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Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen

Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen

Titel: Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Vaupel
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Zuckerproduktion der Welt stieg in den letzten Jahren deshalb stetig: von 12,52 Prozent im Erntejahr 1998/1999 über 16,02 Prozent im Erntejahr 2002/2003 auf schließlich 21,25 Prozent im Erntejahr 2011/2012. Der entscheidende Punkt: Brasilien hat zwar seine Zuckerproduktion gesteigert und wird sie meiner Einschätzung nach durchaus weiter steigern – aber das bedeutet nicht, dass auch tatsächlich mehr Zucker auf den Weltmarkt kommt. Ganz im Gegenteil: Brasilien verwendet mindestens die Hälfte seiner Zuckerernte für die Herstellung von Ethanol. Dadurch sinken die brasilianischen Exporte von Zucker, obwohl die Zucker­ernte Brasiliens insgesamt steigt. Das ist eine klar erkennbare Entwicklung: In den 1950er-Jahren exportierte Brasilien den gesamten Zucker, der nicht im eigenen Land verbraucht wurde; mittlerweile steckt Brasilien bereits gut die Hälfte seiner gesamten Zuckerernte in die Herstellung von Ethanol.
    Die Ethanolproduktion wird besonders bei steigendem Erdölpreis laufend attraktiver werden, sodass Brasilien im Extremfall theoretisch sogar seine komplette Zuckerernte dafür verwenden könnte – und den eigenen Zuckerbedarf dann komplett durch Importe deckt. Natürlich könnte Brasilien es sich auch anders überlegen und wieder verstärkt auf den Export von Zucker setzen. Das wäre aus brasilianischer Sicht aber erst dann wirklich sinnvoll, wenn der Zuckerpreis im Bereich 35 Cent je Pfund oder mehr notierte. Bis dahin dürfte Brasilien einem Bullenmarkt bei Zucker deshalb nicht dazwischenkommen.
    Brasilien ist zwar der weltweit größte Zuckerproduzent und wird die Zuckerproduktion auch weiter erhöhen, aber die brasilianischen Ernten erhöhen nicht das Zuckerangebot auf dem Weltmarkt. Hier gilt es zu differenzieren zwischen »weltweiter Zuckerproduktion« und »Angebot auf dem Weltmarkt«. Letzteres ist für den Zuckerpreis relevant. Zucker ist für Brasilien zunehmend nur ein Grundstoff für Ethanol. Auf dem Weltmarkt wird Brasilien in Zukunft eher weniger als mehr Zucker anbieten. Dieses geringere Angebot wird den Zuckerpreis tendenziell steigen lassen.
Die Nachfrage
    In den letzten zehn Erntejahren ist die weltweite Nachfrage nach Zucker kontinuierlich gestiegen, und das ohne Ausnahme. Im Erntejahr 2011/2012 stieg die Nachfrage um 2,08 Prozent. Im Gegensatz zum Angebot lässt sich deshalb bei der weltweiten Nachfrage nach Zucker ein eindeutiger Trend identifizieren: Es geht relativ langsam, aber stetig aufwärts. Im letzten Erntejahr lag die Nachfrage bei 159,32 Millionen Tonnen. Das war ein Allzeithoch. Zum Vergleich: 2002/2003 waren 138,033 Millionen Tonnen nachgefragt worden, 1995/1996 erst 115,307 Millionen Tonnen. Trotz der jüngsten Rekordnachfrage konnte diese relativ problemlos befriedigt werden, da zum Beispiel in Indien die Monsunsaison gut war und das Land seine Zuckerernte gegenüber dem Vorjahr um 1,65 Millionen Tonnen steigern konnte.
    Die Nachfrage nach Zucker könnte weiter steigen. Ein Grund dafür ist zunächst einmal wieder Brasilien, denn die brasilianische Ethanolproduktion dürfte weiter anziehen. Mehr zu diesem Thema im Exkurs über Ethanol. Die Geschwindigkeit dieses Zuwachses wird in einem gewissen Zusammenhang mit der Höhe des Erdölpreises stehen: Je höher dieser ist, desto wirtschaftlich interessanter wird die Produktion des Erdölsubstituts Ethanol. Und da Ethanol in Brasilien aus Zucker hergestellt wird, ist die Gleichung einfach: steigende Ethanolproduktion = steigende Zuckernachfrage. Übrigens: Auf dem Weltmarkt wird sich der erhöhte Zuckerbedarf Brasiliens nicht unbedingt in höherer Nachfrage widerspiegeln, sondern eher in einem niedrigeren Zuckerangebot Brasiliens. So oder so – beides ist für den Zuckerpreis tendenziell preistreibend.
    In Indien leben rund 16 Prozent der Weltbevölkerung, und Indien ist der größte Zuckerverbraucher der Welt. Die indische Zuckernachfrage wird in Zukunft weiterhin mindestens so stark wachsen wie die indische Bevölkerung. Indien wird auf dem Weltmarkt deshalb verstärkt als Zuckernachfrager auftreten. Da aufgrund des Bevölkerungswachstums in dem dicht besiedelten Land die Zuckeranbaufläche tendenziell zurückgeht, kann es seinen Zuckerbedarf seit einigen Jahren nicht mehr durch die Produktion im eigenen Land decken. Indien ist deshalb zu einem Zuckerimporteur geworden.
    Bis zum Jahrtausendwechsel stand Indien hingegen fast immer auf der Verkäuferseite, es war ein großer Zuckerexporteur. Der Seitenwechsel Indiens ist

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