Meggie (German Edition)
Meggie!“.
Er kniete vor ihr.
„Bitte, verzeih“, sagte er leise. Er schlang seine Arme um sie und hielt sie ganz fest an sich, so als wolle er sie vor dem Ertrinken retten. Er bedeckte ihr von Tränen bedecktes Gesicht mit Küssen.
„ Du blutest ja“, sagte Meggie.
„ Es ist nicht so schlimm“, erwiderte John.
„ Aber dein Gesicht“, redete Meggie weiter und fühlte mit ihren Fingern seine geschwollenen Stellen.
„ Ich hab mich seit dreißig Jahren nicht mehr geschlagen. Ich bin etwas aus der Übung. Es war meine Schuld. Bitte verzeih mir Meggie.“ John drückte sie erneut an sich.
„ Es geschah nur, weil ich dich liebe, Meggie, dich so sehr liebe, dass ich immer Angst habe, ich könnte dich verlieren. Und manchmal habe ich das Gefühl, als würde uns nicht mehr viel Zeit bleiben. Nicht die Zeit, die andere haben.“
Meggie legte ihre Finger auf Johns Lippen. „Bitte, lass mir Zeit.“
John nickte. Sein Mund verzog sich zu einem gequälten Lächeln. „ich lass dir Zeit. Es tut mir leid, wenn ich dich gedrängt habe. Aber bitte, versprich mir auch etwas.“
„ Was“
„ Das du zu unserer Liebe stehst.“
„ Warum ist alles nur so schwierig?“ fragte Meggie.
„ Weil du es so schwierig machst.“
„ Das glaube ich nicht.“
„ Gleichgültig, was geschehen wird. Gleichgültig, was deine Eltern oder andere Leute zu uns sagen werden. Wir lieben und nur das zählt. Alles andere ist unwichtig. Völlig unwichtig, okay?“- „Okay.“
Sie lehnte sich an seine Schultern und John hielt sie fest.
Meggie spürte das Gefühl von Ruhe in sich einkehren.
Als sie sich aus seiner Umarmung löste, sah John sie an und sagte: „Du siehst schlimm aus.“ John lächelte.
Meggie erhob sich und lief zum Wasser hinunter. Noch angezogen ließ sie sich von der Brandung mitreißen. John versuchte, sie zurückzuhalten, aber Meggie nahm seine Hand und zog ihn mit sich. Das Wasser umspülte ihre Körper. Meggie fühlte sich frei. Sie tauchten eng umschlungen in die Wellen ein und Schmiegten sich aneinander.
An diesem Nachmittag vergaß Meggie ihr Zuhause, die Verpflichtungen und die Auseinandersetzungen, die ihr spätes Nachhausekommen nach sich ziehen würden. Sie blieb bis zum späten Abend mit John zusammen am Strand liegen und vergaß die Welt, die außerhalb dieses Strandes auf sie wartete.
XI
„ Na, was ist nun? Wann wird dein Vater Minister“, nervte July Meggie auf dem Weg zur Mensa.
Meggie zuckte die Schultern.
„Ihr seid sogar gestern in den Abendnachrichten vorgekommen. Es wurde auch ein kleiner Ausschnitt einer Wahlveranstaltung gezeigt. Leider hast du kein sehr freundliches Gesicht gemacht. Dadurch gewinnt man sicher keine Wählerstimmen.“
Meggie fand July's Bemerkung nicht scherzhaft.
„Wenn du dir heute Feinde schaffen willst, dann hast du einen günstigen Augenblick bei mir erwischt“, sagte Meggie gereizt. An Meggies Gesichtsausdruck konnte July erkennen, dass Meggie so wütend war, wie sie es gesagt hatte.
„ Entschuldige, es war nicht so gemeint.“
„ Schon gut“, erwiderte Meggie. „Aber ich kann es nicht mehr hören.“ –„Was denn?“ fragte July.
„ Alles, was mit meinem Vater und seiner Wahl zu tun hat. Ich könnte es ja noch ertragen, wenn man mich heraushalten würde. Aber ich werde auf Schritt und Tritt beobachtet, manchmal von Leuten, die ich gar nicht kenne. Und dann die ewige Fragerei. Wie stehen Sie zu den politischen Einstellungen Ihres Vaters? Wie sehen Sie die Zukunft? Haben Sie vor, sich für die Emanzipation der Frauen einzusetzen?“
„ So schlimm?“ fragte July mitleidvoll nach.
„ Schlimmer, du hast keine Ahnung, was ich momentan durchmache.“ Einer der Jungen, der am Tisch von Meggie und July saß, grinste zu ihnen herüber. Meggie sah ihn verärgert an.
Sie ließ das Stück Steak auf ihrem Teller liegen und aß nur etwas Kartoffelbrei, der einigermaßen zu genießen war.
„Wann ist denn die Wahl“, fragte July, als sie mit dem Essen fertig waren.
„ In zwei Wochen“, antwortete Meggie. „Und was, wenn dein Vater die Wahl gewinnt?“
Meggie schauderte vor diesem Gedanken.
„ich weiß nicht. Wollen wir es nicht hoffen. Es ist jetzt schon unerträglich genug. Wenn ich 18 wäre und meinen Abschluss hätte, dann wäre alles halb so schlimm. Dann könnte ich fortgehen und mit John leben.“
Sie brachten ihr Tablett mit dem Essen zurück.
„Du hast dein Fleisch nicht
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