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Mehr Bier

Mehr Bier

Titel: Mehr Bier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Kragen und drückte ihn gegen die Mauer. »Jetzt hörst du mal zu! Heute nacht um zwei werde ich aus dem Krankenhaus entlassen, und drei Stunden später holt ihr mich aus dem Bett, reißt mir den kaum geflickten Arm wieder auseinander und steckt mich in eine Zelle, in der jeder normale Mensch kotzen muß. Ich will meinen Anwalt anrufen!«
    Ich ließ ihn los und setzte mich aufs Bett. Er atmete tief durch.
    »Na schön, Kanacke. Ich sag dem Kommissar, daß du zum Verhör bereit bist.« Er sah auf die Uhr. »Rollkommando spielen wir ein andermal. Jetzt ist Feierabend.«
    Ich brummte was von wegen, sämtliche verdammten Bullen könnten was von mir in die Fresse haben, sie sollten nur vorbeikommen, samt Kommissar. Er war draußen. Ich riß die Decke aus dem Ventilator, und das Ding begann wieder zu flattern. Dann hörte ich Schritte, und die Tür wurde aufgestoßen. Sie kamen zu zweit, legten mir Handschellen an und führten mich ab. Es fiel kein Wort. Unsere Schritte hallten durch den langen Flur. Bei einer Holzbank hielten sie an, und ich mußte mich setzen. Es verging eine Ewigkeit von zehn Minuten, dann zogen sie mich zur gegenüberliegenden Tür ins Dienstzimmer.
    Hinter dem Schreibtisch saß ein netter kleiner Mann mit großen Ohren, der mich ansah wie ein Luftballonverkäufer. Man setzte mich auf einen Stuhl ihm gegenüber. Die zwei Uniformierten gingen, und ich blieb mit dem netten kleinen Mann allein. Er blickte auf ein Papier vor sich und las: »Privatdetektiv Kayankaya. Geboren in der Türkei. Deutsche Staatsbürgerschaft.«
    Ich nickte. Er legte das Papier weg und faltete die Hände.
    »Vor vier Jahren war ich in Istanbul. Für eine Woche. Eine bezaubernde Stadt. Wirklich bezaubernd. Und die Architektur! Natürlich«, er hob bedauernd die Arme, »etwas verkommen. Aber, das ist ja bei uns nicht viel anders.«
    Er musterte mich freundlich, blieb bei den Handschellen hängen und rief mit gespielter Empörung: »Diese Beamten! Immer pflichtbewußt. Haben sie Ihnen doch tatsächlich Handschellen angelegt. Dabei habe ich ausdrücklich Zuvorkommenheit befohlen.« Er schüttelte den Kopf. »Haben Sie Nachsicht, Herr Kayankaya, meine Leute sind noch so unerfahren.«
    Anstatt mir die Handschellen endlich abzunehmen, drehte er sich lächelnd zum Fenster.
    »Ich höre, Sie haben sich über die Behandlung hier beschwert?«
    »Ich wollte meinen Anwalt verständigen.«
    »Sie haben einen Beamten bedroht, nicht wahr? Wissen Sie, daß man Sie dafür anzeigen könnte?« Als er sich mir wieder zuwandte, waren seine Augen kalt. »Es sind immer die ganz besonders Schlauen, die sofort nach dem Anwalt rufen. Sind Sie ein ganz besonders Schlauer?«
    Er lehnte sich im Stuhl zurück und knetete eines seiner großen Ohren.
    »Sie antworten nicht. Sind Sie vielleicht ganz besonders dumm?«
    Er gluckste vergnügt. Um seine Augen bildeten sich Lachfältchen, aber die Augen selber blieben hart.
    »Na, gut, lassen wir das. Sie beschäftigen sich zur Zeit mit der Angelegenheit Böllig. Das gefällt mir nicht. Ich möchte, daß Sie den Auftrag zurückgeben. Wenn Sie sich weigern, werde ich einen Haftbefehl wegen Begünstigung des Täters und Verdunkelungsgefahr beantragen. Ich habe keine Lust, mir von Ihnen in den Ermittlungen rumpfuschen zu lassen. Der Fall Böllig gibt uns Gelegenheit, bestimmte Zusammenhänge und Organisationen aufzudecken, über die wir bisher keine Kenntnisse besaßen. Sowas verlangt Fingerspitzengefühl und Zeit. Die Polizei besteht nicht nur aus Idioten. Wir haben ein feines Netz gesponnen, und Sie machen sich daran, es an allen möglichen Stellen einzureißen.«
    Ich klapperte mit den Handschellen.
    »Schließen Sie mir die Dinger auf.«
    Er stand auf, steckte die Hände in die Hosentaschen und kam langsam um den Schreibtisch herum.
    »Ich habe über Sie Informationen eingeholt, Kayankaya. Sie glauben, Sie sind ein harter Bursche, der, wie’s ihm paßt, seine Nase überall reinstecken kann.«
    »Ist das alles, was Sie rausgekriegt haben?«
    Er setzte sich auf die Tischkante und faltete die Hände über seinen Fußballbauch.
    »Sie sind Trinker.«
    »Macht Ihnen das Sorgen?«
    Er nahm ein Metall-Lineal und zeigte damit in meine Richtung. »Was trinkt man bei Ihnen? Raki, nicht wahr? Wollen Sie einen Schluck?«
    »Danke. Ich habe noch nicht gefrühstückt.«
    »Zigarette?«
    Ich antwortete nicht. Er lehnte sich nach hinten über den Schreibtisch und zog ein Päckchen Rothmanns aus der Schublade. Während er das

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