Mehr als die Summe - Star trek : The next generation ; 5
seinen Augen handelte es sich nicht um fünf einzelne Nebel. Es handelte sich vielmehr um ein einzelnes gewaltiges Band aus aufgewühlter Materie, das im ganzen Spektrum regelrecht vor Energien kochte: Dunkle Bänder aus Staub und organischer Materie zeichneten sich in kühlen Radiowellen ab, die sich ins Infrarote erwärmten, während sie sich dem Streubereich neu geborener Sterne näherten, die wiederum in aufdringlichen sichtbaren und ultravioletten Farbtönen erstrahlten. Gleichzeitig stachen blendende Blitze aus Röntgenstrahlung aus dem Inneren der Infrarotfelder hervor, die von Rot und Violett durchsetzt waren, gleißende Protosterne, die mitten in Ballungen ionisierten Wasserstoffs ihre Geburtswehen durchlitten. Es war ein phänomenales Schauspiel.
Ich kann es kaum erwarten, Data davon zu berichten
, dachte er ... und dann erinnerte er sich. Es war nun schon beinahe ein Jahr her, dass Data gestorben war, und noch immer vergaß er gelegentlich, dass sein Freund nicht länger unter ihnen weilte. Vielleicht lag es auch daran, dass er in der letzten Zeit häufiger als gewöhnlich an Data hatte denken müssen.
Noch lange nachdem das Schiff wieder auf Warp gegangen war und das jedwedes Sternenlicht in prismatische Streifen verwandelnde Warpfeld die Schönheit des Triplets zur Unsichtbarkeit verwaschen hatte, stand Geordi da und starrte aus dem Fenster. Er verharrte so, bis ihn eine Stimme von der Seite ansprach. »Einen Credit für Ihre Gedanken?«
Er wandte sich um und erblickte Dina Elfiki. »Ich habe nur ... den Ausblick genossen.«
»Der Ausblick endete vor zwanzig Minuten. Und Sie sind schon den ganzen Tag so still.« Sie legte den Kopf schief. »Sagen Sie es mir nicht – Sie fragen sich, ob die Borg bereits den Sternhaufen erreicht haben.«
»Jedermanns neue Lieblingsbeschäftigung«, erwiderte er grimmig. »Aber ausnahmsweise ist es nicht das, was mir zu schaffen macht.« Geordi seufzte. »Haben Sie die Neuigkeiten von zu Hause verfolgt?«
»Wir haben gerade die letzten Updates erhalten«, sagte Dina. »Aber die können Sie noch gar nicht erhalten haben, wenn Sie hier standen.«
»Nein, aber heute hat die Anhörung im Fall von B-4 vor dem Rechtsausschuss des Föderationsrats stattgefunden.«
»Ah.« Dina nickte. Sie hatte B-4 niemals kennen gelernt – den Androiden, der von Noonien Soong als einer seiner frühen Prototypen für Data erschaffen worden war und durch dessen eingeschränkte Intelligenz Shinzon ihn für seine Machenschaften missbrauchen konnte. Dies hatte letztendlich zu Datas Tod geführt.
»Wissen Sie, er war einige Monate hier an Bord der
Enterprise
«, sagte Geordi. »Data hatte seine Erinnerungen in B-4 heruntergeladen, bevor er starb, und wir versuchten, herauszubekommen, ob es irgendwie möglich sein könnte ...«
»Data zurück zu bringen?«
»Das nicht«, sagte Geordi kopfschüttelnd. »Wir wussten, dass er nur sein Wissen heruntergeladen hatte, nicht seine Persönlichkeit. Selbst wenn B-4 all dieses Wissen hätte verarbeiten können, statt nur Bruchstücke davon, wäre er dennoch zu einer andere Person geworden. Aber ...« Er hielt inne, um die richtigen Worte zu finden. »Data betrachtete B-4 als eine Art Bruder. Er versuchte wirklich, sein Potenzial hervorzulocken, ihm dabei zu helfen, mehr zu sein, als er war. Ich denke, ich habe versucht ... Datas letzten Wunsch zu erfüllen.«
»Lobenswert«, sagte Dina. »Also warum sehen Sie dann so aus, als würden Sie sich schuldig fühlen?«
»Weil ich aufgegeben habe. Am Ende befahl uns die Sternenflotte, B-4 zu deaktivieren, ihn auseinanderzunehmen und zur Analyse zum Daystrom-Institut zu schicken. Sie sagten, er sei ein zu großes Sicherheitsrisiko. Ich fürchte, ich habe mich überzeugen lassen, dass B-4 nur eine geistlose Maschine sei, mit der wir unsere Zeit verschwendeten.« Er senkte den Kopf. »Und vielleicht nahm ich ihm auch übel, dass er mich an den Freund erinnerte, den ich verloren habe. Dass er seinen Teil zu den Geschehnissen beigetragen hatte, die Data umbrachten.«
Dina nickte weise. »Ich verstehe. Also gaben Sie ihn auf und deaktivierten ihn ein für alle Mal ...«
»Und dann setzte ihn Bruce Maddox im Daystrom-Institut wieder zusammen und fing an, darauf zu pochen, dass B-4 Rechte hätte. Er kämpfte sich den ganzen Weg bis zum Föderationsrat durch, und heute wird entschieden, ob B-4 das Recht hat, zu leben oder nicht. Ob das, was ich ihm antat ... versuchter Mord war.«
Dina legte ihm eine schlanke Hand
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