Meggie (German Edition)
sollten diesen Morgen genießen. Erst jetzt dachte sie daran, dass sie ihn gestern Abend nicht ins Zimmer gelassen hatte.
Sie musste ihn suchen. Sie zog sich schnell an und lief hastig die Treppen zur Empfangshalle hinunter. Als sie auf der letzten Stufe der Treppe stand, sah sie John zusammengekauert in der Ecke eines Ledersofas sitzen. Er schien seinen Schlafplatz in der gestrigen Nacht gefunden zu haben. Meggie quälten plötzlich Schuldgefühle, dass sie John um seinen Schlaf gebracht hatte. Es tat ihr leid, dass sie so empfindlich reagiert hatte. Wäre sie gestern Abend ruhig geblieben, hätte sie mit Paul offen und ehrlich gesprochen, wäre alles vielleicht nicht so gekommen. Aber Paul hatte sie an der empfindlichen Stelle getroffen, Meggie ging die letzte Stufe hinunter auf John zu. Er schlief fest und selbst das Gerede der herumlaufenden Hotelgäste störte ihn nicht. Meggie blieb kurze Zeit stillschweigend vor ihm stehen und sah ihn an. Erst als ein Hotelgast in der Halle laut nach einem Pagen rief, blinzelte John mit den Augen.
Er öffnete sie weit und sah sie an.
„ Versprich mir, dass du mich in meinem ganzen Leben nie wieder auf dem Sofa schlafen lässt“, sagte er müde. Er versuchte seinen Körper langsam aufzurichten und rieb seinen schmerzenden Nacken, der ganz steif geworden war.
„ Ich verspreche es dir“, entgegnete Meggie lächelnd und fügte hinzu: „Als Entschädigung spendiere ich dir ein Frühstück.“ Sie beugte sich über ihn und küsste ihn auf seine Stirn.
„ Das klingt fabelhaft.“
Er reichte Meggie seine Hand. Sie ergriff sie und er zog sie zu sich herunter.
„Wie geht es dir?“ fragte er.
„ Besser“, antwortete Meggie.
„ Es tut mir leid, dass Paul dich so verletzt hat.“
„ Reden wir nicht darüber. Er hat es nicht so gemeint. Es ist für ihn eben schwer, eine andere Frau an deiner Seite zu akzeptieren.“
„ Wenn du es man erst wärst“, erwiderte John.
„ Was?“ fragte Meggie und sah John erstaunt an. „Meine Frau. Wenn du man erst meine Frau wärst.
„ Deine Frau, John, du spinnst. Das kann ich nicht. Das würden meine Eltern nie erlauben.“
„ Wir könnten sie fragen.“
Meggie sah in Johns Augen und erkannte, dass er es ernst meinte.
Meggie Lachen verschwand aus ihrem Gesicht, als sie John so ernst dasitzen sah.
„ Du meinst es ernst?“ fragte sie ihn.
„ Natürlich meine ich es ernst. Ich würde mit vielem Scherzen, nur nicht mit dir, Meggie.
„ Mir wäre es lieber, du würdest scherzen. Wir können nicht heiraten und das weißt du. Außerdem kennen wir uns dafür viel zu kurz.
„ Ach was“, wehrte John ab. „Wir kennen uns lange und gut genug. Außerdem ist das eine Sache von Gefühlen und nicht von Zeit.“
„ Meine Eltern würden es nie erlauben“, wehrte Meggie ab.
„ Wir könnten es trotzdem versuchen. Wichtig ist nur, was du denkst.“
„ Ich denke, wir sollten erst frühstücken gehen“, versuchte Meggie John von seinen Gedanken abzulenken, was ihr an diesem Morgen auch gelang. Sie gingen gemeinsam frühstücken und traten danach die Rückreise nach New York an.
X
Meggie war sicher, dass, wenn sie erst wieder in der Wirklichkeit von New York waren, Johns Idee mit der Heirat platzen würde wie eine Seifenblase. Sie sah die Sache mit der Heirat als eine Art Kurzschlusshandlung an. John wollte nicht, dass alle, wie auch Paul dachten, ihre Liebe wäre eine Laune, die irgendwann vergehen würde. Und er wollte nicht, dass sie ins Gerede kam, dass man sie für geldgierig oder5 verrückt oder auch nur verspielt hielt.
Aber in diesem Punkt, John würde das mit der Heirat vergessen, irrte Meggie sich. Er hatte seinen Antrag ernst gemeint und hielt ihn auch noch in New York aufrecht.
„ Es ändert sich durch eine Heirat nicht viel, nichts, was dein leben betrifft“, betonte John ständig. „Du machst deinen Abschluss, studierst, wie du es vorhattest und lebst dein Leben wie bisher. Das Einzige, was sich ändert wird, ist, dass du immer bei mir sein wirst. Wir werden jeden Tag und jede Nacht zusammen verbringen. Du wirst den ständigen Auseinandersetzungen mit deinen Eltern entgehen und das Wichtigste wäre, du würdest meine Frau sein.“
Das ständige Drängen von John machte Meggie manchmal Angst. Nicht, dass sie ihrer Liebe zu John nicht sicher war. Es gab niemanden bisher, den sie so geliebt hätte. Aber sie hatte Angst vor den Konsequenzen, die ihre Heirat mit sich
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