Mehr von deinen Küssen
vielleicht.”
“Also, heraus mit der Sprache. Irgendwas hat dich doch aus dem Gleichgewicht gebracht.” Yancey, der etwas größer war als Jackson, trat einen Schritt zurück. Er erblickte Haley auf der Veranda. Sie wirkte blass und angespannt. “Du hast dich doch nicht etwa mit Haley gestritten?”
“Nein, wir haben nicht gestritten.”
“Wenn ich nicht irre, seid ihr beide nicht gerade dicke Freunde. Vielleicht sagst du mir da mal, warum du überhaupt hier bist. Und dann, warum du praktisch die Flucht ergreifst.”
“Ich ergreife nicht die Flucht”, entfuhr es Jackson, dessen berühmt-berüchtigtes Temperament mit ihm durchzugehen drohte. “Es geht dich zwar absolut nichts an, Yancey Hamilton, aber ich bin hergekommen, um mich bei Haley zu bedanken und Frieden mit ihr zu schließen.”
“Wenn du das Frieden nennst, dann wird ein Streit mit deiner Liebsten ja die Hölle für dich.”
“Sie ist nicht meine Liebste.”
Yancey grinste. “Wenn du es sagst …”
“Ach zum Teufel, Yancey! Haley hat mir einen Gefallen getan. Dagegen habe ich mich schlecht benommen. Deshalb wollte ich mich bei ihr entschuldigen. Das ist alles. So, und jetzt solltest du hineingehen, ehe dein Essen kalt wird.”
Yancey lachte leise. “Wenn du dir sicher bist, dass du nicht bleiben willst, dann wünsche ich dir eine gute Nacht.”
“Ja. Gute Nacht.”
Schon auf dem Weg zur Veranda, wo Haley auf ihn wartete, hielt Yancey noch einmal inne, weil Jackson ihn gerufen hatte.
“Ich weiß zwar nicht, was zwischen euch ist, Yancey, und es geht mich auch nichts an, aber bitte tu ihr nicht weh. Sie wurde schon viel zu sehr verletzt.”
“Ich weiß. Das Letzte, was ich je tun würde, wäre Haley verletzen.”
Jackson stand da und überlegte, was Belle Terres ewiger Rebell wohl wusste. Als Yancey nichts weiter sagte, kam Jackson sich wie ein Narr vor, der zwei Freunde, vielleicht sogar Verliebte, von ihrem Dinner abhielt, und wandte sich ab.
“Schön, dass du gekommen bist”, begrüßte Haley Yancey gleich darauf. “Gibt es Nachrichten von Ethan?”
“Ja, Sweetheart, in der Tat. Aber leider keine guten.”
Vom Gartentor aus sah Jackson, wie Yancey Haley umarmte.
Er verharrte, solange er den Anblick ertrug. Dann trat er auf die Straße, schloss das Tor und ging weg.
5. KAPITEL
Haley faltete die Jeans, dann die Bluse und legte beides unentschlossen wieder beiseite. Schon seit über einer Woche lagen diese Kleidungsstücke gewaschen und gebügelt bereit. Merrie Alexandres Sachen, die sie sich ausgeliehen hatte und die sie eigentlich längst hätte zurückgeben sollen.
Auch wenn sie nicht wusste, wo Merrie wohnte, hätte sie ja inzwischen Eden, Adams’ Frau, fragen können.
“Oder Lincoln”, murmelte Haley, während sie an die Balkontür ihres Schlafzimmers trat und über die Stadt blickte. Lincoln war zurück und hatte prompt darauf bestanden, dass sie einen Tag freinahm. Um auszuspannen, wie er sagte, weil sie die Tierarztpraxis fast zwei Wochen lang allein betreut hatte.
Das erschien Haley zwar etwas übertrieben, war jedoch gut gemeint. Denn seit sie nach Belle Terre gekommen war, hatte sie die Praxis schon einmal allein betreut. Sogar für mehrere Wochen, als Linsey Stuart und ihr Sohn auf die Stuart-Farm gezogen waren und Lincolns Leben auf den Kopf gestellt hatten.
Jetzt war ihr eigenes Leben aus dem Gleichgewicht geraten. Haley hatte schnell gemerkt, dass es sehr anstrengend war, die Praxis allein zu führen, vor allem, da sie nachts oft wach lag und sich Gedanken um zwei Männer machte – um Ethan, ihren Bruder, und um Jackson.
Obwohl sie nun doch froh war über einen freien Tag, erkannte sie rasch, dass Ausspannen unmöglich war. Sie brauchte Betätigung, damit die Gedanken, die sie nachts nicht schlafen ließen, sie nicht auch noch tagsüber verfolgten.
Ja, zwei Männer beschäftigten sie, die ihr mehr bedeuteten als irgendein anderer Mann auf der Welt.
Zwei sehr unterschiedliche Männer, über die Yancey mit ihr vor ein paar Tagen beim Essen gesprochen hatte.
Über den einen, Ethan, hatte er nur kurz berichtet. Über den zweiten dagegen fast den ganzen Abend lang. Zum Teil, um sie von Tatsachen abzulenken, die sie nicht ändern konnte, aber auch, um ihr einen gewissen Einblick in das Leben von Belle Terre zu geben und von seinem rätselhaftestem Einwohner.
Doch so kurz Yanceys erster Bericht auch gewesen war, so hatte sie jetzt wenigstens Nachricht von ihrem Bruder. Und das war tausendmal
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