Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
Vom Netzwerk:
aufgegabelt hatten. Dass sie zu ihr nach Hause gegangen waren und noch in der gleichen Nacht miteinander geschlafen hatten. Und die Regeln aufgestellt hatten. Nichts Ernstes. Lockerer Sex, hin und wieder was zusammen trinken. Kein Gefühlskram. Er konnte ihnen das nicht erzählen. Diese gesunde Familie hätte diese Informationen über ihr jüngstes Kind und ihre Schwester nicht begrüßt.
    »Nein, wir haben uns durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt«, log er.
    »Ach so«, Bjorne schlug mit den Fingern wahllos ein halbes Dutzend Noten an. »Du bist also kein Anwalt? Was machst du beruflich?«
    »Ich verkaufe Farmgeräte.«
    »Farmgeräte?« Die beiden Männer sahen einander an. »Juchu, du bist keiner von diesen sauteuren, verweichlichten Rechtsanwaltstypen, mit denen Angie so rumhängt?«, frohlockte Bjorne und stellte die Gitarre wieder auf den Boden. »Mit Farmgeräten können wir was anfangen.«
    »Für welche Firma arbeitest du, mein Sohn?«, fragte Axel.
    »Forrester.«
    Axel nickte anerkennend. »Gute Firma.«
    »Was habt ihr dieses Jahr Neues auf dem Gebiet von Traktoren?«, fragte Bjorne.
    »Wollt ihr euch einen neuen anschaffen?«, fragte Trevor zurück, glücklich darüber, endlich etwas positive Aufmerksamkeit von den beiden Männern zu bekommen. »Mir ist aufgefallen, dass der Traktor, den ihr in der Scheune stehen habt, ziemlich alt ist. Er sieht aus wie ein Case, Jahrgang 1968.«
    »1965. Dad hält sie am Laufen, bis sie buchstäblich auseinanderfallen«, witzelte Bjorne. »Ich bin letzte Woche mit dem Ding zum Nordfeld rausgefahren, und hinten sind dauernd Teile abgefallen.«
    »Nun erzähl doch keine Geschichten. Es bringt doch nichts, hart verdientes Geld zu verschwenden«, argumentierte Axel. »Er mag alt sein, aber er tut immer noch seinen Dienst.«
    »Was für Ballenpressen verkauft ihr?« Bjorne zwinkerte seinem Vater zu. »Rundpressen?«
    Axel brummte leise vor sich hin.
    »Der John Deere 530 ist gerade rausgekommen.« Trevor spürte, wie er umschaltete auf Verkäufermodus, wie er aalglatt und selbstsicher zu schwafeln begann. »Nur eine Bindung, wahlweise mit einem Spalter.«
    »Was für eine Kupplung?«
    »Freilauf. 1000.«
    Die beiden Männer löcherten Trevor mit Fragen. Sie diskutierten die Motorstärke von Traktoren, Hubraum und Pflugleistung und machten Verbesserungsvorschläge, bis die Sonne in einem Flammenmeer aus Farben am Horizont versunken war. Angela rettete ihn, indem sie ihn daran erinnerte, dass die Arbeit am Sonntag bei Sonnenaufgang wieder losginge. Bjorne schlug ihm spielerisch auf die Schulter. »Pass mir schön auf meine kleine Schwester auf.«
    Trevor versuchte, bei diesem Anschlag auf seine überarbeiteten Muskeln nicht das Gesicht zu verziehen, und es gelang ihm zu lächeln. Bjorne zwinkerte ihm zu.
    Er fühlte sich, als habe er eine Prüfung bestanden.

    Trevor drückte die Flügelfenster in seinem Schlafzimmer weiter auf, um wenigstens den Hauch einer Brise zu ermutigen in den heißen, stillen Raum zu dringen. In der Ferne jaulte ein Kojote. Caesar A. knurrte draußen im Hof. Trevor ließ seinen wunden Körper in das schmale Einzelbett gleiten. Sechs Uhr in der Frühe war schon bald. Morgenstund hat Gold im Mund. Er hoffte, dass er sich am Morgen überhaupt noch würde bewegen können. Er war eingeschlafen, bevor er auch nur noch einen einzigen weiteren Gedanken fassen konnte.

    Kühle Hände massierten Trevors Glieder, seine Haut war von Körperöl ganz glitschig. Warme Lippen lagen auf den seinen, feuchter Atem stieß an seine Wange. Wieder ein Traum. Er zog den Körper der Traumfrau nach unten auf seinen herab. Träume hatten ihre Vorteile, sinnierte er, und mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlief er wieder ein.
    Trevor erwachte, als sich der Himmel im Osten rosa färbte. Er war an die Wand gedrückt; Angela lag zusammengerollt hinter ihm, und der Duft von Lavendel hing in der Luft. Er drehte sich um, verzog das Gesicht vor lauter Schmerz und stützte sich auf seinen Ellbogen, um sie zu betrachten. Sie bewegte sich im Schlaf, und aus den Tiefen ihrer Kehle drang ein Laut, der wie das sanfte Stöhnen eines Tieres klang. Er erinnerte sich an das Gefühl, einen warmen, flauschigen Ball in den Händen gehalten und das raue, nasse Reiben einer Zunge auf seiner Wange gespürt zu haben, als er den Ball gegen sein Gesicht gedrückt hatte. Aber woher rührte diese Erinnerung? Tante Gladys hatte ihnen nicht erlaubt, Tiere zu halten. Er strich Angela eine

Weitere Kostenlose Bücher