Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen
haben, wegen der angesprochenen hohen Volatilität des Silberpreises. Nach Ende einer Korrekturphase decke ich diesen Basiswert zudem gerne mit Silber-Long-Zertifikaten mit Hebel ab.
4.3 Rohwaren
Es ist eine Binsenweisheit, dass die wachsende Bevölkerung der Emerging Markets auf zurückgehende Anbauflächen trifft. Wenn in einem dicht besiedelten Land wie Indien die Bevölkerung weiter wächst und sich damit die Siedlungsfläche ausdehnt, dann geht das zulasten der Produktionsfläche. Für eine solche Volkswirtschaft bedeutet das, dass sich a) die Nachfrage nach Rohwaren aufgrund der steigenden Bevölkerung erhöht und b) gleichzeitig die eigene Produktion der benötigten Rohwaren tendenziell zurückgeht (solange es keine deutlichen Produktivitätssteigerungen gibt). Hier wirken beide Seiten, Angebot und Nachfrage, in die gleiche Richtung. Ein solches Land tritt deshalb auf dem Weltmarkt verstärkt als Nachfrager auf. Und Indien ist nur ein Emerging Market, bei dem das der Fall ist. In zahlreichen anderen Emerging Markets ist die Situation vergleichbar.
Hinzu kommt der Klimawandel: Anbauflächen versteppen beziehungsweise veröden, Böden versalzen, wie es in Usbekistan, Kasachstan und anderen mittelasiatischen Staaten der Fall ist. Jahrzehntelange Überdüngung und eine nicht nachhaltig betriebene Landwirtschaft fordern ihren Preis. Am Golf von Mexiko nimmt die Zahl und Heftigkeit der Hurrikans zu, was Anbauflächen zum Beispiel in Florida hart treffen kann. Und aus Florida kommt ein großer Teil der weltweiten Orangenernte.
Gleichzeitig sind die Preise für einige Rohwaren immer noch vergleichsweise niedrig. Real gesehen (das heißt unter Herausrechnung der Inflationsrate) stehen einige Rohwarenpreise noch auf dem Niveau der 1980er-Jahre. Die erhöhte Nachfrage hat sich in diesen Fällen noch nicht annähernd ausreichend in steigenden Preisen widergespiegelt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Entwicklung in den Preisen der entsprechenden Rohwaren berücksichtigt wird. Die Situation ist allerdings je nach Produkt unterschiedlich. Wie immer ist es eine Frage von Angebot und Nachfrage.
4.4 Zucker
»Hoffnung ist wie der Zucker im Tee: Auch wenn sie klein ist, versüßt sie alles.«
Chinesisches Sprichwort
Zucker
Abbildung 8: Zuckerrohr; Quelle: fotolia
Wie bei jedem Rohstoff lassen sich auch bei Zucker durch eine sorgfältige statische und dynamische Analyse von Angebot und Nachfrage Schlussfolgerungen auf die Preisentwicklung ziehen. Zucker ist eine Rohware, bei der die Zahlen zu Angebot und Nachfrage und deren Dynamik äußerst interessant sind. Vor den harten Fakten aber ein wenig Grundlagenwissen zum Zucker.
Zucker wird sowohl aus Zuckerrohr als auch aus Zuckerrüben gewonnen. Das erklärt, warum es möglich ist, dass zwei klimatisch so unterschiedliche Länder wie Kuba und Polen Zuckerproduzenten sind. Sowohl aus Zuckerrohr als auch aus Rübensaft lassen sich die gleichen Kristalle gewinnen – beide Quellen liefern deshalb ein qualitätsmäßig identisches Endprodukt. Die Erkenntnis, dass Zucker auch aus Zuckerrüben gewonnen werden kann, ist noch relativ jung: Erst 1747 wurde dies von dem deutschen Chemiker Andreas Sigismund Marggraf entdeckt. Vorher war nur Zuckerrohr als Grundlage für die Zuckerproduktion bekannt.
Die Inder hatten bereits um 400 n. Chr. die Herstellung von Zucker aus Zuckerrohr entdeckt, später wurde dies von den Persern verfeinert. Ab dem 8. Jahrhundert war das Verfahren der Zuckerproduktion in Europa bekannt, die Raffination (Reinigung der Zuckerkristalle von anderen Stoffen) wurde vorangetrieben. Europa hatte allerdings einen entscheidenden Nachteil: Das Klima eignete sich nicht für den Anbau von Zuckerrohr. Aus diesem Grund blieb Zucker in Europa jahrhundertelang ein importiertes Luxusgut. Das änderte sich dann ab dem Jahr 1492 mit der Entdeckung Amerikas. Kein Wunder, dass danach Spanier, Niederländer, Portugiesen, Franzosen und Briten sehr begierig waren nach Kolonien in der Karibik sowie in Mittel- und Südamerika, in denen Zuckerrohr angebaut werden konnte.
Selbst kleinere Staaten wie Dänemark bemühten sich energisch um eine eigene Kolonie in der Karibik und waren erfolgreich: Mit der Insel Saint Thomas wurde Dänisch-Westindien gegründet. Der dort produzierte Rohrzucker wurde nach Dänemark verschifft und vor Ort weiterverarbeitet. Die Dänen verkauften diese Kolonie 1917 für 25 Millionen Dollar an die USA. Damit war auch das Ende der Sprache
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