Mehr als die Summe - Star trek : The next generation ; 5

Picard erkannte, dass sie eine weitere Eingebung von der Clusterentität erhielt. »Schauen Sie sich diese Messwerte an – sie sind bereits zur Hälfte assimiliert. Deutlich weiter, als es bei mir der Fall war, zumindest nach Ansicht der Ärzte auf Maravel und der Erde. Ich nehme an, es konnte sie nicht so leicht ent-borgifizieren, wie es bei mir möglich war. Vielleicht wäre es dazu imstande gewesen, wenn es sich damit beschäftigt hätte ... aber es wusste nicht, ob sie das überhaupt wollten. Ihre Gedankenprozesse hatten bereits begonnen, sich zu verändern. Daher konnte es einfach nicht entscheiden, ob sie lieber Individuen oder Drohnen sein würden.«
    Worf zog die Brauen zusammen. »Gab dem Wesen der Umstand, dass der Rest der Mannschaft um sein Leben kämpfte und starb, keinen Hinweis?«
    »Die Drohnen haben ebenfalls ums Überleben gekämpft«, sagte T’Ryssa, und ihre Stimme wurde tonlos, während ihre Augen den Fokus verloren. Picard erkannte, dass sie versuchte, ihre Verbindung mit dem Wesen anzuzapfen. Je häufiger sie dies tat, desto leichter fiel es ihr. »Das Wesen betrachtet die Borg nicht als böse – nur als eine andere Art von Intelligenz, ein Kollektivbewusstsein, statt einer Gruppe von Individuen. Es wusste, dass sie das andere Schiff geentert hatten, aber das andere Schiff hatte zuerst auf sie geschossen. Es will keine Partei ergreifen. Es will nur, dass beide Seiten gut und sicher die Art von Leben führen können, die sie führen möchten. Doch im Falle der Besatzung der
Rhea
vermochte es einfach nicht zu sagen, zu welcher Seite sie gehörte. Also ... legte es sie auf Eis, bis es weitere Informationen bekommen konnte.«
    »Sagen Sie ihm, die Besatzung wünscht auf
unserer
Seite zu leben«, sagte Worf.
    »Nein, warten Sie«, sagte Picard. »Wenn wir sie jetzt freigeben, wird die Assimilierung der Besatzung fortschreiten.«
    »Das ist richtig«, mischte sich Beverly ein. »Ganz zu schweigen von den ganzen Männern und Frauen, die an der Schwelle des Todes stehen. Wenn sie freigegeben werden, haben sie womöglich nur noch Momente zu leben. Wenn wir auch nur die geringste Erfolgsaussicht haben wollen, sie zu retten, müssen wir bereit sein, von einem Moment zum nächsten eine extreme Zahl an Schwerverletzten zu behandeln. Und das ist nicht möglich, während einige der Besatzung zu Borg-Drohnen werden und versuchen, uns umzubringen oder zu assimilieren.«
    Miranda Kadohata runzelte angesichts der Messergebnisse die Stirn. »Es sieht so aus, als wären zumindest einige dieser Lebenszeichen stark und normal. Nicht jeder war bis zu dem Zeitpunkt angegriffen worden. Warum hat das Wesen nicht wenigstens sie nach Hause geschickt.«
    »Ich denke ...« Chen zog die Brauen zusammen und blickte in ihr Inneres. »Ich denke, es musste sie alle in Stasis versetzen, um die schlimmsten Fälle vor dem Tod zu bewahren. Es konnte die Raumzeit nicht in so kleine Felder unterteilen, dass einige gerettet und andere eingefroren worden wären. Und ich glaube, dass es gewissermaßen ohnehin das ganze Schiff als eine Einheit betrachtete. Ich dagegen ... war zu dem Zeitpunkt, als es mich rettete, allein auf dem Planeten.« Sie senkte den Kopf.
    Worf wurde nachdenklich. »Wäre es nicht möglich, die
Rhea
mithilfe von Subraum-Isolationsfeldern zu betreten?«, fragte er La Forge. »So wie Sie es damals taten, als die
Enterprise-D
und ein romulanisches Schiff in einem temporalen Fragment gefangen waren? Wir könnten die Wunden der Besatzung behandeln, während sie noch immer durch die Zeitblase geschützt ist.«
    Picard rief sich den Zwischenfall, der sich vor elf Jahren ereignet hatte, ins Gedächtnis: Fremde von außerhalb der normalen Raumzeit hatten sich im Singularitätsantrieb eines romulanischen Schiffes eingenistet, ihn destabilisiert und eine Fragmentierung der Raumzeit hervorgerufen, in deren Taschen die Zeit in den unterschiedlichsten Geschwindigkeiten verstrichen war. Es war ein bizarres Experiment gewesen, ein Isolationsfeld einzusetzen, um die eingefrorenen Schiffe zu betreten und sich auf ihnen zu bewegen.
    Doch nachdem er einige Eingaben in die Maschinenraumkontrolle gemacht hatte, schüttelte Geordi den Kopf. »Ich weiß nicht, Commander ... bei der Art, wie die Clusterentität mit der Struktur des Subraums herumgespielt hat, kann ich nicht voraussagen, wie das Isolationsfeld reagieren wird. Es könnte kollabieren, kaum dass wir uns in diese Zeitblase gebeamt haben, genauso wie ein Warpfeld kollabiert,