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Mehr Bier

Mehr Bier

Titel: Mehr Bier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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und meinte, er wolle keinen Ärger mit der Polizei.
    »Sie wollen keinen Ärger mit der Polizei, Sie wollen keinen Ärger mit Ihren Mandanten, soll ich vielleicht Pingpong spielen?«
    Er bat mich, bei meiner Arbeit jedenfalls möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Ich sagte »Klasse«, und legte auf.
    Max brummte. »Was ist das für ein Typ, der Anwalt?«
    »Keine Ahnung. So ‘ne Mischung aus Ghandi und Häuschen in Frankreich. An seine Freunde verschenkt er Wein oder Wallraff. Ich vermute, er ist für freie Wahlen in Südafrika.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und trank Sekt.
    »Wieso verteidigt er die vier?«
    »Damit er in Ruhe schlafen kann.«
    »Und warum suchst du den fünften Mann?«
    »Wahrscheinlich aus dem selben Grund.«
    Nebenan quietschte Signora mit dem Lederlappen über die Fenster. Max nahm einen Schluck Sekt: »Wenn ich nun ‘ne Wanze finde, was dann?«
    »Gute Frage.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann hat einer von den Leuten, die mir gestern begegnet sind, den Bullen gepfiffen, daß ich bei Böllig mitspiele. Einer, der Kessler kennt. Ein Spitzel.«
    Eine halbe Stunde später war alles klar. Wir saßen im Auto, und Max ließ den Motor an. Vom Himmel fiel dichter Regen, die Tropfen knallten aufs Blech. Der Scheibenwischer auf meiner Seite war kaputt. Ich sah nichts. Max lenkte den Wagen vorsichtig aus der Lücke und wiederholte: »Wie gesagt, wenn sie nicht was total Neues entwickelt haben, war da kein Abhörgerät. Vielleicht hat der Anwalt mit irgendjemand beim Gericht drüber gequatscht, und der Staatsanwalt hat’s den Bullen gesteckt. Die sind doch ganz dick miteinander.«
    »Vielleicht.«
    Wir warteten vor einer Ampel, und ich betrachtete die Schaufenster.
    »Sag mal, Max, kennst du eine Kneipe, die LINAS KELLER heißt?«
    »Was Linkes mit ‘ner Spur bella Italia. War ich mal. Mieser Wein, und die Bedienung reißt dich auch nicht vom Hocker.«
    »So’ne üppige Blonde?«
    »Genau.«
    »Und noch was Besonderes?«
    »Früher wurde Haschisch gedealt. Heute geht der Professor mit seiner Studentin hin.«
    Wir hielten beim Büro, machten einen Billardtermin aus und verabschiedeten uns.
    »Und was macht Anna?« Er verzog das Gesicht.
    »Übermorgen geht sie in Entzug, deshalb läßt sie sich seit einer Woche auf Vorrat vollaufen.«
    Er wendete und fuhr davon. Ich stieß die Tür auf und schaute in den Briefkasten. BILKA wünschte mir ›Guten Morgen‹ und hatte einen Haufen toller Ideen, wie ich mir die Birne zuknallen könnte. Für sieben Mark Korn, Gin für das Doppelte, und wenn gar nichts mehr half, ein Liter Brennspiritus, um der Leber zu zeigen, was Grillparty alles heißen kann. Mein Büro lag im dritten Stock. Es war kalt und roch nach abgestandenem Rauch. Ich drehte die Heizung auf und setzte mich hinter den Schreibtisch. Unter mir lag eine Zahnarztpraxis. Eine Weile lauschte ich dem feinen Geräusch des Bohrers, holte dann das Telefonbuch und suchte die Nummer vom RUNDBLICK. Nach drei Mal Läuten meldete sich jemand, und ich ließ mich mit Carla Reedermann verbinden.
    »Reedermann am Apparat.«
    »Kayankaya. Erzählen Sie mal genau, was Sie gestern den Tag über gemacht haben.«
    »Bitte?«
    »Die Bullen haben mich heute morgen in Sachen Böllig ausgequetscht. Ich möchte wissen, wie die so schnell auf mich gekommen sind. Jemand muß ihnen ‘nen Tip gegeben haben.«
    »Wollen Sie damit sagen…?«
    »Ich frage mich halt, was Sie bei Anastas zu suchen haben. Dann die Fahrt nach Doddelbach, und die Weiberfrage, von wegen Kultur und weiß der Himmel… alles bißchen dünn. Andersrum wird eher ein Schuh draus: Sie haben Anastas geflüstert, ich könnte für die Bullen mitmischen, und waren so in der Lage, in Ruhe hinter mir her zu schnüffeln. Und daß die Bullen wissen wollen, was ich in der Sache anstelle, leuchtet sofort ein.«
    Sie atmete tief. Im Hintergrund klapperten Schreibmaschinen.
    »Und jetzt? Sie glauben mir ja doch nicht!«
    »Ist sowieso egal. Ich habe Kessler versprochen auszusteigen. Im Gegenzug hat er mir verraten, wer ihm den Tip zugespielt hat.«
    »Waaas?!«
    Während sie abwechselnd mich und den Kommissar zur Hölle fahren ließ und rumschrie, daß das der übelste Schwindel sei, den sie je erlebt hätte, fummelte ich die halbleere Flasche Chivas aus der Schublade, wusch, den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt, eine Kaffeetasse ab und schenkte mir ein. Als sie dann leiser wurde und die Flüche nur noch stoßweise durch den Hörer kamen, brummte ich: »Na

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