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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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meiner ... meiner Stellung im Leben angemessen ist. Und ich möchte ein Bad haben.«
    Lady Margaret sah sie mit kalten, dunklen Augen an, und Dougless wußte nun, von wem Nicholas sein hochfahrendes Wesen geerbt hatte. »Nehmt Euch in acht. Ich könnte sonst Eure Rede nicht mehr amüsant finden.«
    Dougless’ Knie begann zu wackeln. Sie hatte als Kind in einem Wachsfigurenkabinett die Darstellung einer mittelalterlichen Folterkammer gesehen. Das Rad. Die Eiserne Jungfrau. »Ich hatte nicht beabsichtigt, Euer Mißfallen zu erregen, Mylady«, sagte sie leise. »Ich werde mir meinen Unterhalt selbst verdienen. Ich werde mein Bestes tun, Euch zu amüsieren.« Wie Scheherazade, dachte Dougless bei sich. Wenn ich diese Frau nicht bei guter Laune halte, kann mich das morgen schon den Kopf kosten.
    Lady Margaret studierte sie eine Weile, und Dougless wußte, daß in diesem Moment ihr Schicksal entschieden wurde. »Ihr sollt mir dienen. Honoria wird . ..«
    »Das bedeutet, ich kann im Haus bleiben? Oh, Lady Margaret, das werdet Ihr nicht bereuen. Das verspreche ich Euch. Ich werde Euch zeigen, wie man Poker spielt. Ich werde Euch Geschichten erzählen. Ich werde Euch alle Stücke von Shakespeare aufsagen. Nein, lieber nicht; sie könnten Euch zu sehr aufregen. Ich werde Euch von ... ja, von The Wizard of Oz und von My Fair Lady berichten. Vielleicht kann ich mich auf den Text und sogar die Musik besinnen.« Sie begann zu singen: »I Could Have DancedAll Night.«
    »Honoria!« rief Lady Montgomery mit scharfer Stimme. »Nimm sie, kleide sie.«
    »Und auch etwas zu essen und ein Bad«, fügte Dougless hinzu.
    »Die Pille.«
    »Oh, klar.« Dougless gab ihr die Kapsel.
    »Laßt mich nun ruhen. Honoria wird sich um Euch kümmern. Sie wird bei dir wohnen, Honoria.«
    Dougless hatte gar nicht gehört, wie die andere Frau ins Zimmer gekommen war. Es schien sich um die gleiche Person zu handeln, die gestern abend hinter dem Bettvorhang gestanden hatte, aber Dougless konnte noch immer nicht deren Gesicht sehen, weil sie es von ihr abgewandt hielt. Dougless folgte Honoria aus dem Zimmer.
    Sie fühlte sich schon besser, weil sie so viel Zeit gewonnen hatte, bis Lady entdecken würde, daß sie keine Prinzessin war. Wurde das Belügen einer Lady mit dem Tod oder nur mit der Folter bestraft? Vielleicht würde es Lady Margaret am Ende egal sein, ob sie eine Prinzessin war oder nicht, wenn sie, Dougless, nur dafür sorgte, daß sich die alte Dame prächtig unterhielt. Und ein Monat reichte vermutlich dafür aus, daß Dougless ihre Mission erfolgreich beenden konnte.
    Dougless drückte ihre Segeltuchtasche an sich und folgte Honoria in die Halle hinaus. Honorias Zimmer lag direkt neben dem von Lady Margaret. Es war nur etwa halb so groß; aber immer noch geräumig genug und hübsch dazu. Sie sah einen Kamin aus weißem Marmor, ein großes Vier-Pfosten-Bett, einige Schemel, zwei Stühle mit Schnitzwerk und am Fuß des Bettes eine Kommode. Sonnenlicht flutete durch ein Fenster mit rautenförmigen Butzenscheiben.
    Als Dougless sich in dem hübschen Zimmer umsah, begann sie sich ein wenig zu entspannen. Es war ihr immerhin gelungen zu verhindern, daß man sie auf die Straße warf.
    »Gibt es hier ein Badezimmer?« fragte sie Honoria, die ihr noch immer den Rücken zudrehte.
    Die Frau bewegte sich nicht.
    »Einen Abort?« verbesserte Dougless sich.
    Die Frau drehte sich noch immer nicht um, sondern deutete nur auf eine kleine Tür in der Täfelung. Dougless öffnete sie, und dahinter befand sich ein steinener Sitz mit einem Loch darin — gewissermaßen ein Plumpsklosett, wie man es früher in Gebäuden ohne sanitäre Einrichtungen außerhalb der Wohnungen benützte. Es stank zum Himmel. Neben dem Sitz lag ein Berg von hartem dickem Papier, das beschrieben worden war. Sie hielt ein Stück davon in die Höhe. »Jetzt weiß ich endlich, wo all die mittelalterlichen Handschriften hingekommen sind«, murmelte Dougless. Sie benütze den Abort und verließ ihn so rasch wie möglich wie der.
    Als sie ins Zimmer zurückkam, sah sie eine Weile zu, wie Honoria eine Truhe öffnete, Kleider herausnahm und sie auf das Bett legte. Dann verließ Honoria das Zimmer, und Dougless wanderte im Traum umher, um sich alles genauer anzusehen. Hier gab es keine silbernen oder goldenen Ornamente wie nebenan in Margarets Zimmer; doch dafür reichlich Stoffe mit Stickereien. Dougless hatte einige Proben elizabethanischer Stickarbeiten in Museen bewundern können, aber die

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