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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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ich wollte, du würdest es auch nicht tun. Wir werden nur kurz am Château anläuten, unser Beileid bekunden, die Taschen austauschen und wieder heimfahren. Wir haben Dienstagabend, morgen sind wir schon wieder in Frean Hall, und wir sehen uns am Freitag, wenn du kommst. Ich freue mich schon so auf dich.«
    »Oh Jules, tu mir nur den Gefallen und belästige die Deschanels nicht länger als nötig, okay?«

    »Schatz, vertrau mir einfach.«
    Grimmig stand Julia auf und gab ihrem Onkel, der soeben ein Taxi angehalten hatte, das Telefon zurück. Mit gesenktem Kopf trottete sie zum Kofferraum des Wagens, um ihren Trolley zu verstauen. Mit einem Mal war all die Aufregung über ihre Mission, all das Adrenalin aus ihr gewichen. Vielleicht hatte Lorenzo Recht. Vielleicht war sie wirklich unsensibel und töricht.
     
     
    Der freundliche Taxifahrer schien Julia und Quinn für Freunde der Deschanels zu halten, die anlässlich der Beerdigung angereist waren. Aus seinen Erzählungen wurde sehr schnell klar, dass die Deschanels eine hoch geachtete Familie in der Region waren und dass der Tod des Familienoberhaupts viele Leute getroffen hatte. Sie erfuhren außerdem, dass Madame Deschanel ebenfalls verstorben war und dass das Château nun in den Besitz des Sohnes übergehen sollte.
    »Er wird ein sehr beschäftigter Junge sein, non ?«, sagte der Fahrer mit einem traurigen Lächeln. Auf dem Rücksitz murmelten Julia und Quinn Worte der Zustimmung. Sie mussten sich in Acht nehmen und sich nicht anmerken zu lassen, dass sie weder etwas über die Deschanels wussten noch trauernde Freunde waren. Stattdessen hielten sie sich an kurze, höfliche Floskeln, waren aber dankbar für jede Vorabinformation.
    Das letzte Tageslicht verblasste langsam, als sie am Fuße der Alpen entlangfuhren und sich allmählich der breiten Auffahrt zum Château Deschanel näherten. Julia konnte kaum mehr atmen. Die Einschätzung des Taxifahrers und
das Gespräch mit Lorenzo hatten dazu geführt, dass sie sich in ihrem Vorhaben schäbig fühlte. Hoffentlich würde die ganze Sache schnell über die Bühne gehen.
    »Voilà!« Der Wagen war um die letzte Kurve gebogen, und der Blick auf das dezent angestrahlte Château lag frei.
    »Wow.« Onkel Quinn war selten so sparsam mit seinen Worten.
    Das Château Deschanel wirkte majestätisch, imposant, aber dennoch einladend. Der Bau war in absoluter Symmetrie errichtet, der honigfarbene Sandstein schmiegte sich perfekt in die satte grüne Landschaft hoch über dem Mittelmeer. Jedes der deckenhohen Fenster war in vierundzwanzig Scheiben unterteilt und von schweren hölzernen Fensterläden flankiert. Eine breite Treppe führte hinauf zu der massiven Eichentür, und hinter den schweren zugezogenen Vorhängen schimmerte sanftes Licht hervor.
    Beim Anblick des erleuchteten Hauses schlug Julias Stimmung erneut um. Sicher war sie nervös, aber das eingeschaltete Licht erinnerte sie daran, dass Lorenzo Recht gehabt hatte. In dem Haus befanden sich Menschen. Und sie und ihr Onkel waren dabei, aufrichtig trauernde Fremde zu belästigen, und das alles nur wegen ihrer nicht gerade selbstlosen Mission.
    In der Zwischenzeit hatte der Taxifahrer ihr Gepäck aus dem Kofferraum geholt, Onkel Quinn drückte ihm viel zu viel Geld in die Hand, und der Fahrer brauste davon.
    »Nein!«, schrie Julia. Doch es war zu spät. »Wir hätten ihn bitten müssen, auf uns zu warten! Wir werden doch nicht länger als zwei Minuten benötigen.«

    »Schätzchen, in Südfrankreich gibt es nichts, für das man nur zwei Minuten benötigt. Ich lebe weit länger als du in diesem Land. Keine Angst, ich habe mir seine Karte geben lassen. Also, courage !«
    »Vielleicht sollten wir wenigstens das Gepäck verstecken?«, merkte sie betreten an.
    »Gute Idee.«
    Quinn rollte ihre Koffer aus dem Blickfeld des Eingangsbereichs hinter einen duftenden Rosenbusch, stieg dann die Treppen empor und klingelte beherzt an der Tür. Sie warteten angespannt. Nach ein paar Minuten waren im Inneren des Hauses Schritte zu hören, und Julia hielt erneut den Atem an.
    Ein junger Mann Ende zwanzig öffnete die Tür. Er war groß, gebräunt, mit athletischer Figur und einem attraktiven, ausdrucksstarken Gesicht, und leger in Jeans und einem leichten weißen Leinenhemd gekleidet. Julia, die normalerweise über tadellose Manieren verfügte, konnte nicht umhin, als ihn mit offenem Mund anzustarren, denn zu ihrer eigenen Überraschung erkannte sie den Mann sofort.
    »Luc Desch!«, rief

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