Mehr Bier
Zigarette.«
Er zog mich an den Haaren dicht an sich heran. Seine Augen waren hart, er roch nach Mundwasser.
»Kayankaya, ich warne Sie. Wenn Sie mich aufs Kreuz legen wollen, ich mach Sie fertig, dagegen war das hier ein Osterspaziergang!«
»Schließen Sie die Dinger auf!«
Er ließ mich los. Ich fiel zurück. Schlüssel klirrten, und er flötete: »Aufstehen.«
Ich drückte mich hoch und hob die Arme. Er grinste, und ehe ich mich ducken konnte, krachten mir die Schlüssel ins Gesicht. Ich fiel hintenüber und schlug gegen ein Regal.
»Wissen Sie, wie das vor Gericht heißt? Widerstand gegen die Staatsgewalt.«
Dann schloß er die Handschellen auf, und ich spürte eine brennende Zigarette zwischen den Lippen.
»Und damit Sie es nicht vergessen, das hier bleibt unter uns. Ich vertraue Ihnen da.«
Dann setzte er sich hinter den Schreibtisch und sagte gerade so laut, daß ich es hören mußte: »Kayankaya läßt alle Aktivitäten in Sachen Böllig fallen.«
Er schrieb es in ein kleines schwarzes Buch, verstaute das in der Schublade und ging zur Tür.
»Hansmann!«
Hansmann, dick und blond, mit abfallenden Schultern, schlurfte herein.
»Holen Sie einen Lappen und wischen Sie die Sauerei da auf.«
Er gab ihm die Handschellen. »Und die abwaschen.« Hansmann grinste, als wollte er sagen, ›Boß, Sie sind der Größte‹ und verschwand. Der ›Boß‹ kam mit ausgestrecktem Arm auf mich zu und meinte: »Nun, Herr Kayankaya, wir sind uns einig geworden?« Und dann, einen Ton schärfer: »Ich hoffe, Sie enttäuschen mich nicht.«
Er schüttelte mir die Hand, führte mich wie seinen Schwager zur Tür und wünschte noch einen schönen Tag. Ich schleppte mich durch den Flur zum Ausgang. Hansmann kam mir mit einem Eimer Wasser entgegen. Das Mädchen in der Telefonzentrale blickte kopfschüttelnd hinterher.
2
Ich saß beim dritten Schinkentoast im Intercontifrühstückssalon, als Max Schwartz durch den Saal marschiert kam. Er ist ein verläßlicher Bursche, mit einer der hübschesten Frauen, die ich kenne, zur Freundin. Leider ist sie Alkoholikerin, und vor lauter Kummer hatte Max ebenfalls angefangen zu trinken. Max ist gelernter Elektriker und versteht sich darauf, Abhörwanzen zu orten. Er fiel mir gegenüber in den Stuhl. Dann kniff er die Augen zusammen, betrachtete mich interessiert und fragte: »Was hammse denn mit dir gemacht?«
Ich erzählte kurz, was passiert war, und daß mein Hausarzt mich vor einer Stunde vor die Tür gesetzt hatte, weil ich mich nicht ins Bett legen wollte. Max schaute sich in dem großen blitzblanken Saal um, bis er an der Handvoll Kellner hängen blieb, die am Büfett darauf wartete, daß man sanft in die Hände klatschte. Max machte ein Zeichen und bestellte Kaffee und Scotch. Ich warf sämtliche guten Vorsätze über den Haufen und schloß mich ihm an. Neben uns ließen sich Banker nieder. Junge, braune Könner, Marke Trimmdich. Sie ließen Lachs und Champagner auffahren und schienen verdammt guter Dinge zu sein.
Ich überlegte, wie ich mich hinter einem Bankschalter machen würde. »Worum geht’s?« fragte Max.
Ich zündete mir eine Zigarette an.
»Gestern mittag bin ich in die Sache Böllig eingestiegen, heute nacht holt mich die Polizei ab und prügelt auf mich ein, bis ich verspreche, die Finger davon zu lassen. Ich muß wissen, wer ihnen den Tip gegeben hat. Oder ob sie sich den Tip selber geholt haben.«
»Ob sie dein Büro anzapfen?«
»Das vom Anwalt.«
Wenig später, als die Gentlemen neben uns begannen, sektbeschwingt das Gleitverhalten von Sportflugzeugen und Tippsen zu erläutern, zahlten wir und gingen.
Eine kleine Signora, in braunem Kittel, mit Eimer und Schrubber in der Hand, öffnete. Mit einer Menge Gesten erklärte sie, sie sei die spanische Putzfrau von Doktor Anastas und er hätte ihr nichts von unserem Besuch gesagt. Nachdem ich ihr mit ähnlichem Aufwand versicherte, ich sei seit neuestem der allerengste Mitarbeiter von Doktor Anastas, ließ sie uns, wenn auch zögernd, hinein. Max blieb mit seinen Geräten im Flur und begann, Kabel und Stöpsel zusammenzubasteln. Ich machte mich auf die Suche nach was Trinkbarem und fand in einer Art Bibliothek den Kühlschrank. Mit einer Flasche Sekt und drei Gläsern trabte ich zurück. Als ich eingeschenkt und die Spanierin zu einem Glas überredet hatte, klingelte das Telefon. Es war Anastas. Ich erklärte ihm, weshalb ich hier sei. Er bestätigte, daß der kleine nette Mann Kommissar Kessler gewesen war,
Weitere Kostenlose Bücher