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Mehr als nur ein Zeuge

Mehr als nur ein Zeuge

Titel: Mehr als nur ein Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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vor meinem, wie ihm der Schweiß von der Stirn in die Augen läuft, sodass es aussieht, als würde er weinen, und wie er die Worte ausspuckt: »Du hältst die Klappe, sonst sorge ich dafür, dass sie zubleibt!« Was genau hat er damit gemeint?«
    DI Morris mustert mich prüfend, dann gibt er sich einen Ruck.
    »Wie du weißt, Ty, haben wir es mit drei Verdächtigen zu tun. Drei Menschen werden einer sehr ernsten Straftat angeklagt. Da es drei sind, werden ihre Anwälte versuchen, die Schuld den jeweils anderen zuzuschieben, außerdem werden sie deine Glaubwürdigkeit als Zeuge anzweifeln. Wir müssen uns hundertprozentig darauf verlassen können, dass du die Wahrheit sagst. Vor Gericht |56| wird man dir so gut wie sicher sehr knifflige Fragen stellen. Nach dem Zwischenfall mit der Brandbombe fürchten wir, dass man versucht, dich als Zeugen einzuschüchtern. Deshalb kümmern wir uns bis zur Verhandlung ganz besonders um dich und deine Mutter, und, falls es nötig sein sollte, auch darüber hinaus.«
    »Aber wer sind diese Leute? Was haben die noch alles vor? Warum können Sie sie nicht einfach verhaften? Warum wollen sie mich zum Schweigen bringen?«
    DI Morris zögert. »Wir tun alles, um euch zu schützen«, sagt er schließlich, womit er meine Fragen nicht mal ansatzweise beantwortet.
    »Was ist mit meiner Gran und mit meinen Tanten? Kümmern Sie sich auch um die?«
    »Wir haben ein Auge auf sie, ja. Zum Glück wohnt nur deine Gran in der Nähe eurer alten Wohnung.«
    »Und was ist mit meinen Tanten?«
    »Wir tun unser Möglichstes, Ty, aber ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass wir jedes einzelne Mitglied deiner Familie beschützen können.«
    Wieso eigentlich nicht? Außer meiner Mutter und mir sind wir nur noch drei, keine Riesensippe.
    »Wann findet die Verhandlung statt?«
    »So etwas dauert. Ich hoffe auf einen Termin im Spätherbst. Je früher, desto besser.«
    »Dann muss ich bis dahin Joe bleiben?«
    »Ja. Es sei denn, wir müssten euch noch woanders hinbringen. Aber das könnte eigentlich nur erforderlich werden, wenn du oder deine Mutter etwas Unkluges tun |57| würdet, zum Beispiel Kontakt mit euren Verwandten oder mit alten Freunden aufnehmen, nach London fahren, um sie zu besuchen, oder jemandem hier von eurer wahren Identität erzählen.«
    »Was denken die dort in London? Was glauben die, wieso wir plötzlich weg sind?«
    »Es kann schon sein, dass einige Leute glauben, dass du etwas mit dem Überfall im Park zu tun hattest, Ty. Die Beschuldigten sind alles Jugendliche, deren Namen nicht veröffentlicht werden, deshalb weiß niemand genau, um wen es sich handelt. Manche denken auch, dass ihr umgezogen seid. Dass deine Mutter woanders Arbeit gefunden hat. Dass man ihr irgendwo eine Stelle angeboten hat und ihr weggezogen seid.«
    Ach ja? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich jemand glaubt. Erstens hat Mum ihr Job total gut gefallen, zweitens hätte sie, wenn wir umgezogen wären, eine Riesenparty geschmissen, mit ihrer eigenen Karaoke-Version von
Love Machine
am Schluss und meinen Tanten als die anderen Mitglieder von
Girls Aloud
. Dafür sind sie bekannt. Sie kriegen immer wieder zu hören, sie sollten damit in Simon Cowells Casting-Show auftreten.
    »Und die Angeklagten   … sind die im Gefängnis?«
    »Sie sind in einer Jugendstrafanstalt und dürfen bis jetzt nicht mal auf Kaution raus.« Ich mache wohl ein dummes Gesicht, denn er fügt hinzu: »Das heißt, dass sie wahrscheinlich bis zur Verhandlung nicht rauskommen.«
    »Was passiert nach der Verhandlung? Muss ich dann weiter Joe bleiben?«
    |58| »Möglicherweise. Wenn du als Zeuge aussagst, werden wir auf jeden Fall beantragen, dass deine Identität weiterhin geschützt bleibt   – aber nach der Verhandlung ist es bestimmt sicherer, euch woanders hinzubringen. Euer Aufenthalt hier ist eher ein zeitlich begrenztes Zwischenspiel.«
    Ich würde ihn gern nach Arron und seiner Familie fragen, aber das Rasierklingengefühl im Hals ist wieder da. Ich frage: »Kann meine Mum arbeiten? Können Sie ihr dabei helfen? Ich glaube, uns geht bald das Geld aus.«
    »Dafür ist Doug zuständig. Er sorgt dafür, dass ihr genug Geld habt, ob mit oder ohne Arbeit.« DI Morris beugt sich vor. »Würde es deiner Mum denn gut tun, wenn sie wieder arbeiten ginge? Ist sie ein bisschen deprimiert und einsam, was meinst du?«
    Klar ist sie das, würde ich am liebsten schreien, aber ich nicke bloß. »Gut«, sagt DI Morris, »dann spreche ich

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