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Meggie (German Edition)

Meggie (German Edition)

Titel: Meggie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hackbart
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zusammen. Mehr tat sie nicht. Sollten sie ruhig alle ihr blasses, verheultes Gesicht sehen. Dann würden sie erkennen, dass das Familienleben doch nicht so in Ordnung war, wie es vorgespielt wurde. Sie stellte sich fertig angezogen vor den Spiegel. Unten hörte Meggie die ersten Gäste ankommen. Sie sah nochmals in den Spiegel und wünschte, John wäre da und könnte sie so sehen. Sie atmete bei diesem Gedanken tief durch. Dann ging sie hinunter. Ihre Mutter lief aufgeregt umher, weil ihr Vater noch nicht da war. Es war wieder irgendein Interview, das ihn aufhielt und die ersten Gäste standen bereits im Garten und warteten. Ununterbrochen lief ihre Mutter umher.
    „ Wenn er nicht gleich kommt“, redete sie pausenlos. „Was für einen Eindruck macht es, wenn die Gäste eher da sind als der Gastgeber.“ Das Sicherheitsaufgebot übertraf an diesem Abend alle vorherigen Vorkehrungen. An jeder Tür stand mindestens ein Leibwächter und im Garten lungerte in jeder Ecke jemand herum.
    „ Was machen Sie eigentlich erst wenn mein Vater Präsident wird?“ fragte Meggie einen der Männer belustigt.
    Ihr wurde ernsthaft geantwortet: „Unsere Männer verdoppeln“.- „Dann müssen wir ein größeres Haus zur Verfügung haben oder aber weniger Gäste einladen“, sagte Meggie lächelnd.
    Tommy schritt in seinem neuen Smoking herunter, der ihn bedeutend älter und erwachsener aussehen ließ.
    Er war sich der neuen Wirkung voll bewusst und genoss es sichtlich, als erwachsener junger Mann angesehen zu werden. In diesem Augenblick erschien ihr Vater und schimpfte über das Interview, in dem er wohl mit einigen Fragen in die Enge getrieben worden war. Er glaubte, dass ihn das Interview  so kurz vor der Wahl schaden könnte und er bereute, das er sich überhaupt dazu hergeben hatte. Während er schimpfte, musterte er Meggie, die in der Diele im Türrahmen stand und ihm zuhörte.
    „Du hättest etwas mehr aus dir machen können, Meggie, sonst hast du doch auch das Talent, dich herauszuputzen“, sagte er.
    „ Ich finde Natürlichkeit nun mal besser“, erwiderte Meggie schnippisch und war über sich selbst überrascht, dass sie plötzlich den Mut hatte, ihm so entgegenzutreten.
    „ Sie sieht doch nett aus“, ging ihre Mutter dazwischen und versuchte, die Situation zu beschwichtigen, zudem war es ihr peinlich, dass vor den wenigen Gästen, die bereits da waren, ein Konflikt ausgetragen wurde. Doch Meggies Vater dachte nicht daran, dieses Thema auf sich beruhen zu lassen.
    „ Sie sieht wie ein Bauerntrampel in einem feinen Kleid aus“, sagte er und befahl, „geh nach oben und mach dich hübsch!“
    „ Ich finde mich hübsch und darauf kommt es ja in erster Linie an“, sagte Meggie.
    „ Darauf kommt es nicht an!“ Er packte sie am Arm und führte sie ein Stück die Treppe hinauf.
    „ Geh nach oben und mach dich hübsch. Du hast noch eine halbe Stunde Zeit!“
    Sein Ton war barsch und sehr bestimmend.
    Widerwillig ging Meggie nach oben. Sie kochte innerlich vor Wut und ärgerte sich über sich selbst. Hätte sie ihn doch einfach stehen lassen und wäre abgehauen. Dann hätte er dieses Theater ohne Vorzeigetochter durchstehen müssen. Sie wusste, dass ihr Aussehen nur ein Vorwand war, seine Aggressionen loszuwerden. Sie war der berühmte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebrahct5 hatte und jetzt die Konsequenzen tragen sollte. In Wirklichkeit hatte er sich über die Reporter geärgert, die ihn noch kurz vor der Wahl kompromittiert hatten. Sie war nur der Blitzableiter für diesen Ärger gewesen. Er hatte sich nie um ihr Aussehen gekümmert. Warum ausgerechnet an diesem Abend. Meggie ging stillschweigend nach oben. Sie versuchte, ruhig zu bleiben. Wenn er wollte, dass sie sich herausputzte, dann sollte er seine Vorzeigetochter haben. So leicht wie in den vergangenen Wochen wollte sie es ihm nicht machen. Sie wollte sich dermaßen herausputzen, dass eine Bardame nur ein blasses Etwas neben ihr sein würde.
    Meggie setzte sich vor den Spiegel und begann mit ihrer Kriegsbemalung. Sie nahm das dunkelste Make-up, das sie hatte, trug es dick auf, so dass man glauben konnte, sie hätte einen zehnwöchigen Urlaub in der Karibik hinter sich. Ihr fiel ein, dass sie irgendwo noch falsche Wimpern hatte. Sie kramte in ihrem Kosmetikkoffer und fand sie. Das Ankleben war keine Schwierigkeit. Dann bevorzugte sie den dunkelblauen Lidschatten, den sie noch nie zuvor genommen hatte, weil er zu grell wirkte. Unter den

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