Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
Castingshow für vermeintliche Superstars oder Supertalente wären wohl so ziemlich alle durchgefallen. Die Söhne des Zebedäus ringen darum, wer Jesus am nächsten ist. Simon Petrus wird leugnen, Jesus gekannt zu haben, und Maria Magdalena hat einen zweifelhaften Ruf. Aber genau diesen fehlbaren Menschen sagt Jesus Sinn zu. Genau diese Menschen werden im Glauben an ihn innere Freiheit und Kraft finden. Das wird ihre Freiheit gegenüber allen Anfeindungen ausmachen. Folgen wir nach! Wir müssen nicht die Tollsten, Erfolgreichsten, Schönsten sein, sondern wir können uns als Christinnen und Christen mit all unseren Schwächen erhobenen Hauptes in diese Tradition stellen.
Vor einigen Jahren wurde jemand telefonisch zu mir durchgestellt. Als ich mich gemeldet hatte, sagte er: „Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich der Messias bin!“
Nach kurzem überraschten Schweigen sagte ich: „Oh, der ist aber meinem Glauben nach schon mit Jesus in die Welt gekommen!“
Er darauf: „Und wer bin ich dann?“
„Wie wäre es mit: ein Nachfolger Jesu?“, schlug ich vor.
Der Mann war offenbar zufrieden und sagte: „Danke, das geht auch.“ Und dann legte er auf.
Jesus nachzufolgen scheint immer noch eine überzeugende Lebenshaltung zu sein …
Zu Geld sind diejenigen, die Jesus nachfolgten, nicht gekommen. In den Seligpreisungen steht auch nicht, dass Geld glücklich macht. Das aber ist heute das für die meisten Menschen erstrebenswerte Lebensziel: Geld verdienen und konsumieren können. Natürlich ist es wichtig, meine Familie, mich selbst ernähren und versorgen zu können. Problematisch wird es, wenn darin Sinn gesucht wird und die Vorstellung herrscht: der Mensch ist, was er verdient. Eine zentrale Symbolfigur für eine solche Einstellung ist Josef Ackermann, der einmal sagte: „Als ich zur Deutschen Bank kam, hatte ich zwei Millionen Mark. Wenn ich heute ein vergleichbares Gehalt hätte, würde ich jeden Respekt verlieren. Man würde sagen: ‚Der hat keinen Marktwert.‘“ 20 Da macht der Marktwert den Menschen, und wer nicht mithalten kann, wird nicht respektiert. Ein für mich eher gruseliges Weltbild!
In den USA habe ich eine Kirche besucht, deren Bischof drei Millionen Dollar Jahresgehalt erhält und die ihren Missionserfolg durchaus in Einnahmen und Kirchenbauten misst. Als das kritisch hinterfragt wurde, war die Antwort: „But Jesus was rich himself.“ Aber bei Jesus geht es definitiv nicht um Geld und Macht! Es geht darum, sich selbst zu finden und Gott zu finden. Oder Gott zu finden und so zu sich selbst zu finden und den eigenen Lebenssinn zu erkennen. Oder zu erkennen, dass Gott mich schon gefunden hat, bevor ich zu suchen anfing. Das macht frei. Und so kannst du erleben: Du bist freier, als du denkst! Da fangen Fischer einfach an zu predigen und Frauen werden zu Gemeindeleiterinnen. Das ist von Anfang an im Christentum so.
Freiheit hat viele Aspekte. Es geht natürlich um die äußere Freiheit, die schon genannten Freiheitsrechte. Sie wollen wahrgenommen und verteidigt werden. Viele wünschen sich unsere Freiheit, passen wir also gut auf sie auf!
Dann ist da die innere Freiheit. Mögen andere denken, was sie wollen, Medien berichten, wie sie mögen: Ich weiß, wer ich bin, und Gott weiß es auch. Mir scheint, diese Freiheit geht immer öfter verloren. Da reden Menschen mit Blick darauf, wie ihr Reden medial aufgenommen werden könnte. Da versuchen einige, geschickt so zu agieren, dass sie nirgendwo anecken. Bloß keine öffentlichen Auseinandersetzungen, lieber kein zu klarer Standpunkt, denn es könnte zu Anfeindungen führen. „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Gal 5,1) – ein kleiner Satz des Apostels Paulus mit einer großen Wirkung. „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ – ein kleines Traktat Martin Luthers mit immensen Folgen. Bürgerliche Freiheiten und Menschenrechte – mit Kraft und Opfern errungen und von vielen Menschen erhofft. Wer darüber nachdenkt, welche Freiheit er oder sie hat, wer liest und ringt und findet, dass er oder sie innerlich frei ist, findet Haltung. Und Menschen mit Haltung brauchen wir in unseren Kirchen, unserer Gesellschaft, unserer Welt.
Ja und Amen zu sagen ist allzu leicht. Sich anpassen oder wegducken ebenso. Ich bin überzeugt, unser Glaube fordert mehr von uns: Lies nach! Denk selbst! Zieh die Konsequenzen und übernimm Verantwortung für dein Leben und unsere Welt. Das ist nicht Druck, sondern macht Sinn. „Meine Zeit steht in deinen
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