Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen
weniger, als der Verkauf des alten eingebracht hat. Da auch hier wiederum der komplette erlöste Betrag neu eingesetzt wird, können durch das Rollen nun mehr Kontrakte als zuvor gekauft werden. Aber auch dies ist letztlich eine wertneutrale Umschichtung, denn nach dem Rollen hat sich zwar die Zahl der Kontrakte erhöht, jeder einzelne Kontrakt ist allerdings auch weniger wert. Deshalb hat sich auch in diesem Fall weder die Höhe des eingesetzten Betrags noch das Vermögen durch das Rollen geändert (ohne Berücksichtigung der Transaktionskosten).
Das Rollen ist eine rein technische Angelegenheit, die der Emittent erledigt und mit der Sie nichts zu tun haben. Dennoch sollten Sie verstehen, was damit gemeint ist, und sei es nur, damit Sie wissen, dass der Basiswert nicht immer derselbe bleibt. Das kann er gar nicht. Wenn Sie zum Beispiel ein Maiszertifikat kaufen und bei www.cmegroup.com den Kurs des nächstfälligen Mais-Futures (Basiswert) verfolgen, dann wissen Sie, dass mit Fälligkeit dieses Futures nicht das Rohstoffzertifikat verfällt, sondern stattdessen einen neuen Basiswert bekommen hat – den nächstfälligen Future.
Beim Rollen ist es zwar egal, ob der neue Future niedriger oder höher als der alte notiert, denn die Umschichtung erfolgt wie gerade erläutert in jedem Fall wertneutral. Auf längere Sicht sollten Sie aber durchaus beobachten, in welchem Verhältnis die Kurse der Futures unterschiedlicher Laufzeit zueinander stehen.
Backwardation
Wenn generell die Futures mit längerer Laufzeit niedriger notieren – und zwar umso niedriger, je länger die Laufzeit ist –, dann spricht dies dafür, dass die Marktteilnehmer mit einem Preisrückgang für diesen Basiswert rechnen. Ein Beispiel dafür: Wurde aufgrund eines Hurrikans die Orangenernte Floridas vernichtet, dann werden die Preise für sofortige oder baldige Lieferung (= nächstfälliger Future) von gefrorenem Orangensaftkonzentrat nach oben schießen.
Ist aber gleichzeitig bekannt, dass wenige Monate später in Brasilien die Erntezeit für Orangen beginnt und das Wetter dort bisher optimal für Orangen war, dann spricht das für ein reichliches zukünftiges Angebot an brasilianischen Orangen. Der Preis für gefrorenes Orangensaftkonzentrat mit späterer Lieferung (= länger laufender Future) wird deshalb tendenziell sinken. Hier hätten wir also die Situation, dass die kurz laufenden Futures für gefrorenes Orangensaftkonzentrat teurer wären als die länger laufenden Futures. Eine solche Situation wird in der Börsensprache mit »Backwardation« bezeichnet. Wenn diese Situation länger andauert, hat sie einen gewissen Vorteil: Der Kurs eines gerade gekauften Futures wird mit abnehmender Restlaufzeit ceteris paribus (das heißt, wenn sich außer diesem Faktor nichts ändert) tendenziell steigen. Dieser Faktor – der jedoch keineswegs ausschlaggebend sein muss – spricht für das Investieren in einen Markt, der sich in Backwardation befindet.
Contango
Der umgekehrte Fall wird mit »Contango« bezeichnet. Dieser Fachterminus beschreibt eine Situation, in der länger laufende Futures generell teurer sind als kürzer laufende. Dieses Phänomen kann häufiger beobachtet werden als der oben beschriebene Fall der Backwardation. Ein Grund dafür: Wenn ein Marktteilnehmer bereits vorhandene, gelagerte Rohstoffe in der Zukunft verkaufen möchte, fallen dafür Lager- und auch Versicherungskosten an. Alleine aufgrund dieses Kostenfaktors wird der Preis für länger laufende Futures über dem für kürzer liegende Futures liegen. Ein Contango-Markt kann aber auch anders entstehen, wie sich wiederum mit einem Orangen-Beispiel zeigen lässt.
Nehmen wir an, die Orangenernte ist in Florida gerade abgeschlossen. Sie ist reichlich ausgefallen, und deshalb übertrifft das Angebot an gefrorenem Orangensaftkonzentrat die Nachfrage sehr deutlich. Dann wird der Preis für sofortige oder baldige Lieferung (= nächstfälliger Future) von gefrorenem Orangensaftkonzentrat zurückgehen. Gleichzeitig ist – analog zu obigem Beispiel – jedoch bekannt, dass wenige Monate später in Brasilien die Erntezeit für Orangen beginnt, und dort ist durch einen unerwarteten und heftigen Frosteinbruch ein großer Teil der Pflanzen erfroren. Das spricht für ein deutlich zurückgehendes zukünftiges Angebot an brasilianischen Orangen. Der Preis für gefrorenes Orangensaftkonzentrat mit späterer Lieferung (= länger laufender Future) wird deshalb deutlich steigen. Das
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