Mehr von deinen Küssen
neulich an, um mir zu sagen, dass Brownie und seine Hundedame Junge bekommen haben. Ich habe ihm versprochen, sie mir demnächst mal anzusehen.”
“Das trifft sich doch gut. Dann bring schnell noch Merries Sachen ins Haus. Geh einfach hinein, weil um diese Zeit niemand da sein dürfte. Merries Zimmer geht von der Küche ab, du kannst es gar nicht verfehlen. Und vergiss später nicht, Cade von mir zu grüßen und die ganze Hundebande.”
“Danke, Jesse.” Haley gab Jesse einen Kuss auf die wettergegerbte Wange. “Du bist ein Genie und ein liebenswerter Schuft.
“Natürlich.” Die Hand auf der Wange, sah Jesse Haley nach.
Im Haus war es still, auf ihr Klopfen hin hatte niemand reagiert, und Haley trat durch den Hintereingang in die Küche, die ordentlich, aber völlig veraltet eingerichtet war. Offenbar war Jackson mit seiner Renovierung noch nicht bis hierher gelangt. Aber was brauchte ein eingefleischter Junggeselle auch eine schicke neue Küche?
Genau wie die Küche war auch Merries Zimmer altmodisch schlicht eingerichtet. Es gab keinen Schrank, und da Haley nicht wusste, in welche Kommodenschubladen die Sachen gehörten, legte sie sie auf das Kopfkissen des schmalen Bettes.
Dabei fiel ihr Blick auf ein gerahmtes Foto auf dem Nachttisch, das natürlich ein Pferd zeigte. Haley musste lächeln. Das imposante Tier wurde auf der einen Seite flankiert von einer bildhübschen jungen Frau, auf der anderen von einem gut aussehenden Mann.
Haley nahm das Bild zur Hand. Es konnte nur Merrie Alexandre mit Jackson sein, beide im offiziellen Outfit einer Pferdeschau. Vor ihnen stand eine Trophäe. Jackson lächelte, wie er sie, Haley, noch nie angelächelt hatte.
Unerklärlicherweise stiegen ihr Tränen in die Augen. Im gleichen Moment wurde sie von kräftigen Händen an den Schultern gepackt.
Sie unterdrückte einen Aufschrei, als alte Erinnerungen auf sie einstürmten, und wirbelte instinktiv herum, um sich zu wehren. Das Bild fiel zu Boden, und der schwere Rahmen knallte gegen den Tisch und zersplitterte.
“Nein!”, erklang eine tiefe Männerstimme. “Es ist alles in Ordnung. Hab keine Angst.”
Haley wollte nur flüchten und hörte und verstand nichts.
“Hör zu, Hoheit. Hör mir zu.” Die Hände, die ihre Schultern gepackt hatten, umfassten ihre Handgelenke, um bestimmt, aber sanft ihre gespreizten Finger von seinem Gesicht zu lösen. “Es tut mir leid. Ich wusste nicht … Ich wollte nicht …”
Weil Haley ihn in ihrer Panik immer noch nicht hörte, immer noch nicht begriff, schloss Jackson sie kurzerhand in die Arme. Er hielt sie ganz fest und wartete geduldig, bis ihre Gegenwehr schwächer wurde.
Behutsam strich er ihr übers Haar und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. “Du bist in Sicherheit. Ich bin’s … nur ich … Jackson.”
Als er sich so reden hörte und daran dachte, wie er sie behandelt hatte, fragte Jackson sich, wie er sie glaubhafter trösten könnte. “Ich wollte dir keine Angst machen.” Was nicht ganz stimmte, denn erschrecken hatte er sie schon wollen. Aber er hätte niemals mit einer solchen Reaktion gerechnet. Haley war keine nervöse, schreckhafte Frau. Hinter ihrer Reaktion stand weit mehr als spontanes Erschrecken. Es war eine instinktive Abwehr gewesen.
Und Jackson hatte keinen Zweifel daran, dass sie sich nicht das erste Mal in dieser Weise zu verteidigen suchte – und dass er den Preis kannte, den sie dafür bezahlt hatte. Fünf hässliche Narben, an die er immer wieder denken musste.
“Vergib mir”, murmelte er. “Es tut mir so leid.” Als sie sich plötzlich beruhigte und den Kopf an seine Brust lehnte, streifte er ihr Haar mit den Lippen. Er konnte sie nicht fest genug umschlungen halten und sich nicht oft genug entschuldigen, um den Schmerz, den man ihr zugefügt hatte, zu lindern. “Meine arme, tapfere Hoheit, es tut mir so leid.”
Sie sagte nichts und gab auch sonst nicht zu verstehen, ob sie ihn erkannte. Doch dann, ganz langsam, legte sie ihm die Arme um die Taille und schob die Hände unter sein offenes Hemd, das er nach der Dusche hastig übergestreift hatte. Zutiefst verängstigt klammerte sie sich an ihn.
Dann begann sie zu zittern.
Dass die starke, mutige Haley Garrett zitterte, traf ihn tief. Die eigentliche Ursache für ihre heftige Reaktion hatte nichts mit ihm zu tun. Doch er hatte unbeabsichtigt sehr schmerzliche Erinnerungen ausgelöst, und dafür hätte er sich ohrfeigen könnte. Jetzt würde er ihr allen Trost geben, den er ihr
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