Mein Auge ruht auf dir - Thriller
Lillian könnte auch etwas mit Charles gehabt haben, packte sie der Zorn. Auch dann, als sie mit Alvirah und Willy stundenlang in der Lobby wartete, konnte sie an nichts a nderes mehr denken. Schließlich, um halb sechs, sagte sie: »Ich glaube, wir sollten Detective Benet den von Ihnen aufgezeichneten Anruf vorspielen, Alvirah. Wenn er das hört, wird er Lillian und Richard damit konfrontieren. Und ich fahre jetzt nach Hause. Wer weiß, vielleicht sind Lillian und Richard ja irgendwo beim Feiern.«
»Ich bin gleich wieder da«, sagte Alvirah. »Der neue Pförtner hat nämlich gerade seine Schicht angetreten, mit dem werde ich mal kurz plaudern.« Fünf Minuten später kam sie höchst zufrieden zurück. »Ich habe ihm zwanzig Dollar zugesteckt und gesagt, wir hätten für Lillian eine Überraschung parat, ihre Cousine sei unerwartet in der Stadt. Diese Cousine sind natürlich Sie, Mariah. Ich habe ihm meine Nummer gegeben, und er wird sich bei mir melden, wenn sie zurückkommt.«
Mariah zog Benets Visitenkarte aus ihrer Brieftasche. »Alvirah«, sagte sie, »wir sollten nicht mehr länger warten. Es ist an der Zeit, Detective Benet anzurufen. Sie können ihm die Aufzeichnung vorspielen, wenn Sie zu Hause sind. Und dann sehen wir weiter.«
50
K athleen Lyons saß am Mittwochnachmittag auf einem Stuhl am Fenster ihres Krankenhauszimmers, neben sich hatte sie eine Tasse Tee. Sie hatte gedöst, und nach dem Aufwachen sah sie apathisch hinaus zu den Bäumen und den Sonnenstrahlen, die durch das dichte Laub fielen. Dann beugte sie sich vor. Dort, halb versteckt hinter einem der Stämme, stand doch jemand.
Eine Frau.
Es war Lillian.
Kathleen stand auf, stützte sich auf das Fensterbrett und kniff die Augen zusammen, um Lillian besser erkennen zu können.
»Ist Jonathan bei ihr?«, murmelte sie. Und dann sah sie, dass Lily und Jonathan sich gegenseitig fotografierten.
»Ich hasse euch!«, schrie Kathleen. »Ich hasse euch beide!«
»Kathleen, was ist denn?« Eine Schwester eilte ins Zimmer.
Kathleen packte den Löffel, der auf der Untertasse lag, fuhr herum und richtete den Löffel mit wutverzerrtem Gesicht auf die Schwester.
»Peng … peng … stirb, verdammt noch mal! Ich hasse dich, ich hasse dich …«, kreischte sie, bevor sie erschöpft auf dem Stuhl zusammenbrach. Mit geschlossenen Augen stöhnte sie: »So viel Lärm … so viel Blut«, während ihr die Schwester eine Beruhigungsspritze in den dünnen, zitternden Arm gab.
51
G reg Pearsons Befragung durch die Detectives Benet und Rodriguez verlief weitaus weniger dramatisch als die von Albert West, nachdem sich dieser zu seinen Anschuldigungen gegen Charles Michaelson hatte durchringen können.
Pearson erklärte, er sehe sich als guten Freund von Jonathan Lyons und habe ihn sechs Jahre zuvor kennengelernt, nachdem er sich spontan zu Jonathans jährlicher archäologischer Exkursion gemeldet hatte.
»Jon, Albert, Charles und Richard waren ungemein leidenschaftlich bei der Sache«, sagte er. »Ich hatte große Ehrfurcht vor ihrem Wissen. Am Ende dieser ersten Exkursion hatte ich Feuer gefangen und wusste, dass ich mich auch für die nächste Ausgrabung melden würde.«
Er bestätigte, dass sie etwa einmal im Monat bei den Lyons zum Essen eingeladen waren. »Wir haben diese Abende immer sehr genossen«, erzählte er. »Obwohl es natürlich sehr schmerzlich war, mitzuerleben, wie eine so schöne und bezaubernde Frau wie Kathleen vor unseren Augen geistig mehr und mehr verfiel.«
Auf die Frage nach Lillian antwortete er: »Zum ersten Mal ist sie vor fünf Jahren zu Jonathans Exkursion mitgekommen. Jonathan war ihr von Anfang an verfallen, das war nicht zu übersehen. Es hat keine drei Tage gedauert, da haben sie bereits die Nacht zusammen verbracht und daraus auch keinen Hehl gemacht. Und wenn man von ihrer Beziehung wusste, war es offen gesagt immer ein wenig peinlich, wenn man gesehen hat, wie sie und Charles sich bei Jonathans Essen benahmen. Als Kathleen dann diese Fotos fand, war es damit natürlich vorbei, von da an hat Lillian keinen Fuß mehr ins Haus gesetzt.«
Greg gab unumwunden zu, dass Jonathan ihm von seinem Fund erzählt hatte. »Jon hat nicht von sich aus angeboten, mir das Pergament zu zeigen. Er wollte es erst begutachten lassen. Ich sagte ihm, ich würde es irgendwann ganz gern sehen, und er meinte, wenn er die Expertenmeinungen eingeholt habe, werde er es mich sehen lassen.«
»Wo waren Sie an dem Montagabend, an dem Professor Lyons
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