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Mehr Bier

Mehr Bier

Titel: Mehr Bier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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schlug die entsprechende Seite auf und schob es wieder auf den Schreibtisch.
    »Kollek wurde für die Aktion bezahlt. Wie er und Kessler zueinander gefunden haben, weiß ich nicht. Er kam neunundsechzig nach Frankfurt. Vielleicht hat er schon früher für Kessler bestimmte Angelegenheiten geregelt oder sich als Spitzel verdient gemacht. Ich weiß nur, die beiden kannten sich.«
    Und dann versuchte ich, das Gespräch, das ich im Bölligbungalow belauscht hatte, so exakt wie möglich wiederzugeben. Kessler verzog keine Miene. Seine Augen hatten sich zu zwei dunklen, engen Schlitzen zusammengezogen. Nur sein rechter Zeigefinger trommelte leise auf die Sessellehne. Lübars Hände zitterten, als er das Kalenderbuch nahm. Dann schluckte er und fragte: »Wer ist OB?«
    Ich konnte ihm helfen: »Na, so schwer ist das doch nicht. Der Frankfurter Oberbürgermeister ist Rechtsberater bei RHEINMAINFARBEN. Seine Frau besitzt ein hübsches Paket Aktien von dem Laden. Und OB ist immer noch das geläufigste Kürzel für Oberbürgermeister. Kessler hat sich ja auch sonst nicht die Mühe gemacht, seine Notizen zu verschlüsseln. Der Oberbürgermeister war Verbindungsmann zu RHEINMAINFARBEN, oder überhaupt der Auftraggeber, auf jeden Fall hat er das Ding bei Kessler in die Wege geleitet.«
    Lübars legte langsam das Buch weg und machte sich auf die Suche nach einem Loch, in das er verschwinden konnte. Danach sank sein Kopf nach vorn, und er quetschte die Wörter durch die Zähne.
    »Herr Kessler… was haben Sie dazu zu sagen?«
    Der sagte eine Weile gar nichts. Irgendwann fing er an zu lachen, wie ein altes, hysterisches Weib. Plötzlich brach er dann ab und sagte völlig ruhig: »Was soll ich dazu sagen. Es ist unglaublich!«
    Lübars murmelte: »Ja, das dachte ich auch.«
    Ich stand auf und legte los: »Was wird hier eigentlich gespielt?! In dem verdammten Buch steht doch alles drin! Oder hat der Kommissar das nur zum Spaß da reingekritzelt? Und die Adresse von Kollek?«
    Ich knallte vor Lübars die Faust auf den Tisch.
    »Warum steht die drin? Oder kann ich nicht lesen? Oder können Sie nicht lesen? Oder kann hier überhaupt niemand mehr lesen?! Sagen Sie’s mir, sind das Kochrezepte, oder Liebesbriefe? Sagen Sie’s mir!« Ich brüllte: »Ja, es ist unglaublich, wie die Herren festgestellt haben! Aber es steht verdammt nochmal auf diesem scheiß Papier, in diesem scheiß Buch, und dieses Buch gehört nunmal diesem scheiß Kommissar und seine Geschichte ist eine scheiß Geschichte… Aber ist das meine Schuld, verdammt nochmal?!«
    Ich fuhr zu Kessler herum. »Und wenn Sie mich weiter so angucken wie ein vollgefressener Karpfen, dann hau ich Ihnen die Nase durchs Gehirn, daß’n Loch bleibt, wo man durchgucken kann!«
    Dann nahm ich den nächstbesten Gegenstand, einen vollen Aschenbecher, und knallte ihn gegen die Wand. Danach setzte ich mich.
    Gute zwei Minuten waren nur mein Schnaufen und Lübars verstohlenes Hüsteln zu hören. Jemand sagte »Herr Kessler?« ein anderer antwortete »Ja«, mir war alles vollkommen egal. Ich hatte meinen Teil erledigt, sollten sie doch den Rest unter sich ausmachen. Ich schloß die Augen, dachte an laue Sommerabende im Gras, Champagner im Kopf und einen Haufen nußbrauner Mädchen im Himmel. Währenddessen spulte Kessler seine Version ab. Die Eintragungen im Zusammenhang mit OB wären seine Privatangelegenheit, und die Adresse Kolleks habe er im Laufe der Ermittlungen herausgefunden. Schließlich sei er ja auf der Suche nach dem fünften Mann gewesen, und Lübars sagte »aha, ich verstehe«.
    Ich schlug die Augen auf, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Es war Lübars.
    »Herr Kayankaya, ich muß Sie bitten, mir den Namen im Zusammenhang mit dem Mord an Barbara Böllig zu nennen.«
    Ich zündete mir in Ruhe eine Zigarette an.
    »Und wenn nicht?«
    »Machen Sie Ihre Situation nicht noch schlimmer, als sie schon ist. Ich muß Sie sonst wegen Beihilfe zum Mord hierbehalten.«
    Ich stand auf und ließ den Rauch langsam aus dem Mund quellen. Mit der Zigarette zeigte ich auf Kessler, der dabei war, in seinen Mantel zu schlüpfen.
    »Und was ist mit dem da?«
    Lübars atmete tief durch, wobei seine Nasenflügel zitterten.
    »Herr Kayankaya, ich warne Sie. Sie sollten in Zukunft solche völlig abwegigen Beschuldigungen für sich behalten. Ich weiß nicht, wie Sie auf diese unglaubliche Geschichte gekommen sind, aber ich rate Ihnen, sich auf eine korrekte Beweisführung zu konzentrieren, wenn

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