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größer.«
»Nur das Gefühl wird nicht besser, was?«
»Ich weiß nicht so recht. Ich mache mir doch Sorgen.«
»Worüber?«
»Über nichts Besonderes. Ich weiß, daß es krankhaft ist, aber manchmal habe ich das grausige Gefühl, daß etwas nicht stimmt. Mein Gynäkologe meint, daß das ganz normal ist bei einer Erstgebärenden. Wahrscheinlich sollte ich nicht so viel grübeln.«
»Sie müssen mehr unter die Leute.«
»Ich glaube nicht, daß ich noch mehr Affenfrauen aushalten würde.«
»Der Lonesome Cowboy ist aber auch nicht die richtige Gefühlslage, meine Liebe!«
»Ich wollte eigentlich fragen, ob Sie sich imstande fühlen, heute abend mit mir zu einer Modenschau der Junior League zu gehen.«
Schweigen.
»Ich weiß, es kommt ein bißchen plötzlich …«
D’orothea ließ ein gutturales Glucksen hören. »Sie wissen gar nicht, wie komisch das alles ist.«
»Ich weiß, es geht dort ein bißchen langweilig zu, aber ich dachte, ein, zwei Lacher würden wir …«
»Ich war mal Model, DeDe. In der Agentur Ihres Vaters. Bei Halcyon Communications.«
»Was?«
»Ich war eines der Mädchen für Adorable Pantyhose.«
»Warum haben Sie mir das nicht erzählt?«
»Immerhin hat Ihr Mann mich rausgeworfen … Und ich wußte nicht, ob Sie ihn auch für so ein Riesenarschloch halten wie ich.«
DeDe lachte. Etwas verhalten zuerst, dann jedoch mit fröhlicher Hingabe. »Mein Gott, D’orothea. Wir haben uns getrennt. Haben Sie das vergessen?«
»Nein, nein, aber heutzutage läuft das ja alles viel laxer als früher. Ich meine, es könnte doch sein, daß Sie beide gemeinsam zum EST-Training gehen. Oder zur Selbsthilfegruppe: (Auflösung unüberwindlicher Abneigung zwischen Ehepartnern durch Gespräche). Oder was weiß ich.«
»Wie gut haben Sie Beauchamp kennengelernt?«
»Gut genug, um mir eine seiner berüchtigten Schimpfkanonaden einzuhandeln.«
»Warum hat er Sie rausgeworfen?«
»Ach … ich habe ein paar Fototermine sausen lassen. Meine Haut war … Ich hatte ein Hautleiden, und ich habe ganz fürchterlich ausgesehen. Aber das ist eine lange Geschichte.«
»Genau meine Worte zu Beauchamp und mir!«
»Wollen Sie immer noch, daß ich zu der Modenschau mitkomme?«
»Natürlich! Jetzt sogar noch mehr als vorher.«
»Und Sie sind sicher, daß man am Eingang keine Ahnentafel von mir verlangt?«
»Ich bin sicher. Dann also abgemacht?«
»Abgemacht, meine Liebe!«
In der Stadt war noch etwas anderes abgemacht worden. Douchebag hatte die letzten Absprachen mit Bruno Koski getroffen.
»Hast jetz alles kapiert?« fragte er am Telefon.
»Klar. Bin ja nich doof.«
»Du rührst dich nich vom Fleck, bis ich durchklingel. Wenn ich dann anruf, rennste mit ’nem Affenzahn zum Legion of Honor rauf. Weißte auch garantiert, wo …?«
»Hab ich doch schon gesagt, Mann!«
»Ich ruf dann irgendwann nach acht an. Eins sag ich dir, Punkie. Wenn de das Ding vermasselst, kriegste auch keine Knete!«
»Okay, okay.«
Bruno legte auf.
Eine viertel Stunde später bereitete sich die kleine Punkerin darauf vor, außer Haus zu gehen. Ihre Mutter tauchte in der Tür zu ihrem Zimmer auf.
»Mußt du denn in diesem Müllsack rumlaufen?«
»Was paßt dir denn nicht dran?«
»Mein Gott, Heidi, er ist widerlich! Er ist voller Löcher und … wi-der-lich!«
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst neue kaufen.«
»Ich werde mich nicht mit dir streiten. Wo gehst du überhaupt hin?«
»Ich … Ins Mab.«
»Ins was?«
»Ins Mabuhay!«
»Dann verpaßt du aber Drei Mädchen und drei Jungen. «
»Wie furchtbar.«
»Heidi … Versprich mir, daß du dir heute keinen Kaugummi mehr in die Nase steckst.«
»Okay.«
Douchebag lächelte ihre Mutter an, zog einen Batzen Dentyne aus dem linken Nasenloch, steckte ihn in den Mund und fing an, intensiv darauf herumzukauen.
»Bis denn«, sagte sie und verduftete.
Laut nachgedacht
Nach nicht einmal vierundzwanzig Stunden war Michael vollkommen gelähmt. Er konnte mit den Augen blinzeln und die Lippen bewegen, doch der Rest seines Körpers war erschreckend bewegungslos. Seinen Besucher schaute er mit Hilfe eines Spiegels an, der schräg zu seinem Bett aufgehängt war..
»Hallo, Schatz«, sagte er.
»Hallo.«
»Solltest du nicht in der Praxis sein?«
»Das geht schon. Heute ist nicht viel los.«
Michael grinste. »Bei mir auch nicht.«
»Ich habe mit Mary Ann gesprochen. Sie und Burke kommen später noch vorbei.«
»Mein Gott, was bin ich heute wieder begehrt! Miss
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