Meggie (German Edition)
Augenbrauen betupfte sie die Haut mit goldfarbener Glitzercreme. Dann nahm sie kräftiges Rouge und den knallroten Lippenstift, den sie hatte, so dass ihre Lippen verführerisch glänzten. Ihre Augen hatte sie im Kleopatrastil geschminkt, was zwar zu ihren dunklen Haaren passte, jedoch von dem eher einfachen Stil des Kleides erheblich abstach. Ihre langen Haare ließ sie schließlich über ihre Schultern fallen. Sie toupierte sie, damit die Frisur füllig aussah und band einen Perlenstirnband um. Die hoch toupierte Frisur hatte zwar brav ausgesehen, aber wenn ihr Vater wollte, dass sie etwas aus sich machte, dann musste ihr jetziges Aussehen ganz nach seinem Geschmack sein. Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel und war über dieses Aussehen selbst ein bisschen erschrocken. Sie musste viel Mut aufbringen um so hinunterzugehen. Es war bereits nach sieben und die Band begann zu spielen. Kurz danach hörte sie ihren Vater die Eröffnungsrede halten. Dann war die warme Sommerluft mit Stimmen und Gelächter erfüllt.
Meggie ging hinunter. Sie war neugierig auf das Verhalten ihres Vaters, wenn er sie so sehen würde. Sie hatte ein bisschen Angst davor. Auf der Mitte der Treppe blieb sie stehen. Ihre Mutter stand unten in der Diele und empfing weitere Gäste. Sie hatte ihr den Rücken zugedreht. Als sie Meggie die Treppe hinunterkommen hörte, wandte sie sich um und reagierte mit einem erschrockenen Blick. Für einen Moment stand ihr Mund dümmlich offen. Die Situation und die Anwesenheit der Gäste ließ es jedoch nicht zu, Meggie eine Szene zu machen. Jemand, der Meggie nicht kannte, konnte sie hinter dieser Fassade kaum erkennen. Der wütende Blick ihrer Mutter blieb lange an ihr haften, dennoch hatte sie keine Zeit, etwas über das Aussehen zu sagen, erst recht nicht zu schimpfen. Es kamen laufend neue Gäste und nahmen sie in Beschlag. Meggie ging durch das Wohnzimmer in Richtung Garten.
Ihr Vater stand am Eingang und sprach mit einigen wichtigen Persönlichkeiten, als er Meggie erblickte. Sie ging demonstrativ an ihm vorbei und er folgte ihr und hielt sie am Handgelenk fest.
Wütend zog er Meggie in eine Ecke.
„ Würdest du mir bitte einmal erklären, was das soll“, sagte er barsch und hielt sie noch immer am Arm fest, so dass es ihr wehtat. Sie drehte ihr Handgelenk um seinen Griff etwas zu lockern.
„ Du wolltest doch, dass ich mich herausputze und ich finde, es ist mir gelungen“, antwortete Meggie lächelnd.
„ Du willst tatsächlich einen Skandal heraufbeschwören! Du willst mich tatsächlich ruinieren“, schrie er sie an, wobei sein lauter Ton auffiel und er sofort, als er dies bemerkte, wieder verstummte. „Ich habe doch nur getan, was du gesagt hast.“ Sie hatte plötzlich den Mut ihm zu widersprechen und war über ihr kaltschnäuziges Verhalten selbst überrascht. Diesmal hatte sie den Kampf gewonnen. „Du gehst sofort nach oben und schmierst dir die Farbe aus dem Gesicht! Sofort, sonst passiert was!“
„ Nicht doch. Deine Gäste sollen doch nicht denken, dass du gleich die Geduld verlierst und du weißt doch, ein Politiker muss sehr viel Geduld beweisen“, erwiderte Meggie kühl. Sie befreite sich aus seiner Umklammerung und ging zu den übrigen Gästen. Ihr Vater blieb zurück und sah ihr nach. Er ging ihr nicht nach oder versuchte, sie mit Gewalt auf ihr Zimmer zu bringen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sie so zu tolerieren. Er wusste, dass er jetzt keine negative Aufmerksamkeit auf sich ziehen durfte. Und auf keinen Fall wegen Meggie.
Es sah überlegener aus, es gelassen hinzunehmen.
Meggie ging zur Gartenbar hinüber. Sie stellte sich mit dem Rücken an den Tresen und nahm gleich zwei gefüllte Champagnergläser vom Tablett. Das erste Glas trank sie in einem Zug leer. Beim zweiten Glas tat sie sich schon schwerer. Es war herrlich das prickelnde Gefühl nach dem vierten Glas zu spüren. Alles war plötzlich viel einfacher, die Leute sympathischer und erträglicher und der Schmerz um John brannte nicht mehr so tief. Auch brachte es die Wirkung des Champagners mit sich, dass sie die Blicke der Gäste besser ertragen konnte. Ihr Vater sah unentwegt zu ihr herüber und Meggie versuchte, so gut es ging, seinen Blicken auszuweichen. Und dann kam, ohne dass Meggie es wahrgenommen hatte, Jeff auf sie zu.
„ Hey, mit deiner Bemalung hätte ich dich fast nicht erkannt“, sagte er und stellte sich vor sie.
„ Das wäre auch besser gewesen, Jeff“, erwiderte Meggie
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