Mein Baby!
überhaupt nicht mehr an die Nachricht des Regisseurs gedacht. Wenn es ihm früher eingefallen wäre, hätte er den Mann gebeten, zu ihm nach London zu kommen. Jetzt war er froh, dass er es nicht getan hatte.
Er war sich ziemlich sicher, dass Andie so etwas wie eine Atempause brauchte und allein sein wollte. Und ich brauche Zeit zum Nachdenken nach dem Besuch von heute Nachmittag, sagte er sich. Es ging um ein Problem, das nichts mit Andie zu tun hatte. Er musste überlegen, wie er die drei Wochen bis zur Hochzeit überbrücken sollte. Wenn diese Frau auch nur ahnte, dass er heiraten wollte, dann …
Ärgerlich presste er die Lippen zusammen. Er konnte immer noch nicht begreifen, warum sie ausgerechnet am Tag seiner Verlobung wieder aufgetaucht war. Normalerweise ließ sie sich monatelang nicht blicken. Wenn er dann anfing zu glauben, sie sei für immer aus seinem Leben verschwunden, stand sie plötzlich vor ihm, so wie an diesem Nachmittag.
Jedes Mal wollte sie nichts anderes als Geld. Und aus lauter Gutmütigkeit und weil er sich daran erinnerte, dass er sie einmal geliebt hatte, gab er ihr, was sie haben wollte.
Ihm war klar, dass er Andie früher oder später erzählen musste, was diese Frau ihm bedeutet hatte. Er wollte damit jedoch warten, bis er mit Andie verheiratet war.
Du bist ein Feigling, flüsterte eine innere Stimme ihm zu. Ja, das bin ich, gestand er sich ein. Aber er wollte Andie nicht verlieren. Lieber war er ein Feigling.
Er richtete sich im Sessel auf und versuchte, sich ein Lächeln abzuringen, was ihm gründlich misslang. Wie hätte es auch anders sein können? Seit er am Nachmittag dieser Frau begegnet war, war die Welt für ihn nicht mehr in Ordnung. Einerseits freute er sich auf die Hochzeit mit Andie, andererseits hatte er Angst, sie würde gar nicht stattfinden.
„Zu unserem Termin am Montag bei Jonas bin ich rechtzeitig zurück“, versprach er ihr.
Andie schluckte. „Ich kann verstehen, dass du mit dem Regisseur sprechen musst. Immerhin ist es deine Arbeit“, erwiderte sie sanft und lächelte. Ihr Blick blieb jedoch ernst.
Adam hätte Andie am liebsten umarmt und ihr alles erzählt. Er wollte sie um Geduld und Verständnis bitten für eine Situation, die ihm schon jahrelang Kummer bereitete. Er brachte es jedoch nicht über sich, denn er hatte es schon viel zu lange für sich behalten. Nur mit Barbara hatte er über Glenda gesprochen. Er hatte sie gut genug gekannt und gewusst, dass sie sein Geheimnis niemals ausgeplaudert hätte.
„Ich bin wirklich müde, Adam“, sagte Andie ruhig, ohne ihn anzusehen. „Du hast sicher noch einiges zu erledigen, ehe du morgen nach Deutschland fliegst.“
Wir entfernen uns innerlich immer weiter voneinander, und ich weiß nicht, wie ich diese Entwicklung aufhalten und verhindern kann, überlegte Adam.
„Was machst du, wenn ich nicht da bin?“, fragte er.
In ihren Augen blitzte es empört auf. „Ich habe mich bisher sehr gut allein beschäftigen können, Adam“, erwiderte sie verächtlich. „Und das werde ich auch weiterhin tun.“
„So habe ich es doch gar nicht gemeint. Ich habe mich nur dafür interessiert, was du …“ Er unterbrach sich. Wahrscheinlich hatte er sich wirklich irgendwie gönnerhaft oder herablassend angehört. Aber er hat nur etwas Nettes sagen wollen, ehe er sich verabschiedete.
Andie stand auf und streichelte ihm den Arm. „Es ist okay, Adam. Ich verstehe dich. Wir brauchen Zeit, um uns an die neue Situation zu gewöhnen.“
Er blickte sie an, und seine Miene hellte sich auf. Sie war wirklich Barbara sehr ähnlich. Vielleicht sollte er Andie alles anvertrauen …
Nein, das Risiko wollte er nicht eingehen, jedenfalls nicht vor der Hochzeit. Später musste er sowieso mit ihr darüber reden, er hatte dann gar keine Wahl mehr.
Als er aufstand, wich Andie zurück. Er lächelte spöttisch. Wenn Andie jedes Mal zusammenfuhr, wenn er ihr zu nahe kam, würden sie wohl kaum eine normale Ehe führen können.
„Ich rufe dich aus Berlin an“, versprach er ihr.
„So?“, fragte sie skeptisch und begleitete ihn zur Tür.
„Natürlich.“ Er drehte sich zur ihr um und packte sie an den Armen. Dann betrachtete er ihr schönes Gesicht. „Ich muss doch wissen, ob es meiner Verlobten gut geht“, neckte er sie.
„Deiner schwangeren Verlobten“, korrigierte Andie ihn.
Damit wollte sie sagen, dass sich Adam in erster Linie für das Wohlergehen des Babys interessierte und nicht so sehr für sie selbst.
Allzu gern
Weitere Kostenlose Bücher