Mehr als nur Traeume
männlichen Wesen in ihrem Zimmer alles zeigte. Dann begann Dougless mit einem kleinen boshaften Lächeln in ihrer Handtasche zu kramen, worauf sie mit einem breiten Lächeln durch die offene Tür in den Salon trat. Alle Lichter bis auf eine trübe Funzel waren ausgeschaltet. Arabella goß Nicholas gerade ein Wasserglas mit Bourbon voll, während Nicholas mit halb offenem Hemd auf dem Sofa saß.
»Oh, Lord Stafford«, zirpte Dougless, fing an, energisch im Zimmer umherzugehen und alle Lichter einzuschalten. »Hier ist der Taschenrechner, den Sie verlangten, aber ich konnte leider lediglich einen mit Solarzellen auftreiben. Er funktioniert nur in einem sehr hellen Zimmer.«
Nicholas starrte neugierig den kleinen Taschenrechner an, den sie ihm aushändigte, und als sie ihm dessen Arbeitsweise vorführte, wurden seine Augen so groß wie Untertassen. »Man kann damit addieren?«
»Und subtrahieren, multiplizieren und dividieren. Sehen Sie: hier steht die Antwort. Sagen wir, Sie wollten das Jahr, in dem wir uns gerade befinden, 1988, von 1564 abziehen, dem Jahr, als Ihr Vorfahre des Hochverrats beschuldigt wurde und sein Familienvermögen für immer verlorenging, dann bekommen Sie hier eine Minussumme von vierhundertundvierundzwanzig Jahren als Ergebnis - vierhundertundvierundzwanzig Jahre, in denen Sie ein Unrecht gutmachen und Ihre Nachkommen daran hindern konnten, Sie - ihn - auszulachen.«
»Sie«, sagte Arabella so wütend, daß sie kaum reden konnte, »verlassen sofort diesen Raum.«
»Oh? Oh«, sagte Dougless scheinheilig, »habe ich Sie etwa gestört? Das tut mir aber schrecklich leid. Das war nicht meine Absicht. Ich tue nur meinen Job.« Sie begab sich, rückwärts gehend, wieder zur Tür. »Bitte, machen Sie doch weiter an der Stelle, wo ich Sie unterbrochen habe ...«
Dougless verließ den Salon, ging den Flur hinunter und kam dann auf Zehenspitzen wieder zurück. Sie sah, wie die Schatten aus dem Zimmer dunkler wurden.
»Ich brauche Licht«, sagte Nicholas. »Die Maschine arbeitet nicht ohne Licht.«
»Nicholas, um Himmels willen, das ist doch nur ein Taschenrechner. Stecken Sie ihn weg.«
»Es ist eine höchst wundersame Maschine. Was bedeutet diese Marke?«
»Das ist ein Prozent-Zeichen; aber ich kann nicht einsehen, daß das jetzt wichtig wäre.«
»Zeige mir, wie es funktioniert.«
Dougless konnte Arabella durch die Wände hindurch seufzen hören. Lächelnd und sehr zufrieden mit sich selbst begab sich Dougless wieder auf die Suche nach Lees Zimmer. Als sie dort anklopfte, begrüßte er sie mit einem Martiniglas, schwarzer Fliege und seidenem Smokingjackett. Dougless unterdrückte ein Kichern. Ein Blick auf sein Gesicht und das Martiniglas genügte ihr, um sich darüber im klaren zu sein, daß Lee nicht die mindeste Absicht hatte, mit ihr über etwas anderes zu reden als die Möglichkeit, mit ihm so rasch wie möglich ins Bett zu hüpfen. Sie nahm ihm das Martiniglas ab, nippte daran und verzog das Gesicht. Sie haßte Martinis - mit oder ohne Zutaten.
Lee begann zunächst damit, ihr zu sagen, wie wunderbar ihr Haar wäre, wie überrascht er sei, eine so verblüffend schöne Frau in diesem muffigen alten Haus anzutreffen, wie geschmackvoll sie gekleidet sei und wie klein ihre Füße wären. Dougless hätte gähnen können. Statt dessen nahm sie, als er ihr Glas nachfüllte, zwei von ihren kostbaren Librax-Kapseln aus ihrer Handtasche, zerbrach sie und schüttete den Inhalt in Lees Drink. »Ex!« sagte sie heiter und stieß mit ihm an.
Während sie darauf wartete, daß das Pulver wirkte, zeigte sie Lee den Zettel, den Nicholas unter ihrer Tür im Hotel durchgeschoben hatte. »Was bedeutet das?«
Er betrachtete ihn. »Ich denke, ich sollte die Übersetzung besser niederschreiben.« Er nahm Papier und einen Stift zur Hand und schrieb:
Ich halte mich mit
Euch sehr verbunden;
Verdiene aber nicht mehr
Eure Unterstützung.
Sie war also mit ihrer Vermutung, was Nicholas in jener Nacht zu ihr gesagt hatte, als er aus dem Hotel verschwand und sie ihn später in einer Kneipe wiederfand, der Wahrheit sehr nahe gekommen.
Lee rieb sich mit der Hand die Augen und gähnte.
Er stand auf, ging zum Bett und streckte sich dort »nur einen Augenblick« lang aus. In der nächsten Sekunde war er weggetreten, und Dougless eilte zu der kleinen Truhe aus Holz, die auf dem Tisch neben dem Kamin stand.
Das Papier in der Truhe war alt, vergilbt und sehr brüchig; doch die Schrift darauf war klar zu
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