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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hätte ich es.« Sie seufzte. »Ich liebe den Sommer, aber ehrlich gesagt bin ich froh, dass es in den letzten Tagen etwas kühler geworden ist. Fünfunddreißig Grad, das hält man nicht lange aus. Trotz Klimaanlage, trotz leichter Kleidung, man kommt sich immer vor, als hätte man eine dicke Wolldecke um.«
    Sie trug einen Baumwollhosenanzug, der nach dem köstlichen und nicht unbedingt kärglichen Essen auf dem Kreuzfahrtschiff nun an so manchen Stellen zwickte und zwackte. Ebenfalls hatte sie registriert, dass sich in ihrem rot gefärbten Haar der verräterische weiße Haaransatz zunehmend bemerkbar machte. Leider befand sich ihr Friseur Dale im Urlaub auf Tortola. »Wie habe ich nur zulassen können, dass es so herauswächst. Und Dale kommt erst nächste Woche zurück«, jammerte sie. »Ich sehe bald aus wie eine alte Vogelscheuche.«
    »Du siehst wie immer umwerfend aus, meine Liebe«, versicherte Willy ihr. »Wenigstens haben wir beide noch Haare, über die wir uns Sorgen machen können. Kathleens Anwalt ist ja ein ganz netter Kerl, aber die drei Strähnen, die er sich immer über die Platte kämmt, sollte er sich auch noch abschneiden lassen, dann sieht er wenigstens wie Bruce Willis aus …«
    Willy hielt inne. »Alvirah, du kommst zu spät. Lillian verlässt gerade das Gebäude.«
    »Oh, nein«, entfuhr es Alvirah, als sie Lillian Stewart sah, die in einem leichten Jogginganzug und Turnschuhen auf den Bürgersteig trat und sich nach rechts wandte. An ihrer linken Schulter baumelte eine Handtasche, unter dem rechten Arm trug sie etwas, was wie eine zusammengefaltete Einkaufstasche aussah.
    »Fahr ihr nach, Willy«, befahl Alvirah.
    »Alvirah, auf dem Broadway ist immer viel Verkehr. Ich werde ihr nicht lange folgen können. Sonst stauen sich hinter uns die Hälfte aller New Yorker Busse und Taxis.«
    »Schau, Willy, sie geht in Richtung Norden. Sieht so aus, als bleibt sie auch noch den nächsten Block auf dem Broadway. Fahr voraus und halt an der nächsten Ecke an. Hier parken sowieso alle in zweiter Reihe, also kannst du das auch.«
    Willy, der wusste, dass jeder Protest zwecklos war, tat, was ihm gesagt wurde. Als Lillian den nächsten Block erreichte, überquerte sie allerdings nicht mehr die Straße, sondern bog rechts ab.
    »Ah, gut«, sagte Alvirah. »Das ist eine Einbahnstraße. Bieg ebenfalls rechts ab, Willy.«
    »Jawoll, Sir«, kam es gelassen von Willy, der den Blinker setzte und ihr folgte.
    An der nächsten Ecke stieß Alvirah einen Triumphschrei aus. »Schau, Willy! Sie betritt die Bank. Ich wette, sie stattet ihrem Schließfach einen Besuch ab. Und wenn sie wieder herauskommt, wird irgendetwas in dieser Tasche sein, die sie unter den Arm geklemmt hat. Schließlich hat sie Richards Zwei-Millionen-Dollar-Angebot angenommen. Die beiden sollten sich schämen.«
    Erneut musste Willy einige Meter vom Eingang zur Bank entfernt in zweiter Reihe parken. Kurz darauf klopfte es an die Fahrerscheibe, dazu zeigte sich kein besonders freundliches Gesicht. »Fahren Sie weiter, Sir«, befahl der Verkehrspolizist. »Sie können hier nicht stehen bleiben.«
    Willy blieb keine andere Wahl. »Was soll ich jetzt machen, Liebling?«, fragte er. »Ich kann hier nirgends parken.«
    Alvirah hatte bereits die Beifahrertür geöffnet. »Fahr um den Block. Ich steige aus und verstecke mich hinter dem Obststand. Und wenn sie herauskommt, folge ich ihr. Wahrscheinlich kehrt sie in ihre Wohnung zurück … oder sie trifft sich irgendwo mit Richard. Falls ich nicht mehr hier sein sollte, wenn du zurückkommst, ruf ich dich auf dem Handy an.«
    Sie stieg aus, und erneut kam der Polizist an die Seitenscheibe und wies Willy an, weiterzufahren. »Schon gut, Officer, schon gut«, sagte er. »Bin ja schon unterwegs.«

43
    U m neun Uhr veranlasste Richard in der Vermögensverwaltung von Roberts and Wilding in der Chambers Street, dass zwei Millionen Dollar aus seinem Fonds herausgelöst und auf das Konto von Lillian Stewart überwiesen wurden.
    »Richard, Sie können, wie besprochen, insgesamt mehrere Millionen Dollar steuerfrei jemandem als Schenkung vermachen. Soll diese Überweisung in diese Kategorie fallen?«, fragte Norman Woods, sein Finanzberater.
    »Ja, das wäre gut«, antwortete Richard. Er war ziemlich nervös und hoffte, dass es nicht allzu sehr auffiel.
    Der weißhaarige Woods, wie immer mit dunkelblauem Anzug, weißem Hemd und gemusterter blauer Krawatte, stand kurz vor seinem fünfundsechzigsten Geburtstag und

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