Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen
werden sollte. Um diese theoretisch unbegrenzte Laufzeit zu ermöglichen, kommt es kurz vor Auslaufen desjenigen Futures, der Basiswert ist, zum »Rollen« in den nächstfälligen Future. Dafür berechnet der Emittent eine kleine Gebühr, ebenso wie für die Währungssicherung. Diese Gebühr wird Ihnen nicht explizit in Rechnung gestellt, sondern schlägt sich in einem minimal niedrigeren Kurs des Zertifikats nieder. Aus diesem Grund bilden diese Zertifikate übrigens die Kursentwicklung des zugrunde liegenden Futures nicht exakt zu 100 Prozent ab – aber fast. Es ist deshalb nur eine sehr kleine Vereinfachung, wenn ich die Eigenschaften dieser Zertifikatekategorie so zusammenfasse:
Währungsgesicherte 1:1-Zertifkate vollziehen die Kursentwicklung des jeweils nächstfälligen Futures des Basiswertes vollständig nach, nach unten wie nach oben, ohne Laufzeitbegrenzung.
Long-/Short-Zertifikate
Diese Zertifikate sind auch als Turbos, Waves, Mini-Long- oder Mini-Short-Zertifikate bekannt (von Emittent zu Emittent verschieden). Sie bauen auf den 1:1-Zertifikaten auf und haben mit diesen deshalb einige Gemeinsamkeiten: Beide Kategorien haben als Basiswert jeweils den nächstfälligen Future eines bestimmten Rohstoffs, kurz vor Fälligkeit wird in den nächsten länger laufenden Future gerollt. Deshalb haben beide Kategorien grundsätzlich keine Laufzeitbegrenzung. Entscheidender Unterschied: Long- und Short-Zertifikate bilden die Entwicklung des Basiswertes nicht einfach nahezu 1:1 ab, sondern mit einem Hebel.
Die Höhe des Hebels wiederum kann je nach Zertifikat variieren, ein Hebel von 2 findet sich genauso wie ein Hebel von 9,5. 8 Im Prinzip funktioniert ein Long-Zertifikat deshalb genauso wie ein 1:1-Zertifikat auf denselben Basiswert – mit dem Unterschied, dass die Kursentwicklung des 1:1-Zertifikats mit der Höhe des Hebels multipliziert wird. Wenn das entsprechende 1:1-Zertifikat um 5 Prozent stiege, dann würde ein Long-Zertifikat mit Hebel 3,5 um 17,5 Prozent steigen. Vorsicht: Dieser Hebel wirkt natürlich in beide Richtungen! Es gibt deshalb keine optimale Höhe des Hebels – diese hängt von Ihrer Risikobereitschaft ab. Eine spezielle Besonderheit der Short-Zertifikate: Hier setzen Sie mit Hebel auf fallende Kurse des Basiswertes – anders als mit Long- und 1:1-Zertifikaten, mit denen Sie auf steigende Kurse des Basiswertes setzen.
Währungssicherung : Es gibt kaum währungsgesicherte Long- und Short-Zertifikate, da diese Scheine aufgrund der hohen Hebelwirkung generell kurzfristiger gehalten werden. Auf kurze Sicht fällt die Währungsentwicklung gegenüber der – gehebelten – Preisentwicklung des Basiswertes meistens relativ gering aus. Dennoch: Sollte es währungsgesicherte Long- oder Short-Zertifikate auf einen Basiswert geben, dann sollten Sie diese in Betracht ziehen.
Die Knock-out-Barriere: Auch Barriere, Knock-out-Marke, Stop-Loss-Level oder Knock-out-Schwelle genannt (leider haben sich nicht alle Emittenten auf eine einheitliche Terminologie geeinigt). Das ist ein sehr wichtiger Punkt, der nur bei dieser Kategorie von Rohstoffzertifikaten relevant ist. Sobald der Kurs des Basiswertes die Knock-out-Barriere erreicht oder unterschreitet (bei einem Long-Zertifikat) beziehungsweise erreicht oder überschreitet (bei einem Short-Zertifikat), verfällt das Zertifikat, und zwar entweder wertlos oder es wird ein Restwert ausbezahlt, je nach Schein. Es ist deshalb sehr wichtig, dass Sie wissen, wo diese Knock-out-Barriere platziert ist! Ich empfehle Ihnen, grundsätzlich keine Scheine zu kaufen, bei denen der Kurs des Basiswertes weniger als 5 Prozent von der Knock-out-Barriere entfernt ist. Besonders gefährlich sind Zertifikate, die bei Erreichen der Knock-out-Barriere einen Totalverlust zur Folge haben. Denn bei dieser Kategorie besteht – abgesehen vom Totalverlust – noch ein weiteres, kaum bekanntes Risiko. Darauf gehe ich im folgenden Exkurs ein.
Exkurs: Die magische Anziehungskraft der Knock-out-Barriere
Wenn der Kurs des Basiswertes kurz vor der Knock-out-Barriere steht, wird er scheinbar magisch von ihr angezogen. Diese Anziehungskraft wird umso größer, je näher die Knock-out-Barriere gerückt ist. Mit Magie hat das jedoch nichts zu tun; dafür gibt es vielmehr handfeste Gründe. Versetzen wir uns einmal in die Lage eines Emittenten, der Long-Zertifikate verkauft hat.
Der Emittent sichert sich wie gehabt für seine verkauften Long-Zertifikate ab, sodass er risikoneutral
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