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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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»Das ist brillant«, platzte Michael heraus. »Das ist absolut brillant!«
    Mary Ann strahlte. »Das muß es sein.«
    Jon verbeugte sich hoheitsvoll. »Jetzt müssen wir bloß noch herausfinden, was das alles mit dem Blumenhändler aus dem St. Sebastian’s Hospital zu tun hat, nicht?«
    Mary Ann nickte gedankenverloren. » Und was das alles mit der Transsubstantiation zu tun hat.«
    Nach einer Schrecksekunde sagte Michael: »Können Sie das noch mal sagen, Ma’am?«
    »Hast du ein Lexikon?«
    »Im Regal an der Tür«, erwiderte Michael. »Gleich neben Der Läufer und sein Held. «
    Mary Ann fand das Lexikon und fing an, darin zu blättern. »Ich war heute bei der AP. Burke hat dort mal gearbeitet. Einer von den Redakteuren hat mir erzählt, daß Burke ihm vor etwa fünf Monaten über den Weg gelaufen ist, und er hat auch erzählt, daß Burke damals gesagt hat, er sei an einer Geschichte über … Da ist es. Transsubstantiation.« Sie reichte Jon das Lexikon.
    Der Doktor las laut vor. »›Die Umwandlung eines Stoffs in einen anderen.‹«
    »Lies die zweite Definition vor«, forderte Mary Ann ihn auf.
    »›In der römisch-katholischen Glaubenslehre die Verwandlung der Substanz von Brot und Wein in die Substanz von Leib und Blut des verklärten Christus beim Abendmahl, bei der nur die äußere Erscheinungsform von Brot und Wein erhalten bleibt.‹ Und was hat das mit Burke zu tun?«
    »Der Kerl bei der AP hat gesagt, daß Burke an einer völlig irren Geschichte gearbeitet hat, die irgendwas mit Transsubstantiation zu tun hatte.«
    Michael runzelte mit einem spöttischen Blick die Stirn. »Hast du das Burke schon serviert?«
    Mary Ann machte ein ernstes Gesicht und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er nimmt mir meine Neugier langsam übel, Mouse. Ich weiß zwar nicht, worauf das hinausläuft, aber ich versuche, alles ganz diskret anzugehen, bis ich einen stichhaltigen Hinweis habe.«
    »Weißt du, was ich glaube?« sagte Jon.
    »Was?« fragte Mary Ann.
    »Ich glaube, daß du zu viele Hinweise hast.«
    Mary Ann seufzte. »Ich glaube, du hast recht.«

Betty
    Das erste, was Mona an Betty Ramsey auffiel, waren ihre Kleider. Ihre Garderobe war ganz in Erbsengrün und Weiß gehalten – die klassischen Farben, an denen man Maklerinnen im ganzen Land erkannte.
    Und Monas Kleider waren das erste, was Betty an Mona auffiel.
    »Wo hast du diesen Kittel bloß her? Aus der Altkleidersammlung?«
    Mona lächelte selbstgefällig. »Wenn du es genau wissen willst, ja.«
    »Er ist unschmeichelhaft wie nur was.«
    »Danke.«
    »Die Hippieära ist vorbei, Mona. Das Pendel schwingt wieder zurück.«
    Mona ignorierte die Bemerkung und ging ans Fenster.
    »Was machst du da?« fragte Betty.
    »Ich schau mir deine Aussicht an.« Sie drehte sich um und lächelte ihrer Mutter zu. »Das ist das erste, was alle Leute aus San Francisco machen, wenn sie zu jemand in die Wohnung kommen.« Sie teilte die Vorhänge und warf einen Blick auf den nächtlichen Glanz der Stadt. »Mhmm. Sehr hübsch. Wem gehört die Wohnung eigentlich?«
    Betty ließ ein paar Eiswürfel in ein Glas fallen. »Susan Patterson. Ich hab sie mal vor Jahren in Carmel kennengelernt. Sie ist das Frühjahr über in der Schweiz.«
    Mona sah sich um. »Hier sieht’s aus, als wärst du schon seit letztem Frühjahr da.« Auf dem Fußboden lagen Gump’s-Schachteln und Saks-Tüten; durch die Badezimmertür waren Bettys Yogamatte und eine ganze Batterie von französischen Körpercremes zu sehen.
    Betty hielt eine Ginflasche hoch. »Den oder Bourbon?«
    »Danke, weder noch.«
    »Ich habe aber kein Perrier da.«
    »Macht nichts. Ich hab grade eine Quaalude genommen.«
    »Um Himmels willen!«
    Mona setzte sich auf das Sofa. »Hätte ich lieber eine von deinen Valium nehmen sollen?«
    »Die hat mir ein Arzt verschrieben.«
    »Typisch.«
    »Du solltest auch ohne solche … Laß uns nicht streiten, Mona. Es ist so lange her, daß wir uns gesehen haben, Schatz. Da können wir uns wenigstens …«
    »Warum bist du hier, Betty?«
    Betty antwortete nicht sofort. Sie mixte ihren Gin Tonic zu Ende und setzte sich dann zu ihrer Tochter auf das Sofa. »Was glaubst du?«
    Mona schaute ihrer Mutter in die Augen. »Ich glaube, daß es kein bißchen mit mir zu tun hat.«
    »Das ist unfair, Mona.«
    »Das ist die Wahrheit.«
    Betty schaute auf ihr Glas. »Du weißt über Andy Bescheid, nicht?«
    Mona verwandelte ihr Gesicht in eine Maske. »Ich weiß, daß er dich verlassen hat. Aber das ist schon

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