Mein Auge ruht auf dir - Thriller
kidnappen will?«, scherzte Alvirah.
»Ich bin mir da nicht so sicher, ob er dazu nicht doch in der Lage wäre. Wenn er in dieser ganzen Sache mit drinhängt und fürchtet, du hättest Lunte gerochen, könnte er dir anbieten, dich nach Hause zu begleiten – und dann kommst du nie hier an.«
Sie überquerten gerade die Straße und sahen Albert das Diner betreten. Als sie kurz darauf eintrafen, saß er bereits an einem Tisch und winkte ihnen zu.
Kaum hatten sie Platz genommen, als auch schon die Bedienung an ihren Tisch kam und die Bestellung aufnahm. Alle drei wählten Caffè Latte. Der jungen Frau, die offensichtlich auf eine Essensbestellung und damit auf ein höheres Trinkgeld gehofft hatte, stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Nachdem die Bedienung außer Hörweite war, begann Albert mit überraschend nervöser Stimme: »Alvirah, Ihnen eilt der Ruf einer ziemlich guten Detektivin voraus. Sie sind sicherlich nicht hier, um mit mir bei einer Tasse Kaffee über das schöne Wetter zu reden. Haben Sie etwas herausgefunden?«
»Mir ist ein Gerücht zu Ohren gekommen. Ich werde Ihnen nicht sagen, von wem ich es aufgeschnappt habe. Meines Wissens sind Sie in den vergangenen eineinhalb Jahren, nachdem Lillian das Haus in Mahwah nicht mehr betreten hat, immer zusammen mit Charles zu den Abendessen bei Jonathan gefahren.«
»Ja, das ist richtig. Davor hat Lillian Charles begleitet, und ich bin allein in meinem Wagen gekommen.«
»Albert, laut diesem Gerücht bietet Charles das Pergament auf dem Schwarzmarkt zum Kauf an. Halten Sie das für möglich?«
Albert war deutlich anzusehen, dass er es vorgezogen hätte, darauf nicht zu antworten.
Schließlich sagte er: »Ich halte das nicht nur für möglich, ich habe es gestern bei meiner Befragung durch die Polizei in New Jersey sogar selbst angesprochen. Ich habe Charles immer als einen guten Freund betrachtet, es fällt mir daher schwer, darüber zu reden.«
Alvirah lehnte sich zurück, als die Bedienung ihnen die hohen Latte-Gläser servierte. »Was haben Sie den Detectives erzählt?«
»Was ich jetzt auch Ihnen erzählen werde. Ich habe die Information von Desmond Rogers, einem seriösen reichen Sammler, der vor einigen Jahren von Charles hintergangen wurde. Er hat nicht gesagt, woher er es weiß, und ich habe ihn nicht danach gefragt.«
Albert nahm einen Schluck von seinem Caffè Latte, und da ihm klar war, dass er gleich von Alvirah ins Kreuzverhör genommen würde, wiederholte er nachfolgend alles, was er schon der Polizei über Charles und Desmond erzählt hatte.
»Wollen Sie Desmond Rogers anrufen und ihn fragen, woher er seine Informationen hat? Das wäre sehr wichtig.«
Albert runzelte die Stirn. »Offen gesagt, Desmond Rogers bezahlt vertrauenswürdige Informanten, damit sie ihn auf dem Laufenden halten, was gerade auf dem Markt angeboten wird. Ich bin überzeugt, ohne erstklassige Herkunftsbescheinigung würde er nie kaufen – weshalb er auch nie für dieses Pergament geboten hätte.«
»Albert«, erwiderte Alvirah, »ich sage ja gar nicht, dass Rogers irgendetwas Falsches getan hat. Aber Sie haben uns gesagt, dass er wegen Charles eine Menge Geld verloren hat. Vielleicht ist er deswegen nur allzu gern bereit, diese Art von Informationen weiterzugeben. Aber vergessen Sie nicht, das alles hat mit Jonathans Tod zu tun – und deswegen ist es von großer Bedeutung, ob er oder seine Informanten wirklich über handfeste Beweise verfügen. Ihm muss klar sein, dass sowohl der Mord an Jonathan als auch das Verschwinden der beiden Frauen mit dem Pergament zusammenhängen.«
Albert schüttelte den Kopf. »Meinen Sie, der Gedanke wäre mir nicht auch schon gekommen?«, fragte er matt und zückte dabei sein Handy. »Ich bin von Desmonds Rechtschaffenheit felsenfest überzeugt. Das Pergament oder andere Hehlerware würde er nie anrühren. Ich kann Ihnen auch versichern, dass er seine Informanten nie preisgeben würde. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen. Ich gehe kurz raus und rufe ihn an. Ich bin gleich wieder da.«
Er war für ganze zehn Minuten verschwunden. Wut schnaubend und mit gerötetem Gesicht kam er schließ lich zurück. »Ich hätte nie gedacht, dass Desmond Rogers so etwas abzieht. Seitdem ich der Polizei von Charles erzählt habe, plagen mich Gewissensbisse. Und jetzt muss ich erfahren, dass Desmond es nicht von einer vertrauenswürdigen Quelle hat. Als ich ihn darauf angesprochen habe, hat er erst herumgedruckst, bis er
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