Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen
positioniert ist. Wenn der Emittent Mais-Long-Zertifikate verkauft, dann kauft er zur Absicherung eine entsprechende Anzahl Kontrakte des passenden Mais-Futures. Steigt der Preis des Mais-Futures, muss der Emittent zwar seine Mais-Long-Zertifikate für mehr Geld zurücknehmen, wenn ein Investor die Stücke an ihn zurückgeben möchte. Aber dafür hat er mit den Kontrakten Gewinn gemacht. Das gleicht sich aus, da der Emittent risikoneutral positioniert ist. Und wenn der Kurs des Mais-Futures fällt, hat er zwar mit den Kontrakten Verluste, muss dafür aber weniger bezahlen, wenn ein Anleger seine Mais-Long-Zertifikate zurückgibt. So weit, so gut. Dies wird als risikoneutrale Positionierung des Emittenten bezeichnet.
Es ergibt sich aber ein Problem: Sobald die Knock-out-Barriere erreicht ist – die Mais Long-Zertifikate also verfallen –, muss der Emittent auch seine Hedge-Position völlig aufgelöst haben. Denn ansonsten könnte er Verluste erleiden, wenn der Kurs des Mais-Futures weiter fiele. Ab dem Erreichen der Knock-out-Barriere wäre der Emittent in diesem Fall nicht mehr risikoneutral positioniert. Und das ist der entscheidende Punkt, denn es bedeutet, dass der Emittent seine Hedge-Position nicht erst dann verkauft, wenn die Knock-out-Barriere erreicht ist, sondern bereits etwas vorher. Diese Verkäufe gehen gestaffelt vor sich, das heißt, je näher die Knock-out-Barriere rückt, desto stärker wird verkauft.
Hier kann es nun zu selbstverstärkenden Effekten kommen. Durch die Verkäufe des Emittenten kann der Mais-Future weiter unter Druck geraten, dann rückt die Knock-out-Barriere noch näher, der Emittent verkauft weitere Kontrakte, der Kurs gerät dadurch noch weiter unter Druck ... bis die Knock-out-Barriere erreicht ist.
Dies ist der wirkliche Grund für die Anziehungskraft der Knock-out-Barriere. Eine fatale Anziehungskraft. Stellen wir uns folgende Situation vor: Der Kurs des Mais-Futures hat sich der Knock-out-Barriere sehr stark genähert, er ist vielleicht nur noch 5 Cent von ihr entfernt. Der Emittent hat fast seine gesamte Hedge-Position (das heißt die entsprechenden Kontrakte) verkauft. Und nun stabilisiert sich der Kurs des Mais-Futures. Er fällt nicht weiter, sondern klettert sogar ein paar Cent nach oben. Aus Sicht des Emittenten bedeutet das: Er müsste sich jetzt umgehend neu absichern, das heißt wieder Kontrakte kaufen. Das kostet Geld, und zwar möglicherweise mehr, als der vorige Verkauf erbracht hat. In dieser Situation ist für den Emittenten folgende Verlockung groß:
Da die Knock-out-Barriere nur wenige Cent entfernt ist, würde es reichen, mit einem größeren Verkaufsauftrag dafür zu sorgen, dass der zugrunde liegende Mais-Future etwas fällt und dadurch die Knock-out-Barriere erreicht wird. Dann müsste der Emittent sich nicht neu absichern – und, noch besser für ihn: Die von ihm ausgegebenen Mais-Long-Zertifikate wären verfallen. Und zwar möglicherweise wertlos. Das heißt, der Emittent müsste keine Rückzahlung für diese Scheine leisten. Wie gesagt, die »Anziehungskraft der Knock-out-Barriere« gilt für Long- und Short-Zertifikate, die bei Erreichen der Knock-out-Barriere wertlos verfallen.
Würden Sie Ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass der Emittent nicht für das Erreichen der Knock-out-Barriere sorgt? Ich ganz bestimmt nicht. Vielmehr rechne ich in solchen Fällen geradezu damit, dass der Emittent genau dies tut. Es ist übrigens legal, und genau deshalb wird diese Möglichkeit von den Emittenten auch genutzt. Um sich rechtlich abzusichern, finden sich in den entsprechenden Verkaufsprospekten der Emittenten Formulierungen, die eine solche Vorgehensweise möglich machen:
»Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang auch, dass die Anbieterin und mit ihr verbundene Unternehmen im Rahmen ihrer üblichen Geschäftstätigkeit beziehungsweise zur Absicherung von Risikopositionen aus den begebenen Optionsscheinen Geschäfte in dem Basiswert beziehungsweise in auf den Basiswert bezogenen Derivaten tätigen und dass insbesondere unter ungünstigen Umständen (niedrige Liquidität des Basiswertes) ein solches Geschäft den Eintritt eines Stopp-Loss-Ereignisses auslösen kann.«
Nun wissen Sie, was mit solchen Formulierungen gemeint ist, die die meisten Privatanleger wahrscheinlich überlesen. Dieses Risiko besteht explizit bei Scheinen, die bei Erreichen der Knock-out-Barriere wertlos verfallen. Bei Scheinen, auf die mit dem Erreichen der Knock-out-Barriere
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