Meggie (German Edition)
sehen konnte. Wenn man um die Garage ging, konnte man durch die Hintertür in die Küche gelangen. Von dort aus war es leicht, unbemerkt durch die Diele, die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer zu kommen. In der Küche befand sich zwar eine Menge Personal, aber die Fanden es nicht ungewöhnlich, wenn man sich durch die Küche drängelte. Es waren so viele in der Küche, dass Meggie nicht weiter auffiel. Sie kam sich aber wie ein Eindringling vor. Es herrschte eine große Unruhe und Hektik in der Küche, so dass Meggie ohne Zwischenfälle die Diele erreichte. In der Diele stieß sie allerdings auf jemanden, den sie nicht kannte, der sie aber mit seiner eindringlichen Art und Weise festhielt. Er war groß und dick und hielt Meggie am Arm fest, als sie gerade unbemerkt die Treppen hinaufgehen wollte.
„Das nenne ich eine Überraschung. Endlich ein schönes Gesicht, das mir den Abend versüßen möchte.“
Der Mann hatte getrunken, denn er war nicht der Typ, der sie nüchtern auf diese Art und Weise angesprochen hätte. Meggie entgegnete nichts und versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu lösen, bevor sie jemand sehen konnte.
„Bitte“, sagte sie leise. „Sie verwechseln mich. Ich gehöre zum Personal und muss nach oben. Mrs. O’Niell wird sehr böse werden, wenn sie mich hier sieht“, log Meggie in der Hoffnung, er würde sie loslassen.
„ Das macht doch nicht. Ich finde sie reizend und wenn sie hier rausfliegen, können sie bei mir anfangen. Ich zahle ihnen sogar mehr, als sie hier bekommen.“
„ Das geht nicht, bitte lassen sie mich los.“
Vom der Wohnhalle her drang lautes Gelächter zu ihnen herüber und Meggie nahm die Stimme ihrer Mutter wahr.
Meggie versuchte noch mal, sich loszureißen, aber es gelang ihr nicht. „Bitte lassen sie mich endlich los“, sagte Meggie ungeduldig und barsch. Der Mann sah sie an, als könne er ihre Entschlossenheit, von ihm wegzukommen, nicht begreifen.
Schließlich sah Meggie keine andere Wahl, als ihm gegen sein Schienbein zu treten, wobei er aufschrie und sie losließ.
Meggie rannte nach oben und hoffte, dass niemand etwas gehört hatte. Vor allen Dingen ihre Mutter und ihr Vater nicht. Sie ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Sie musste überlegen, wo sie ihren Pass und ihre Geburtsurkunde hingelegt hatte. Der erste Griff in die oberste Schublade ihres Schreibtisches erwies sich als richtig. Es war alles ordentlich zusammengelegt. Da sollte jemand sagen, sie hätte keine Ordnung. Sie schloss die Tür zu ihrem Zimmer wieder auf, in der Hoffnung, dass sie niemand gesehen oder gehört hatte.
Sie öffnete die Zimmertür und sah vor sich ihre Mutter mit verschränkten Armen stehen.
„Es ist schön, dass du noch mal nach Hause findest“, sagte sie ärgerlich.
„ Tut mir leid, aber ich kann auch nicht lange bleiben. Ich muss gleich wieder fort“, erwiderte Meggie bestimmend.
„ Du gehst jetzt nicht. Du bleibst hier. Wir haben Gäste und du hast uns versprochen, da zu sein.“
„ ich kann heute nicht, versteh das doch“, bat Meggie.
„ Nein, das verstehe ich nicht. Wohin willst du wieder? Weißt du denn nicht, was dein Vater dir gesagt hat?“
Meggie konnte darauf nichts anderes erwidern als: „Lass mich in Ruhe.“ Dabei hatte sie ihrer Mutter einen Blick zugeworfen, der ihre Mutter erschrecken ließ.
In der Diele unten schrillte das Telefon und eines der Mädchen, die für diesen Abend engagiert worden war, nahm ab. Meggie hörte, wie sie sagte: „Einen Moment bitte.“ Dann rief sie „Miss O’Niell, ein Anruf für sie!“
Meggie war froh über diesen entscheidenden Anruf. So erübrigte sich eine weitere Auseinandersetzung mit ihrer Mutter. Der Anruf galt ihr. Vielleicht war es John, der sich nach der Lage der Dinge erkundigen wollte. Sie lief die Treppen hinunter. Ihre Mutter folgte ihr schweigend.
Meggie ergriff den Hörer. „Ja, bitte“, sagte sie.
„ Miss O’Niell?“ fragte eine junge Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
„ Ja, am Apparat“, bestätigte Meggie.
„ Hier spricht Schwester Monique vom St. George Hospital.“
„ St. George Hospital“, wiederholte Meggie leise. Wieso Hospital durchfuhr es sie. Ihr erster Gedanke galt John. Noch bevor die andere Stimme weiter sprechen konnte, sagte Meggie:
„ Ist etwas mit Mr. Moore?“. Sie schrie es fast in den Hörer.
„ Er liegt zur Zeit auf der Intensivstation. Er hatte einen schweren Herzinfarkt. Ich sollte sie sofort benachrichtigen. Sie und einen
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