Mehr als fromme Wuensche
da zu sein, verantwortlich zu leben. Das Wichtigste bleiben die Dinge, die ich nicht kaufen kann: Glück, Liebe, innere Freiheit, Frieden mit Gott.
Volkstrauertag
T raditionell gedenken wir an diesem Tag der Opfer der beiden Weltkriege. Dabei ging mir durch den Sinn: Warum können wir rückwärts so klar urteilen und in der Gegenwart verdrängen wir immer wieder die Realität? Der Irakkrieg tobt weiter, obwohl er offiziell beendet ist. Fast jeden Tag gibt es Meldungen von Toten und Verletzten. Brutale Bombenattentate scheinen zum Alltag zu gehören. Aber wir haben uns irgendwie daran gewöhnt. „Normalität“. Wie werden wohl künftige Generationen unsere Gleichgültigkeit beurteilen?
Die US-Regierung hat die Mittel für die Militäroperationen im Irak und in Afghanistan im Herbst um weitere 70 Milliarden Dollar aufgestockt. Die Abgeordneten stimmten dem Verteidigungshaushalt von 448 Milliarden Dollar zu, eine Steigerung um fünf Prozent. 394 Abgeordnete waren dafür, 22 dagegen. Die Kosten für den Irakkrieg belaufen sich derzeit auf etwa acht Milliarden Dollar pro Monat! Und die Ausgaben sollen weiter erhöht werden. Gleichzeitig veröffentlicht Washington eine Geheimdienststudie, die belegt, dass der Irakkrieg eine „neue Generation von Terroristenführern und Kämpfern“ auf den Plan gerufen habe und sich die islamistische Bewegung verbreite.
Seit den 80er Jahren befassen sich Gemeinden in den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag mit Friedensfragen. Aber es bleibt so bedrückend still um den Irakkrieg. Sind wir hilflos?Fehlen uns schlicht die Worte? Warum gibt es keine Friedensdemonstrationen – bis auf jene damals im Februar 2001? Sind uns die Menschen gleichgültig? Oder ist es Unverständnis gegenüber diesem Land und auch der Religion der meisten Menschen, die dort leben?
Vielleicht geben uns die dunklen Tage Ende November die Gelegenheit, neu zu fragen, was das denn heute für uns bedeutet, wenn Jesus sagt : „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes heißen.“ (Matthäus 5,9) Frieden stiften sollen wir. Unsere Kirchen, ja wir alle auch einzeln als Christinnen und Christen sind gefordert, dafür einzutreten. Krieg ist kein Lösungsmittel für Konflikte, das haben die Kriege der Vergangenheit gezeigt, das zeigt auch der Irakkrieg. Wer friedfertig sein will, braucht einen langen Atem. Braucht Geduld für das Zuhören, für ein Ringen um Lösungen. Ja, wir können für den Frieden beten und handeln, unsere Politikerinnen und Politiker ermutigen, sich für Truppenabzug einzusetzen, Friedensinitiativen unterstützen. Stellen wir uns bloß mal vor, allein im Irak würden Monat für Monat acht Milliarden US-Dollar für Friedenserziehung, Mediation, Versöhnungsarbeit ausgegeben. Doch, da hätte der Friede eine Chance.
Antisemitismus
K inder Gottes sind Menschen in allen Völkern der Erde. Deshalb muss es Christinnen und Christen in diesem Land zutiefst alarmieren, wenn eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zu dem Ergebnis kommt, dass 39,1 Prozent der Bundesbürger Deutschland für „durch Ausländer überfremdet“ halten. 17,8 Prozent meinen zudem, der Einfluss der Juden sei zu groß. Das ist wirklich ein beängstigendes Ergebnis. Du liebe Zeit, die Statistik des Zentralrates der Juden nennt 105 000 Mitglieder für 2005! Und viele von ihnen sind Zuwanderer, die jüdischen Gemeinden erbringen eine enorme Integrationsleistung. Wie viel Hetze und Unwahrheit muss da im Spiel sein!
„Antisemitismus – wir haben etwas dagegen“, so heißt eine Broschüre, der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das finde ich gut. Sicher gibt es viel Kritik an der Politik der Regierung Israels. Aber der Staat Israel darf nicht verwechselt werden mit dem Judentum insgesamt. „Christlicher Glaube und Judenfeindschaft schließen einander aus“, heißt es in der Broschüre. Das ist wichtig. Vielleicht sollten wir noch klarer sagen: Wer sagt „Juden raus“, sagt: „Jesus raus“, denn Jesus war nun einmal Jude. Der Gott, zu dem Jesus „Abba, lieber Vater“ sagte, ist der Gott, an den Christinnen und Christen glauben. Deshalb müssen sie die allerersten sein, die entschieden gegen Antijudaismus und Antisemitismus antreten.
Totensonntag
A m Sonntag vor dem ersten Advent gehen viele Menschen zum Friedhof, gedenken ihrer Verstorbenen. Am Ewigkeitssonntag oder auch Totensonntag werden in unseren Gemeinden die Namen derer verlesen, die im vergangenen Jahr verstorben sind. Mehr als 800 000 Menschen
Weitere Kostenlose Bücher