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»Krankenstations- und Partyzubehör.«
»Na, darum geht’s doch, oder?«
»Bei was?«
»Im Leben, meine Liebe.« Sie drückte Monas Knie. »Wir müssen die Krankenstationen hinnehmen, wenn wir die Parties feiern wollen.«
Mona verdrehte die Augen. »Das ist etwas sehr vereinfacht.«
»Nein, Liebes«, sagte Mrs. Madrigal lächelnd. »Es ist so einfach.«
Monas Empörung legte sich. Am späten Nachmittag spazierte sie mit Mrs. Madrigal Arm in Arm zu Molinari’s Delicatessen, wo sie Salami, Käse und eine Packung eingelegte Pilze kauften. Sie picknickten auf dem Washington Square und sahen chinesischen Großmüttern zu, die auf der Wiese Kampfsportübungen machten.
Schließlich wagte Mona den entscheidenden Schritt. »Ich muß dir etwas sagen«, begann sie.
»Ja, meine Liebe?«
»Es gehört eher in die Abteilung … Krankenstation.«
Mrs. Madrigal lächelte. »Sag schon.«
»Meine Mutter kommt zu Besuch.«
Mrs. Madrigals Lächeln verblaßte.
»Die reizende Betty Ramsey«, ergänzte Mona. »Ich glaube, ihr beide hattet schon mal das Vergnügen.«
»Mona … Warum?«
»Das kann ich nicht genau sagen.« Sie griff nach Mrs. Madrigals Hand. »Es tut mir leid. Ehrlich. Ich habe sie angefleht, nicht zu kommen. Sie hat gesagt, ich wär es ihr schuldig, und ich würde einen schrecklichen Fehler machen. Ich hab getan, was ich konnte, um sie davon abzubringen.«
»Hast du ihr von mir erzählt, Mona?«
»Nein! Ich schwör’s!«
»Und was soll das Gerede von einem ›schrecklichen Fehler‹?«
»Ich hatte gehofft, daß du es mir sagen kannst. Ich meine, gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte? Außer deiner Operation und so?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, was …« Mrs. Madrigals Stimme stockte. Sie zupfte geistesabwesend an den losen Haarsträhnen, die ihr kantiges Gesicht umrahmten. »Mona, wenn sie nicht weiß, daß du und ich zusammengefunden haben, dann verstehe ich nicht, wie ich etwas wissen sollte, das mit ihrer Bemerkung zu tun hat.«
»Aber sie weiß doch Bescheid. Ich meine, ich bilde mir ein, daß sie Bescheid weiß. Ach Gott, der Mond steht total beschissen!«
Mrs. Madrigal rang sich ein kurzes Glucksen ab. »Und was schlägst du jetzt vor, Töchterchen?«
Mona lächelte schwach. »Laden wir sie zum Essen ein?«
»Oh … Krankenstation, Krankenstation!«
Mona lachte. »Vielleicht sollte ich erst mal mit ihr reden. Wenn sie keine Ahnung hat, brauchen wir unsere Deckung auch nicht auffliegen zu lassen.«
»Eine fabelhafte Idee.«
Die aber immer weniger fabelhaft wurde, je weiter der Tag voranschritt. Als Mona am Abend Michael im Krankenhaus besuchte, brach Mrs. Madrigal eine ihrer eigenen Lebensregeln, indem sie sich in ihrem Schlafzimmer mit Zukunftssorgen abquälte.
Sie wußte, daß das dumm war. Wenn sie eine Begegnung mit Betty schon nicht vermeiden konnte, warum sollte sie sich dann auch noch Sorgen machen? Das Wichtigste in dieser Situation war, ihre ganze Kraft für Monas Glück einzusetzen.
Deshalb marschierte sie nach oben und unterhielt sich ein bißchen mit Brian.
Von ihm erfuhr sie mehr, als sie erwartet hatte.
Burke explodiert
Schleichender Frühlingsnebel glitt unter der Brücke hindurch in Richtung Stadt, als Mary Ann tief Luft holte und die Anleitung zu einer isometrischen Hockübung las.
»Igitt. Die hier ist wirklich das Letzte.«
Burke grinste. Er preßte den Rücken gegen einen Eichenpfahl und ließ sich langsam nach unten gleiten. »Vergiß nicht, daß das deine Idee war.«
Sie streckte ihm die Zunge raus. Natürlich hatte er recht. Wochenlang hatte sie sich für diesen Ausflug zum Marina-Green-Trimmkurs stark gemacht, nachdem ein halbwabbeliger Bauch und ein sexy Apartment-Life- Artikel über Paare, die zusammen Sport trieben, sie dazu angeregt hatten.
Burke weidete sich an ihrer Qual. »Es ist noch nicht zu spät, um aufzuhören, eh bei dir was reißt.«
»Pah! Wer hat wen geschlagen beim Hüpfschnellen und beim Baumstammspringen?« Sie entschied sich für den Pfahl gegenüber von Burke und ließ sich mit herausforderndem Blick in die vorgeschriebene Position hinab.
Burkes Gesicht lief knallrot an, als er weiter in der Hocke blieb. »Das kommt, weil du die Übungen für fortgeschrittene Anfänger machst. Ich bin aber auf der Meisterstufe.«
»Und am Schluß geht dir dann die Luft aus. Hast du noch nie was von Ausdauer gehört?«
Burke hatte bis dreißig gezählt und sprang wieder hoch. »Ein gesunder Geist in einem gesunden
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