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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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ein alter Hut.«
    »Spiel kein Theater, Mona. Ich weiß, daß er dein Vermieter ist. Ich weiß von seiner Geschlechtsumwandlung, und ich weiß, daß du auch davon weißt.«
    Mona gab nicht nach. »Ich wiederhole. Warum bist du hier?«
    »Weil ich das Recht habe hierzusein, verdammt noch mal! Er hat mich verlassen, Mona! Er hat mich und mein Kind allein gelassen! Er ist aus meinem Leben verschwunden, ohne auch nur einen Zettel hinzulegen, und jetzt glaubt er, er kann wieder ankommen und Anspruch auf das Kind erheben, das er noch nicht mal …«
    »Ich bin kein Kind, und auf mich hat auch niemand Anspruch erhoben, Betty. Bis vor zwei Wochen hab ich noch nicht mal gewußt, daß er … daß sie mein Vater ist.«
    Betty funkelte sie empört an. »Und jetzt wohnst du mit ihm zusammen!«
    »Mit ihr.«
    »Hat er dir auch verraten … Oh, entschuldige, sie … Hat sie dir vielleicht auch verraten, was sie mit dem Privatdetektiv angestellt hat, den ich auf sie angesetzt habe?«
    »Mit dem was?«
    »Mona, mein Schatz, das ist alles so viel komplizierter, als du dir je …«
    »Sag mir einfach, wovon du da redest.«
    Betty griff nach der Hand ihrer Tochter. »Als du mir letzten Sommer das Foto von deiner Vermieterin geschickt hast, ist mir sofort die Ähnlichkeit aufgefallen, und deswegen habe ich einen Privatdetektiv beauftragt, mit dessen Hilfe ich herausfinden wollte, ob ich recht hatte.«
    Mona war entgeistert.
    »Aber«, fuhr Betty fort, »er hat sich nie wieder gemeldet.«
    »Was heißt das?«
    »Ich habe nie wieder ein Wort von ihm gehört. Er hat bei euch im Haus gewohnt, Mona. In der Barbary Lane 28.«
    »Mr. Williams? Der Kerl vom Dach?«
    Betty nickte und hielt Monas Hand fest. »Wir sind per Telefon in Kontakt geblieben. Mindestens einmal pro Woche hat er mich angerufen. Er sagte, Andy sei anscheinend zu … Anna Madrigal geworden, und Anna Madrigal sei ein Anagramm für irgendwas. Dann war er auf einmal verschwunden.« Sie ließ Monas Hand los und trank einen Schluck. »Hast du ihn gekannt, Mona?«
    Mona war wie betäubt. Sie schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Er hatte … eine Macke.«
    »Ich weiß. Einen Besseren konnte ich auf die Schnelle nicht auftreiben. Aber der Punkt ist doch der: Was ist mit ihm passiert?«
    Mona nahm einen Schluck von Bettys Gin. »Das haben wir uns auch gefragt.«
    »Wir?«
    »Wir alle. Einschließlich Mrs. Madrigal. Sie hat sich sogar bei der Polizei erkundigt.«
    »Ich will mich mit ihr treffen, Mona. Arrangierst du das?«
    Mona machte ein unglückliches Gesicht. »Bleibt mir denn was anderes übrig?« seufzte sie resigniert.
    »Nein«, sagte Betty.

Die inkarnierte Rose
    Mary Ann hielt sich an ihre neue Strategie und verlor Burke gegenüber kein Wort über den Pacific Union Club. Oder über ihre Erkenntnisse zur Transsubstantiation. Während des Frühstücks und auch während des gemächlichen Vormittagsspaziergangs über den Russian Hill bewahrte sie Stillschweigen.
    Um die Mittagszeit entschuldigte sie sich.
    »Jon ist in seiner Praxis«, erklärte sie. »Ich habe ihm versprochen, daß ich Mouse ein bißchen Gesellschaft leiste.«
    Als sie in Michaels Wohnung kam, fuhr der Invalide im Rollstuhl auf und ab, und seine Augen blitzten vor Erregung. »Weißt du was?« fragte er ohne weitere Einleitung. »Das mit der roten Rose haben wir bei unserer Diskussion gestern abend überhaupt nicht berücksichtigt.«
    »Ich hatte das Gefühl, daß ihr zwei sonst an einer Überdosis eingeht.«
    Michael lächelte. »Ich doch nicht, Babycakes. Ich bin süchtig. Sieh mal, alles hängt doch von dem Mann mit den Implantaten ab, nicht?«
    »Nicht unbedingt. Burke glaubt bloß, daß der Implantatemann ihn wiedererkannt hat.«
    »Nehmen wir mal an, daß es stimmt. Was haben wir dann?«
    »Vielleicht ist er ja Mitglied im PU Club.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Die Theorie hab ich Jon schon vorgetragen. Er meint, der PU Club würde niemals einen Krankenhausfloristen aufnehmen. Vielleicht hat Burke im PU Club gearbeitet. Als Kellner oder so.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Mary Ann.
    »Okay, vielleicht sind wir sowieso auf einer falschen Fährte. Der Berg der Flut könnte doch auch der Nob Hill als Ganzes sein.«
    »Was gibt es dort sonst noch?«
    »Etliches. Das Mark, das Huntington, das Fairmont.«
    »Großartig. Eine Hotelsekte.«
    Michael grinste. »Die Sektenfährte läßt dich wohl nicht mehr los, was?«
    »Ich weiß nicht«, stöhnte Mary Ann. »Manchmal kommt es mir so

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