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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nicht sagen, wann der Morgen anbrach, weil nur etwas graues Licht vom Korridor unter der Tür hindurchschimmerte. In der Nacht hatte sie sich so oft gekratzt, um sich dieser Wesen auf ihrem Körper zu erwehren, daß sie an manchen Stellen blutete. Sie wartete gespannt darauf, daß jemand sie aus ihrer Zelle befreite. Lady Margaret hatte angeordnet, daß sie Dougless in aller Frühe zu sehen wünsche. Doch niemand kam.
    Sie hielt ihren Arm in das Licht, das unter der Tür hindurchsickerte, und blickte auf ihre Armbanduhr. Wenn sie korrekt nach der elizabethanischen Zeit gestellt war, war bis zwölf Uhr mittags noch immer keiner gekommen, um sie aus ihrer Zelle zu befreien.
    Sie versuchte, sich nicht von einer Hysterie überwältigen zu lassen, sondern einen kühlen Kopf zu behalten. Also dachte sie immer wieder daran, welche Ereignisse nach Lees Worten zu Nicholas’ Hinrichtung geführt hatten. Irgendwie mußte sie Nicholas warnen. Irgendwie mußte sie verhindern, daß Lettice und Robert Sydney Nicholas für ihre Pläne mißbrauchten.
    Aber wie sollte sie etwas bewirken können, wenn sie in einem dunklen, von Flöhen verseuchten Raum eingesperrt war? Und Nicholas würde nicht nur nicht auf sie hören - er schien sie sogar zu hassen. Sie suchte sich zu erinnern, was sie gestern zu ihm gesagt hatte. Womit hatte sie ihn beleidigt? Vielleicht mit der Warnung vor seiner geliebten Lettice?
    Es war frostig im Zimmer, und Dougless zitterte vor Kälte. Immer wieder mußte sie sich die juckende Kopfhaut kratzen. Im zwanzigsten Jahrhundert hatte sie sich immer auf den Namen der Montgomerys berufen und auf deren Reichtum stützen können. Obwohl es noch Jahre dauern würde, bis sie ihren Erbteil bekam, hatte sie doch stets gewußt, daß das Geld vorhanden war - daß sie für eine Information Millionen von Dollar bieten konnte.
    Doch hier im sechzehnten Jahrhundert besaß sie nichts, war sie ein Nichts. Sie hatte nur diese Reisetasche voller moderner Wunder und ihren Verstand. Irgendwie mußte sie diese Leute davon überzeugen, daß man sie nicht so einfach in eine dunkle Zelle sperren und dort verrotten lassen konnte. Als Nicholas zu ihr ins zwanzigste Jahrhundert gekommen war, hatte sie versagt. Sie hatte ihm die Information, mit der er seine Hinrichtung hätte verhindern können, nicht beschafft. Diesmal würde sie nicht versagen, egal, was sie anstellen mußte - sie würde ihn retten.
    Sie stand an der Wand, und ihre Lethargie wurde von einer neuerwachten Energie verdrängt. Ihr Vater hatte seinen Töchtern leidenschaftlich gern Geschichten von ihren Vorfahren erzählt - von den Montgomerys in Schottland, England und Amerika. Das waren durchweg Geschichten von heroischen Taten gewesen und von knapper Rettung aus tödlicher Gefahr.
    »Wenn die das vermochten, kann ich das auch«, sagte Dougless sich. »Nicholas«, sagte sie dann mit lauter Stimme, »komme hierher und befreie mich aus dieser scheußlichen Zelle.« Sie schloß die Augen und konzentrierte sich darauf, sich einzubilden, wie er die Treppe hinaufstieg und sich zu ihrer Zelle begab.
    Es dauerte nicht lange, bis er sie »hörte«. Als die Tür aufflog, war sein Gesicht fast schwarz vor Wut.
    »Nicholas, ich möchte mit dir reden«, sagte sie.
    Er drehte sich von ihr weg. »Meine Mutter verlangt nach Euch.«
    Sie stolperte ihm nach. Ihre Beine waren geschwächt vom langen Stehen an der Wand in der Nacht, und ihre Augen mußten sich erst an die Helligkeit in der Halle gewöhnen. »Du bist gekommen, weil ich dich gerufen habe«, sagte sie. »Da gibt es ein Band zwischen uns beiden, und wenn du mir nur eine Weile zuhören würdest...«
    Er blieb stehen und funkelte sie wütend an. »Ich will nichts von dem hören, was Ihr mir sagen möchtet.«
    »Willst du mir wenigstens verraten, was dich so wütend auf mich macht? Was habe ich dir getan?«
    Er blickte sie auf eine unverschämte Weise von Kopf bis Fuß an. »Ihr werft mir Verrat vor. Ihr erschreckt meine Dorfbewohner. Ihr beschmutzt den Namen der Frau, die ich heiraten soll. Ihr verhext meine Mutter. Ihr .. .«, er senkte die Stimme, »... dringt in meinen Kopf ein.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Nicholas, ich weiß, wie seltsam ich dir erscheinen mag; aber wenn du nur zuhören würdest, bis ich dir alles erklärt habe ...«
    »Nein«, sagte er, sich von ihr fortdrehend. »Ich habe meinen Bruder gebeten, Euch aus dem Haus zu werfen. Die Dorfbewohner werden dann schon für Euch sorgen.«
    »Diese Leute werden

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