Mehr von deinen Küssen
losfahren? Sie sieht ein bisschen angeschlagen aus für eine wichtige Verabredung.”
“Natürlich.” Auch Jackson bemerkte, dass sie blass geworden war und geradezu in Panik zu sein schien.
Haley, die sich wie eine dumme Gans vorkam, ergriff die Gelegenheit, um zu entfliehen. “Wenn es dir nichts ausmacht, gehe ich jetzt.” Ihr Blick kreuzte Jacksons, doch sie konnte ihn nicht deuten. “Ich hätte nicht einfach so ins Haus kommen sollen oder überhaupt nach River Trace. Tut mir leid, dass ich das Foto zerbrochen habe … und alles andere auch.” Dann verließ sie fluchtartig Merries Kammer.
“Ich ruf dich an!”, rief Jesse ihr nach. “Wir haben noch einiges zu besprechen.”
“Nein, Jesse, wir haben nichts zu besprechen. Ich habe mich geirrt, ich kann unseren Plan nicht in die Tat umsetzen.”
Kaum war sie aus der Tür, sah Jackson Jesse scharf an. “Was hatte das denn zu bedeuten? Wieso hat die Hoheit sich geirrt? Was ist das für ein Plan?”
“Ach nichts weiter.” Jesse zuckte mit den Achseln. “Sie wird sich schon wieder fangen. Ich hole jetzt Besen und Schaufel und helfe dir, die Scherben aufzukehren.”
Jackson lauschte auf das sich entfernende Motorgeräusch von Haleys Wagen und dachte an ihre unerklärliche Panik. “Wird sie sich wirklich fangen?”, murmelte er vor sich hin. “Solange sie solche Angst hat, bezweifle ich das.”
“Führst du neuerdings Selbstgespräche, Jackson?”
“Sieht ganz danach aus.”
“Zu schade, dass Haley heute eine Verabredung hat.”
“Würdest du gefälligst aufhören, von ihrer verflixten Verabredung zu reden!”
Jesse erwiderte nichts, und sie kehrten gemeinsam die Scherben auf. Erst nach einem verschmitzten Seitenblick auf Jackson meinte er: “Wie willst du denn erklären, dass dein Gesicht aussieht, als wärst du einer Wildkatze in die Quere gekommen?”
“Dass genau das geschehen ist, werde ich sagen.”
Jesse lachte leise. “Klingt plausibel. Besonders, weil es hier in der Küstenregion ja so viele Wildkatzen gibt.”
7. KAPITEL
“Verflixt!”
Jackson löste den Blick von der Fliege, die ihm nicht gelingen wollte, und schaute überrascht seinem Spiegelbild in die Augen.
Seit Tagen kreisten seine Gedanken ständig um Haley Garrett. Doch jetzt hatte seine Fliege ihn automatisch an Lady Mary und ihre strengen Regeln für Abendkleidung denken lassen.
Er war acht gewesen, als er mit Adams und Lincoln zweimal in der Woche zu ihrem Benimmkurs gegangen war. Denn der gestrenge Gus Cade bestand darauf, dass seine Söhne lernten, wie man sich in vornehmer Gesellschaft benahm.
“Sogar, wie man eine verflixte Fliege bindet. Wenn sie nicht widerspenstig ist.” Jackson musste lächeln, denn “verflixt” war das einzige Schimpfwort, das Lady Mary zuließ. Vergangene Woche hatte er wenig Grund zum Lachen gehabt. Dank Jesse.
Mit schöner Regelmäßigkeit hatte er auf Wildkatzen und Kratzer angespielt. Jackson besah sich die fast verheilten Spuren von Haleys Fingernägeln auf seiner Wange. Spuren, die neugierige Fragen ausgelöst hatten. Besonders bei seinen Brüdern. Und natürlich hatte Yancey ausgerechnet letzte Woche wieder einmal nach River Trace kommen müssen.
Seine immer gleiche Erklärung, um die endlosen Sticheleien abzuwehren, ihn habe eine Wildkatze gekratzt, war nicht einmal gelogen. Denn in den sieben Tagen, seit er Haley zuletzt gesehen hatte, war ihm klar geworden, dass ‘Wildkatze’ ebenso gut zu ihr passte wie ‘Hoheit’.
Er hatte keineswegs vergessen, mit welcher abgrundtiefen Panik sie ihn angesehen hatte, ehe sie sich energisch zur Wehr gesetzt hatte.
“Du hast es vermasselt”, hielt er seinem Spiegelbild vor. “Die erste Frau, die den Schutzwall durchbricht, den du um dein Herz gelegt hast, und du vermasselst es.”
Auf einmal war er zu gereizt, um sich noch weiter mit seiner Fliege zu befassen. Er würde heute Abend Lincolns Beispiel folgen und sie von Lady Mary binden lassen.
“Lady Mary, genau”, murmelte er, während er sein Jackett vom Bügel nahm.
“Wenn du nicht aufhörst, Selbstgespräche zu führen, mein Junge, werden wir dir noch einen Wärter besorgen müssen”, ließ Jesse sich von der Tür her vernehmen.
“Jesse! Was machst du denn hier? Und so schick in Schale!”
Wie sich herausstellte, wollte Jesse auch zu Edens Fest, das sie zugunsten der Kinderstation des Krankenhauses gab.
“Wieso willst du da hin?”
“Wieso nicht?” Natürlich verriet Jesse nichts von dem schlauen Plan, den
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