Meggie (German Edition)
angestellt wurden, brachten den etwas verwahrlosten Garten in Ordnung und gaben ihm ein frisches Aussehen. Die komplette Umbepflanzung aller Beete wurde angeordnet. Der Pool wurde gereinigt, Unterwasserbeleuchtung angebracht. Überall wurden Laternen und Lampions befestigt. Die Terrasse wurde zur Tanzfläche umfunktioniert. Lind, der Partyservice, hatte sich um die kulinarischen Genüsse zu kümmern. Meggies Mutter wählte sorgsam Diener und Mädchen aus, die für diesen Abend benötigt wurden. Schließlich wurde eine Musikband engagiert, um für den musikalischen Teil des Abends zu sorgen. Und das schönste an allem war, die gesamten Kosten trug die Staatskasse. Es gab einen besonderen Etat für solche Angelegenheiten.
„Natürlich werden wir die meisten Kosten tragen“, hatte ihre Mutter gesagt. Aber Meggie konnte es ihrer Mutter ansehen, dass sie log. Dann nämlich färbte sich ihre Nasenspitze ganz weiß. Ihre Nase reagierte wie ein Lügendetektor, der sofort die Verfassung verriet. Meggie war sich ziemlich sicher, dass das einzige, was nicht vom Etat gedeckt wurde, das Abendkleid ihrer Mutter, der Smoking ihres Vaters und der ihres Bruders waren, der vorher nie einen besessen hatte.
Am großen Tag, als Meggie von der Schule kam, lag ihr Kleid für den Abend sorgfältig zusammengelegt auf ihrem Bett. Meggie nahm es, faltete es auseinander. Sie hielt es an ihren Körper und stellte sich vor den Spiegel. Das Kleid war weiß und hing fließend herunter. Es hatte einen tiefen Ausschnitt, der aber nur den seitlichen Ansatz ihrer Brüste zeigte. Sicher hatte ihre Mutter es sich nicht genau angesehen, sonst hätte sie dieses Kleid nie gewählt, Von der Hüfte ab hing es gerade nach unten bis zu ihren Knöcheln. Das Weiß passte ausgezeichnet zu ihrer braunen Haut und ihrem schwarzen Haar. Meggie dachte plötzlich, was John wohl sagen würde, wenn er sie so sehen würde. Bedrückt legte Meggie das Kleid beiseite. Sie sah es noch einige Male an und musste gestehen, dass ihre Mutter ausnahmsweise einen guten Geschmack bewiesen hatte. Vielleicht wollte sie auch, dass ihre Tochter wenigstens ein bisschen Freude an diesem Abend hatte. Aber auch das Kleid konnte nichts daran ändern, dass sie sich vor diesen Abend fürchtete.
Allein die Vorstellung, dass sie sich mit Jeff abgeben sollte, verursachte in ihr Übelkeit. Und wenn sie an John dachte, begann wieder die Traurigkeit in ihr emporzusteigen. Sie konnte immer nur mit Kraft die Tränen zurückhalten, die in ihre Augen traten, ohne dass sie Einfluss darauf besaß. Irgendwann mussten diese Weinanfälle doch aufhören, dachte sie. Schließlich konnte sie jetzt nichts mehr ändern. Sie konnte John weder sehen noch sprechen. Also, wie sollte sie ihm alles erklären? Wie sollte sie ihm sagen, dass sie ihn liebte? Und wie sollte sie ihm erklären, dass sie sich kindisch verhalten hatte und er im Grunde Recht hatte? Sie hatte falsch gehandelt und sie wusste, es war zu spät, den Fehler wieder gut zu machen. Sie hatte oft die Chance gehabt und sie nie genutzt. Jetzt war es zu spät.
Von draußen klangen Hammerschläge und laute Stimmen zu ihr herauf. Die letzten Arbeiten wurden getätigt. Die Elektriker prüften die Lampen.
Meggie hörte, wie einer rief:
„ Hier ist noch eine kaputt. Reich mir mal eine Neue. Hoffentlich bleibt das Wetter gut. Die Leitung konnte nicht sonderlich gut verlegt werden und wenn es erst zu regnen anfängt, kann ich keine Garantie dafür übernehmen, dass alle Lampen leichten werden.“
„ Bis morgen wird es halten“, hörte Meggie jemanden sagen. Von ihr aus brauchte nichts zu funktionieren. Sollten ruhig alle Birnen durchbrennen, dann hatte dieses Theater wenigstens früh ein Ende. Sie legte sich aufs Bett und wollte bis zur großen Show noch etwas schlafen. Aber aus dem ersehnten Schlaf wurde nichts. Das Gehämmere und Geklopfe hallte den ganzen Nachmittag hindurch zu ihr herauf und hielt sie wach. Und dann kam ihre Mutter herein und sagte, sie sollte sich langsam fertig machen. Meggie stöhnte auf. Es waren noch mindestens drei Stunden Zeit und sie brauchte nur zu duschen und das Kleid anzuziehen. Wenn ihre Mutter glaubte, sie würde sich groß herausputzen, dann hatte sie sich geirrt. Es lag ihr fern, an diesem Abend zu gefallen und schon gar nicht Jeff. Meggie stand widerstrebend auf und tat, was man von ihr verlangte. Sie duschte lange, zog danach das lange Kleid an, bürstete ihr Haar kräftig und steckte es dann mit einigen Haarnadeln
Weitere Kostenlose Bücher