Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
sich genüsslich im Schmodder. Mir wurde bewusst, dass ich mich gar nicht erinnern konnte, wann ich das letzte Mal Schweine im Freien gesehen hatte …
Schöpfungsglaube und Naturwissenschaft
Gott hat die Welt geschaffen. Das glauben wir als Christinnen und Christen gemeinsam mit Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens. Und das trennt uns meines Erachtens nicht von den Erkenntnissen der Physik! Die Diskussion um den Kreationismus erweckt den Eindruck, dass Glaubende Angst haben, es könnte schwer oder gar unmöglich sein, das zusammenzuhalten. Gott als Schöpfer der Welt zu sehen, ist eine Glaubensperspektive. Sie verändert meine Sicht auf die Welt. Denn so gesehen sind wir als Menschen verantwortlich für unsere Mitgeschöpfe, Tiere und Pflanzen. Der Umgang mit der Erde kann uns nicht gleichgültig sein.
Wir können Gottes Existenz nicht beweisen, aber die geglaubte Existenz Gottes steht nicht im Widerspruch zu dem, was die Naturwissenschaft erforschen konnte mit – wie Christinnen und Christen sagen würden – der Kreativität, die Gott Menschen geschenkt hat. Die Theorie eines Urknalls belegt das Vorhandensein einer Energie, deren Entstehung auch Physik nicht erklären kann. Der Astrophysiker Harald Lesch hat in einem Interview auf die Frage, ob er an einen „obersten Designer“ glaube, geantwortet: „Ich bin Protestant und da ist die Hypothese Gott eine unheimlich tragfähige Hypothese. Es kommen einfach zu viele Dinge zusammen, wo man als Naturwissenschaftler steht und sagt: Das kann nicht wahr sein! All diese wahnsinnigen Zufälle, die passieren mussten, und vor allen Dingen jene, die nicht passieren durften. Kein Stern vorbeigeflogen, keiner explodiert, und das über eine Stabilitätszeit von 4,56 Milliarden Jahren (…) Und je mehr Wissenschaft ich betreibe, desto mehr denke ich, das ist ja unglaublich!“ 64
Warum sollten wir als Christinnen und Christen die Erkenntnisse der Wissenschaft ablehnen? Gott hat die Welt mit allen Geschöpfen ins Leben gerufen. Das bringt für Menschen des Glaubens viele Fragen mit sich, aber sie müssen keine Angst davor haben, zu fragen, zu forschen, zu wissen. So wenig, wie sich Gottes Existenz beweisen lässt, so wenig lässt sich die Nicht-Existenz Gottes belegen. Das bleibt schlicht eine Glaubensfrage. Ich kann daher nicht verstehen, warum Eltern verhindern wollen, dass ihre Kinder die Evolutionstheorie kennenlernen. Dann ist Glaube doch von Angst geprägt, hat Angst vor dem Zweifel, statt Gottvertrauen zu zeigen und Offenheit für die Welt.
Wunderbar hat der biblische Erzähler den Prozess der Entstehung der Welt in einprägsame Bilder verwandelt, ja, er beschreibt im ersten Schöpfungsbericht auch eine Evolution: Gott schuf diese Welt, um aus dem Chaos Ordnung hervorzubringen. Gott scheidet Licht und Dunkel, Wasser und Land und kreiert den Menschen zum eigenen Bilde – Mann wie Frau als Gottes Ebenbild. Am Ende ist in Gottes Augen alles „sehr gut“ (1. Mose 1,31) – die beste aller möglichen Welten sozusagen.
Und das können wir auch nachempfinden, meine ich. Wenn ich am Ostseestrand stehe, das Meer sehen, erleben, riechen, fühlen kann, spüre ich aus vollem Herzen: Ja, das ist sehr gut! Das gibt uns Energie! Wunderschön. Wunderbar. Wie am ersten Schöpfungstag, so singt es ja Cat Stevens: „Morning has broken like the first morning“ – jeder Morgen ist ein bisschen wie der erste Morgen. Deshalb steht das Lied heute auch im Evangelischen Gesangbuch: Die Sonne geht auf und Leben beginnt neu. Es war sehr gut. Und es ist oft sehr gut, das sollten wir nicht vergessen. Zum Schöpfungsglauben gehören daher als Antwort auch Staunen und Dankbarkeit.
Schöpfung und Spiritualität
Lange Zeit waren Schöpfungstheologie und Spiritualität in der evangelischen Kirche eher unterentwickelt. Beides steht in einem Zusammenhang, denn die Schöpfung erleben, das ist auch die Wahrnehmung des Heiligen Geistes. Die Vernachlässigung liegt sicher zum einen an der Konzentration auf das Wort, zum anderen aber wohl auch an der Angst vor „Schwärmertum“ oder einem Glauben, der sich aus Erfahrung und nicht aus der Bibel speist. In den vergangenen Jahren hat sich das ein wenig geändert und ich freue mich darüber.
2005 durfte ich einen Pilgerweg einweihen. Er verbindet auf rund 300 Kilometern das alte Zisterzienserkloster in Volkenroda, von dem aus im Jahr 1163 Mönche ausgesandt wurden, mit dem neuen Kloster, das sie in Loccum gründeten. Es gab Skepsis, ob
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