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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hatte es nicht mehr weit bis zur Pensionierung. Fast hätte er jetzt etwas ganz und gar Untypisches gesagt wie: »Richard, darf ich fragen, ob Sie Ms. Stewart ein romantisches Interesse entgegenbringen? Ich weiß nämlich, dass sich Ihre Mutter und Ihr Vater darüber sehr freuen würden.«
    Stattdessen bestätigte er mit unbewegter Miene, dass das Geld unverzüglich auf Ms. Stewarts Konto transferiert würde, sobald Richard die entsprechende Kontonummer nannte.
    Richard bedankte sich und verließ das Büro.
    Kaum war er wieder in der Lobby des Gebäudes, wählte er Lillians Handynummer.

44
    A lvirah wartete hinter dem Obststand versteckt darauf, dass Lillian die Bank verließ. Um zehn nach neun bog Willy um die Ecke, winkte ihr zu und setzte zu einer neuen Runde um den Block an. Um zwanzig nach neun ging die Tür zur Bank auf, und Lillian trat auf den Bürgersteig. Wie von Alvirah erwartet, hielt sie in der linken Hand die Einkaufstasche, die nun nicht mehr zusammengelegt, sondern augenscheinlich mit irgend etwas gefüllt war.
    Willy sollte jeden Augenblick wieder auftauchen, dachte Alvirah, doch dann stellte sie bestürzt fest, dass Lillian entgegen der Verkehrsrichtung durch die Einbahnstraße ging. Wahrscheinlich ist sie also auf dem Heimweg, entschied Alvirah. Dann folge ich ihr am besten und rufe Willy auf dem Handy an.
    An der Ecke zum Broadway aber überquerte Lillian die Straße. Vielleicht, dachte Alvirah, will sie auch zur U-Bahn.
    Lillian ging jetzt zügig. Schwer schnaufend beschleunigte auch Alvirah ihre Schritte und hielt mit einem Auge nach Willy Ausschau, der in diesem Moment um die Ecke kam, ohne allerdings in ihre Richtung zu blicken. Dann muss er eben weiterhin um den Block fahren. Ich kann jetzt nicht auch noch in meiner Handtasche nach dem Handy wühlen.
    Es strengte sie gewaltig an, Lillian auf den Fersen zu bleiben, ohne von ihr gesehen zu werden. Beide gingen die Treppe zur U-Bahn-Station hinunter, wo auf dem überfüllten Bahnsteig gerade ein einfahrender Zug zu hören war. Nahezu gleichzeitig griffen Alvirah und Lillian in ihre Tasche und zogen ihre MetroCard heraus. Dann folgte Alvirah ihr mit einigen Schritten Abstand durch das Drehkreuz und sah den Zug einfahren. Lillian eilte auf den Bahnsteig und drängte sich in die U-Bahn. Alvirah, dankbar um die vielen Menschen, schlüpfte in denselben Waggon und versuchte, sich hinter einigen wohlbeleibten Fahrgästen zu verbergen.
    Alvirah ließ Lillian keine Sekunde aus den Augen. Diese hatte den Blick auf den Boden gerichtet, hielt sich am anderen Waggonende mit einer Hand an der Haltestange fest und umklammerte mit der anderen die Einkaufstasche. Als sich der Zug etwa zwanzig Minuten später der Station Chambers Street näherte, bewegte sich Lillian in Richtung Tür. Der Zug hielt an. Alvirah wartete kurz, um sicherzugehen, dass Lillian auch wirklich ausstieg, und verließ dann selbst, eingezwängt zwischen anderen Fahrgästen, den U-Bahn-Waggon.
    Im dichten Gedränge auf dem Bahnsteig fiel Alvirah hinter Lillian zurück, die bereits eine halbe Treppenflucht voraus die Stufen zur Straße hinaufeilte. Und dann wurde Alvirah der Weg von einer dicken Frau mit Stock versperrt, die sich Stufe für Stufe die Treppe hinaufmühte. Alvirah schnaubte frustriert, aber wegen der entgegenströmenden Fahrgäste kam sie nicht an dem Hindernis vorbei.
    Als sie endlich oben auf der Straße stand, sah sie sich hektisch um.
    Von Lillian fehlte jede Spur.

45
    Z wanzig Minuten nach zehn fuhr er vor die schweren Metalltore an der Rückseite des Lagerhauses. Lillian saß neben ihm auf dem Beifahrersitz. Es hatte keine zehn Minuten gedauert, um von der U-Bahn-Station zu dem abgelegenen, zwei Straßenzüge vom East River entfernten Gewerbegebiet zu kommen.
    Zu seinen Briefkastenfirmen, die nur auf dem Papier bestanden und einzig zu dem Zweck gegründet worden waren, um seine Identität zu verschleiern, gehörten auch die mit Brettern vernagelten Gebäude zu beiden Seiten des Lagerhauses. Hier hatte er sich seine prachtvolle geheime Welt mit all den Antiquitäten geschaffen. In gewisser Weise bedauerte er, dass er seine unschätzbare Sammlung nie einem anderen Menschen hatte zeigen können. Nur heute, heute würde es geschehen. Lillian würde vor Ehrfurcht sicher der Kopf schwirren, sobald sie seine Schätze im ersten Stock zu sehen bekam. Der größte Schatz von allem aber befand sich in ihrer Tasche, die sie so fest an sich drückte.
    Jonathan hatte es ihm gezeigt,

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