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…?«
»Jetz hör mir mal zu, du Wichser! Wenn de mir nich traust, warum suchste dir dann nich ’nen andern Trottel, der …?«
»Schon gut. Okay. Wann ist er … verfügbar?«
»Hab ich dir doch schon verklickert. Sobald de die Kohle raustust.«
»Wie soll ich wissen, daß Sie damit nicht …?«
»Das kannste nich wissen. Schöne Scheiße, was?«
»Okay. Hören Sie zu. Sie geht morgen abend zu einer Modenschau der League im …«
»Der League?«
Beauchamp seufzte. »Der Junior League, Bruno. Aber das spielt keine Rolle. Die Schau findet draußen im Palace of the Legion of Honor statt. Beginn ist gegen acht, so daß Sie Ihrem Mann sagen können … na ja, Sie können selbst herausfinden, wann die Schau zu Ende ist. Ich bin sicher, daß sie mit dem Mercedes ihrer Mutter fährt. Auf dem Nummernschild steht: FRANNI.«
»Ihre alte Dame kommt auch mit?«
»Nein. Ich glaube, sie ist in Napa. Ich bin sicher, daß meine Frau alleine kommt.«
»Haste nich gesagt, ihr zwei habt euch getrennt?«
»Haben wir uns auch, Bruno.« Beauchamp ging die Geduld aus.
»Na, wenn ihr zwei jetz auseinander seid, wie kommt’s dann, daß de das alles weißt?«
»Ich habe es gelesen.«
»Gelesen?«
»In den Gesellschaftsnachrichten, Bruno.«
»Ach so.«
»Keine Sorge, sie wird kommen. Wenn sich irgendwo ein Fotograf rumtreibt, kommt sie garantiert.« Er schlug einen etwas geschäftsmäßigeren Ton an. »Wie wollen Sie das Geld haben?«
»Zehner und Zwanziger.«
»Ganz wie im Film, hm?«
»Wir drehn aber kein Film.«
»Sollen wir uns an unserem alten Platz treffen?«
»Ja. Um acht. Morgen abend.«
»Ist das nicht ein bißchen knapp?«
»Du gibst mir das Geld. Ich ruf mein Kontakt an. Läuft alles total locker.«
»Und Sie sind sicher, daß Ihr Mann weiß, wie …?«
»Das klappt. Du gibst mir das Geld, und dann klappt das.«
»Ich möchte nicht, daß sie …«
»Schon klar.«
»Ich übernehme auf keinen Fall die Verantwortung, wenn sie … wenn es etwas Bleibendes ist. Das will ich noch einmal in aller Deutlichkeit gesagt haben.«
»Klar. Is geritzt. Du bist mir vielleicht ’ne Kanone.«
Nach einer einstündigen Besprechung mit der Werbetexterin für Tidy-Teen Tampettes ging Beauchamp zehn Minuten in seinem Büro auf und ab, bevor er in einer Praxis in der Sutter Street 450 anrief.
»Praxis Dr. Fielding.«
»Ist er da?«
»Einen Moment, bitte.«
Nach einer halben Minute Pause: »Ja?«
»Wie läuft’s, Blondie?«
Schweigen.
»Na«, sagte Beauchamp, »ich hatte ja nicht gerade einen Tusch erwartet, aber nach der langen Zeit … Weißt du, du könntest dich wenigstens zu einem fröhlichen Hallo durchringen.«
»Rufst du wegen der Schwangerschaft deiner Frau an?«
»Eigentlich hatte ich vor, mal wieder mit dir ein paar Babies zu machen. In Erinnerung an alte Zeiten, weißt du.«
»Ich lege jetzt auf.«
»Ach, komm mir nicht mit so was!«
»Meines Wissens habe ich dir damals deutlich gesagt, daß du mich nicht mehr in der Praxis anrufen sollst – und auch nicht sonstwo.«
»Was hast du denn? Bist du in festen Händen, oder was?«
»Du bist ein Widerling, Beauchamp.«
»Ich wette, das sagst du zu allen Kerlen.«
Der Doktor legte auf. Beauchamp blieb noch eine Weile am Schreibtisch sitzen und drehte sich auf seinem Stuhl im Kreis. Dann ging er zum Kühlschrank, mixte sich einen Negroni und kippte ihn hinunter.
Das Leben war manchmal ganz schön beschissen.
Das Mädchen mit den grünen Haaren
Manuel, der Gärtner, war schlecht gelaunt, und DeDe hatte nicht den Nerv, ihn zu bitten, daß er die kleinen Ekligkeiten aus dem Swimmingpool von Halcyon Hill fischte. Sie setzte sich statt dessen auf die Terrasse, mampfte M & M’s und las in Angst vorm Fliegen, das sie sich im letzten Sommer gekauft hatte.
Weil ihre Mutter in Napa war, Beauchamp in der Stadt und ihr Daddy nur noch Erinnerung, kam sie sich in dem großen Haus wie eine verwaiste Prinzessin vor. Wie üblich trieb ihre Einsamkeit sie ans Telefon.
Nur ging es diesmal nicht darum, Binky, Muffy, Oona, BoBo oder Shugie anzurufen.
»Hallo«, sagte die honigsüße Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Hallo. Hier spricht DeDe Day.«
»Die Affenfrau!«
DeDe lachte. »Ich verspreche, daß ich Sie nie wieder in so was reinschleppe!«
»Soviel ich weiß, habe ich Sie reingeschleppt, meine Liebe.«
»Sie hatten aber recht. Ein Affe im Mädchenkostüm wäre niedlicher gewesen.«
»Egal. Aber … was macht der Bauch?«
»Er wird größer und
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