchen am Zaun lachten noch immer. Für sie war das Ganze wie eine Theatervorstellung oder ein Kinofilm.
    Ball kletterte, sich

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