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Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Titel: Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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Leben in innerer Freiheit und mit Mitgefühl leben. Vor Gott stehen können und sagen: „Groll und Hass empfinde ich nicht, da ist mein Herz rein.“
    Wer so leben kann, ist selig, glücklich, denke ich. Der gehört nicht länger zu diesen Getriebenen und findet Seelenfrieden! Der kann die innere Balance spüren. Weil mir von Gott Lebenssinn zugesagt ist, muss ich nicht mehr zu den Getriebenen gehören, die diesen Sinn in Ruhm, Macht, Bedeutung, Anerkennung und Geld suchen. Und deshalb kann ich die Zeit anders sehen. Meine Lebenszeit.
    Solche Lebensweisheit hat der Prediger schon vor 3000 Jahren unter der Überschrift „Alles hat seine Zeit“ zusammengefasst:
    Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
    Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon. Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen. Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
    Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes. Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man sich vor ihm fürchten soll. Was geschieht, das ist schon längst gewesen, und was sein wird, ist auch schon längst gewesen; und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist
    (Pred 3,1–15).
    „Ein jegliches hat seine Zeit“ – dieser Gedanke kann Gelassenheit lehren. Für mich ist es eine Frage des Glaubens, dass ich meine Lebenszeit bewusst betrachte. Ich sehe sie als geschenkte Zeit, die ich verantwortungsbewusst verbringen möchte. Und es ist eine Frage der Lebensweisheit, ob es mir gelingt, heilsame Unterbrechungen in den Alltag einzubauen, in denen ich einen Schritt zurücktrete und mich frage, was mich eigentlich antreibt. Nur mit Abstand finde ich Klarheit über Schritte, die das Alltagschaos wieder in sinnvolle Bahnen lenken.
    Entschleunigung
    Entschleunigung ist möglich, wenn ich es schaffe, erst einmal abzubremsen. Nein, ich muss nicht bei Facebook posten, wo ich mich gerade befinde. Und ich muss auch nicht ständig verfügbar sein, muss das Handy nicht auch noch mit ins Bad nehmen. Es genügt, wenn ich die Mail in drei Tagen beantworte. Ich kann eine Einladung auch ohne schlechtes Gewissen absagen oder einen Text zwei Tage später abgeben als geplant. 21
    Es kostet Mut, genau hinzuschauen: Welche Ansprüche habe ich selbst? Wo will ich mich abgrenzen, wo muss ich mich auch „raushalten“, um meine Seele nicht zu verlieren? Wo muss ich Kompromisse machen? Wo barmherziger sein mit mir selbst und anderen? Es geht um den Mut, Nein zu sagen und Widerstände zu ertragen. Und am Ende geht es um Lebenslust.
    Mich beeindruckt über all die Jahrhunderte, Jahrtausende hinweg das Bild von dem Gelähmten, der von seinen Freunden durch das Dach eines Hauses zu Jesus getragen wird. Deutlich wird: Die Freunde und auch Opfer nehmen sich Zeit, sind bereit, sich für ihn zu engagieren. Meine Schwester erzählte aus dem Religionsunterricht, dass ihre Schülerinnen und Schüler die Szene als Standbild nachstellten und spürten, dass sie als Freundinnen und Freunde die Hand ausstrecken, ja, den Freund sogar ein Stück tragen mussten.
    Die Erwartungen an uns selbst, die Erwartungen anderer, die wir spüren, können aber auch zur Überbelastung führen, die dann gar nichts mehr möglich macht. Das betrifft unser persönliches und berufliches Umfeld, aber auch gesellschaftspolitische Entscheidungen. Wer meint,

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