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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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zweiten Mann passierte. Die Historiker haben bisher wenig Interesse für die beiden gezeigt.« Er lächelte. »Bisher, möchte ich betonen. Die Geschichte wird sich verändern, wenn mein Buch auf den Markt kommt.«
    »Die Geschichte wird sich verändern«, flüsterte Dougless. Das war Nicholas’ Wunsch gewesen; aber es war ihm nur gelungen, seine Hinrichtung zu einer historischen Tatsache werden zu lassen. »Ich muß jetzt gehen«, sagte sie unvermittelt.
    »Wo sind Sie jetzt abgestiegen? Ich bringe Sie zu Ihrem Hotel.«
    »Ich habe noch kein Zimmer.« Ihr Kopf ruckte hoch. »Ich würde gern im Thornwyck-Castle absteigen.«
    »Ja, möchten wir das nicht alle? Sie müssen ein Jahr im voraus buchen, um dort ein Zimmer zu bekommen.« Er stand vom Tisch auf und kam nach einer Minute grinsend wieder. »Sie sind ein Glückskind. Jemand hat seine Vorbestellung stornieren lassen. Sie können sein Zimmer haben. Ich bringe Sie hin.«
    »Nein«, sagte Dougless. »Ich muß jetzt allein sein. Danke für das Dinner und für die Geschichte. Sie werden Ihre Professur bekommen.« Sie gab ihm die Hand, drehte sich dann um und verließ die Gaststätte.

12
    In Thornwyck konnte sich ebenfalls niemand mehr an Nicholas erinnern. Sie schlug im Hotelregister nach. Wo damals Nicholas seinen Namen eingetragen hatte, stand nun in einer ihr fremden Handschrift »Miss Dougless Montgomery«. Lustlos warf sie in ihrem Zimmer ihre Segeltuchtasche in eine Ecke und ging wieder hinaus, um den unfertigen Teil des Schlosses zu besichtigen. Er war Ruine geblieben, da Nicholas hingerichtet worden war, ehe er seine Pläne ausführen konnte.
    Als sie auf die dachlosen Wände blickte, an denen noch immer Weinranken wucherten, erinnerte sie sich an jedes Wort, das Nicholas zu ihr gesagt hatte, und wie er diesen Teil des Schlosses hatte gestalten wollen. Ein Mittelpunkt der Bildung, hatte er gesagt. Aber es war nichts daraus geworden.
    War er in seine Todeszelle zurückgekehrt, als er sie gestern verließ? War er in jenen Augenblick der Zeit zurückgekehrt, als er gerade seiner Mutter schreiben und von ihr erfahren wollte, wer ihn verraten hatte? Was hatte er in den drei Tagen vor seiner Hinrichtung gemacht? Wollte ihm keiner zuhören, als er Robert Sydneys Beschuldigungen als Lügen entlarvte?
    Müde lehnte sie sich gegen eine Wand der Ruine. Wem hatte er von Robert Sydneys Verrat erzählt? Lettice? War sein geliebtes Weib in die Zelle gekommen, um ihn zu besuchen? Hatte er ihr berichtet, was er nun wußte, und sie um Hilfe gebeten?
    Ironie, dachte Dougless. Lee hatte gesagt, es wäre eine Ironie, daß Nicholas hatte sterben müssen, weil er gut gewesen war. Er hatte sich geweigert, auf die konspirativen Pläne seiner Frau einzugehen, sich geweigert, sie auch nur in Erwägung zu ziehen - und war deswegen gestorben. Nicht einen raschen, ehrenhaften Tod, sondern einen Tod, der ihn in der Öffentlichkeit lächerlich machte. Er hatte sein Leben, seine Ehre, seinen Namen, seinen Besitz, sogar den Respekt nachfolgender Generationen verloren, und das alles nur, weil er sich geweigert hatte, der Komplize einer machtbesessenen Frau zu werden.
    »Es ist ungerecht!« sagte Dougless laut. »Was damals geschah, ist ein schreckliches Unrecht !«
    Langsam, wie' in Trance, wanderte sie zum Hotel zurück. Sie duschte sich, zog ihr Nachthemd an, legte sich ins Bett und konnte nicht einschlafen. Eine ohnmächtige Wut über die grausame Ironie der Geschichte hielt sie lange wach.
    Ungerechtigkeit, Verrat, Heimtücke, Erpressung: Die Worte drehten sich wie ein Karussell in ihrem Kopf.
    Gegen Morgen verfiel sie in einen unruhigen Schlummer, und als sie aufwachte, war ihr noch elender zumute als vor dem Zubettgehen. Sie fühlte sich tausend Pfund schwerer und sehr alt, als sie sich anzog und nach unten zum Frühstücken ging.
    Nicholas war eine zweite Chance gegeben worden, und er hatte sie um Hilfe gebeten. Aber sie hatte versagt. Sie war so eifersüchtig auf Arabella gewesen, daß sie den eigentlichen Grund, warum sie sich bei den Harewoods einquartiert hatten, aus den Augen verlor. Als sie nach Informationen hätte suchen sollen, war ihr nur wichtig gewesen, ob Nicholas und Arabella nun miteinander ins Bett gingen oder nicht. Jetzt würde keine Frau mehr mit ihm ins Bett gehen - weder im sechzehnten noch im zwanzigsten Jahrhundert.
    Sie frühstückte eine Semmel, kündigte ihr Zimmer, ging zur Bahnstation und stieg in einen Zug, der sie nach Ashburton zurückbrachte. Irgendwann

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